Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Die ersten Anzeichen
sind dann Blässe, tiefe Mattigkeit und die Kinder haben keine
Lust mehr zu spielen. Sie sind nur noch unendlich müde. Manche
Kinder haben starke Gelenk- und Knochenschmerzen, weigern sich
teilweise zu laufen und wollen wieder getragen werden. Es kann
grundsätzlich jedes Organ treffen, in dem sich die bösartigen
Zellen einnisten. Wenn es, wie bei Zakki zu einem Befall der
Hirnhaut kommt, dann kommt es zu Sehstörungen, starken
Kopfschmerzen und teilweise zu unkontrollierten
Gesichtslähmungen und eben auch zu dem Brechreiz. Das ist einer
der schlimmsten Formen, die dementsprechend auch schwieriger zu
behandeln sind.«
»Und warum findet
ihr keinen Spender? Vielleicht stimmt ja meine Blutgruppe oder
die von Jack mit Zakki überein. Wir sind sofort bereit ihm zu
helfen.«
»Ja Pat, das weiß
ich. Aber es ist keine Frage der übereinstimmenden Blutgruppe,
wie viele Menschen denken. Bei einer Knochenmarktransplantation
schenkst, beziehungsweise spendest du, dem Erkrankten deine
gesunden Stammzellen. Dafür wird aus deinem Beckenkamm
Knochenmark entnommen. Die Blutgruppe muss dafür überhaupt nicht
übereinstimmen, denn der Erkrankte übernimmt nach der
Transplantation automatisch die Blutgruppe seines Spenders.
Wichtig ist nur, dass die Gewebemerkmale von Spender und
Empfänger übereinstimmen. Das findet man durch eine sogenannte
Typisierung heraus. Darum wird auch immer als erstes im
Familienkreis des Kranken nach einem gesunden Spender gesucht,
weil da die Übereinstimmung genetisch gesehen, am allergrößten
ist. Da Zakkis Mutter jedoch tot ist und nicht sehr lange im
Reservat wohnte, wissen wir nicht, wo und ob er überhaupt noch
lebende Familienangehörige hat. Und der Vater ist bei keiner
Meldebehörde registriert. Leider ist die Übereinstimmung bei
nicht verwandten Personen verschwindend selten. Darum ist es
auch so wichtig, dass sich möglichst viele Menschen untersuchen
lassen. Sie werden dann in einer Datenbank gespeichert. Der
Eingriff ist für sie auch nicht gesundheitsschädlich, denn das
entnommene und gespendete Knochenmark wird vom eigenen Körper
schon nach zwei Wochen wieder vollkommen ersetzt. Es ist nicht
so wie eine Nierenspende, die dir dann ein ganzes Leben lang
fehlt.«
Amy sah Patricia
an und freute sich über ihr aufrichtiges Interesse.
»Und in all den
Datenbanken ist keiner, der mit Zakki übereinstimmt?«, fragte
Patricia betroffen.
Amy schüttelte den
Kopf.
»Und du… Michael
oder seine Familie?«
»Nein, ich komme
leider auch nicht infrage und Michael…«, sie zuckte kurz
zusammen, »Michael und die anderen auch nicht.«
Erschrocken biss
Amy sich auf die Unterlippe, fast hätte sie das Geheimnis
verraten.
Doch sie konnte
Patricia unmöglich erzählen, dass die Geisterkrieger einen
andersartigen Blutkreislauf besaßen und dass ihre Körper durch
ihr Jahrhunderte langes Leben eine komplett andere Struktur
hatten.
»Vielleicht komme
ich oder Jack in Frage. Kannst du nicht einen Termin für uns
machen?«, fragte Patricia und blickte sie dabei hoffnungsvoll
an.
»Ja, ich ruf dich
morgen an. Die Typisierung wird von Dr. Esperanza durchgeführt.
Ich muss einen Termin mit ihm absprechen und dann sag ich dir
Bescheid.«
Von drinnen war
fröhliches Lachen zu hören. Amy stand langsam auf und blickte
durch das offene Terrassenfenster auf die spielenden Kinder. Ihr
Blick fiel sofort auf Zakki, der ein wenig abseits stand und
sich pausenlos den Kopf rieb. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
Scheinbar ließ die Dosis seiner Medikamente nach und seine
Kopfschmerzen waren wieder zurückgekehrt.
»Pat, ich denke es
wird Zeit, dass wir aufbrechen. Das war ein anstrengender Tag
für Zakki. Er braucht jetzt Ruhe und seine Medikamente«, sagte
sie entschuldigend.
»Kein Problem,
fahrt ihr nur. Lasst die Geschenke einfach liegen. Wir bringen
sie ihm dann morgen vorbei.«
»Meinst du, das er
trotz seiner Schmerzen einen schönen Tag hatte?«
»Einen sehr
schönen, davon bin ich überzeugt. Daran wird er sich sein ganzen
Leben erinnern«, erwiderte Amy. »Dankeschön, das du ihm das
ermöglicht hast. Das Geburtstagsfest war einfach perfekt. Du
bist wirklich eine Freundin, auf die man sich immer verlassen
kann.«
Stumm umarmten sie
sich und Amy genoss für einen winzigen Moment das Gefühl,
schwach sein zu dürfen und
Weitere Kostenlose Bücher