Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Wort.
»Die Unterwelten
sind nicht untätig. Sie haben gelernt, die Sehnsucht der
Menschen zu verstehen und haben sich des einzigen Instrumentes
auf der Welt zunutze gemacht, um möglichst viele Menschen zu
erreichen – das Internet. Irgendjemand hat das Vademecum ins
World Wide Web gesetzt und gewartet. Sie brauchten nur einen
einzigen Menschen, der daran glaubt. Die satanischen Verse haben
geschlafen, bis Jeffrey Bluewater sie im Jahre 2005 wieder zum
Leben erweckt hat. Und jetzt ist er Raha. Er hat sein
Vermächtnis des Grauens übernommen.«
Amy durchfuhr bei
seinen Worten ein kalter Schauer und ihr Herz hämmerte in ihrer
Brust. Michael, der ihre Gefühlsregung innerlich spürte, drehte
sich zu ihr um und lächelte ihr unmerklich zu. Für den Bruchteil
einen Augenblicks spürte sie seine Wärme in sich. Das Gefühl
hielt nicht lange an. Tohu erhob sich wieder von seinen Platz
und seine geballte Stimme hallte in unzähligen Echos von den
Wänden des sakralen und heiligen Saales wider.
»Lanu bildet den
Schlüssel zu Rahas Geschichte. Wir wissen, dass er Lanu ganz
bewusst ausgesucht hat. Denn nur dieser ist durch die
Blutsbrüderschaft mit Michael in der Lage, seine Gedanken zu
lesen. Unsere Gedanken scheinen ihm verschlossen zu bleiben. Der
Angriff gestern auf Amy Kimimala Mallone war kein Zufall. Der
Läufer hat sie bewusst ausgesucht. Danach wartete Lanu auf
Michael. Raha will etwas von uns haben, das für ihn scheinbar
größte Bedeutung hat - und wir müssen herausfinden was es ist. Der unerwartete Tod des Läufers hat Lanu scheinbar
abgeschreckt und er konnte Amy nicht mehr töten, um Michael zu
verletzten. Wir sind uns auch ziemlich sicher, dass er Michaels
Gedanken in dem Chaos gestern nicht mehr lesen konnte…«
Sebastién wagte es
und unterbrach Tohu mit seiner Frage.
»Woher weiß der
weise Rat, das das Vademecum und diese Welt tatsächlich
existiert? Ich habe davon noch niemals etwas gehört.«
Einige der
Geisterkrieger nickten bei der Frage und eine leise gemurmelte
Diskussion entstand unter den Beteiligten. Sie hatten durch die
Jahrhunderte hindurch schon gegen viele böse Mächte gekämpft.
Aber keiner konnte sich an den Namen Rahas oder an eine Eiswelt
erinnern.
Die Garde der
Wamblis stoppte den Tumult mit einer gebieterischen Geste ihrer
Adlerhände.
Zu ihrer aller
Überraschung erhob sich nun Trivian, der dritte Dogianer vom
weisen Rat. Er, der sich normalerweise immer still im
Hintergrund hielt und seinen Brüdern das Wort überlies, blickte
mit ernstem Gesicht auf die Anwesenden.
»Er gibt nur sehr
wenige Aufzeichnungen darüber. Um ehrlich zu sein: es existiert
nur eine einzige Seite, die das Vademecum der satanischen Verse
und eine verborgene Eiswelt erwähnt.«
Ein Raunen ging
durch den Alkoven-Saal.
Milton griff ein
und stellte die Frage, die alle im Saal bewegte.
»Trivian, das ist
schwer nachzuvollziehen. Seitdem ihr uns zu Hütern der Lilie in
euren Gezeiten bestimmt habt, wurden unsere Kämpfe und alle
unsere Gegner im heiligen Gezeiten-Buch niedergeschrieben.«
»Das stimmt. Aber
lange vor unserer Zeit, haben unsere Vorahnen gegen einen
mephistophelischen und alle Dimensionen sprengenden, satanischen
Gegner gekämpft. Nachdem das Böse endlich gebannt war,
entschlossen sich die damaligen Hüter diese schwarze Macht für
immer zu verbannen und alle Aufzeichnungen zu verbrennen.«
Trivian blickte zu
seinen beiden Brüdern und dann wieder zurück in den schweigsamen
Saal.
»Das was wir an
Informationen haben, ist also nicht viel. Wir müssen selber
herausfinden mit wem wir es zu tun haben.
Als erstes müssen
wir herausfinden, wie sie zu besiegen sind. Wo, an welcher
Stelle sind die Läufer verletzbar? Und wie lange dauert es, bis
sie erneut versuchen werden in Michaels Visionen einzudringen?
Das kann unsere Welt nicht akzeptieren, denn das würde unseren
Untergang bedeuten.«
Nein, lieber
Himmel, lass das alles nicht geschehen… es ist nicht fair ,
flehte Amy mit tonloser Stimme.
Doch zeitgleich
wusste sie, dass das nun kommende Urteil nicht mehr rückgängig
gemacht werden konnte. Sie fühlte es in ihrem Herzen und
trotzdem hoffte sie immer noch auf ein Wunder.
Trivian setzte
sich wieder und stattdessen erhob sich erneut Tohu.
»Wir haben uns
diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch sie ist der
einzige Ausweg - die
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