Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
ließ sich in Pats tröstender Umarmung
fallen. Es tat so gut, einmal nicht die starke und taffe
Assistenzärztin zu sein. Schließlich seufzte sie auf und löste
sich aus den tröstenden Armen. Anschließend gingen sie zusammen
in das Wohnzimmer und Amy kniete sich zu Zakki hinunter und
strich ihm warmherzig über seine dunklen Locken.
»Was meinst du,
wollen wir heimfahren, mein Schatz?«
»Mmmh…ja«,
murmelte er, »ich glaube ich bin müde. Und der Mann in meinen
Kopf haut mich wieder mit seinen Hammer«, flüsterte er ihr ins
Ohr.
»Dann komm, wenn
du willst, dann trag ich dich zum Auto und im Krankenhaus sorgen
wir ganz schnell dafür, dass das hämmern in deinem Köpf aufhört.
Das verspreche ich dir, okay?«
Er nickte matt und
ließ sich anstaltslos aufheben. Jack kam auf sie zu und strich
Zakki über den Kopf.
»Wir passen in der
Zwischenzeit auf deine Geschenke auf und morgen werden wir sie
vorbeibringen. Ist das in Ordnung für dich?«
»Das ist toll,
kommt Shanya auch mit?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Natürlich«,
versprach Patricia und erntete ein beseeltes Lächeln von ihm.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, startete Amy den Wagen
und fuhr langsam durchs Reservat. Ein Blick in den Rückspiegel
zeigte ihr, das Zakki erschöpft in seinem Kindersitz
eingeschlafen war.
Tief berührt
konzentrierte sie sich wieder auf die Straße und dachte nach.
Normalerweise
wurden angehende Arztstudenten schon im ersten Semester geraten
sich nicht zu emotional mit einem Patienten zu befassen. Aber
bei diesen kleinen Jungen war es bei ihr Liebe auf den ersten
Blick gewesen. In gewisser Weise besaß er eine subtile
Ähnlichkeit mit Michael. Genauso stellte sie sich ihren Sohn
vor, den sie hoffentlich einmal mit Michael zusammen haben
würde.
Und bei dem
Gedanken, dass ihr Kind von einer so heimtückischen Krankheit
befallen war, die niemand heilen konnte, verfiel sie in dumpfe
Panik. Sie parkte ihren Wagen in der Einfahrt der Hope-Klinik.
Leise öffnete sie die Wagentür, hob den schlafenden Zakki aus
dem Kindersitz und trug ihm in sein Bett.
Behutsam zog sie
ihm seine Schühchen aus und verzichtete darauf ihm auszuziehen,
um ihn nicht wieder aufzuwecken. Der Tag war für ihn schon
anstrengend genug gewesen. Sanft nahm sie seine rechte Hand und
zog behutsam den Ärmel von seinem T-Shirt nach oben, um den
Zugang, den er permanent hatte, an den Tropf anzuschließen. Das
Schmerzmittel würde schon sehr bald wirken. Danach gab sie der
Nachtschwester noch einige Anweisungen. Bedrückt, ihn alleine
zurück lassen, fuhr sie nach Hause.
****
Müde warf sie ihre
Schlüssel auf die Kommode im Flur, streifte sich die Ballerinas
von den Füssen und ging barfuß in die Küche, um sich einen
starken Kaffee zu machen. Sie wollte noch die Berichte der
letzten Testauswertungen durchlesen, die ihr Dr. Esperanza
überlassen hatte. Mit dem dampfenden Kaffeebecher schlenderte
sie zum Fenster und blickte nachdenklich in den sternenübersäten
Nachthimmel hinauf.
Michael hatte ihr
vor langer Zeit gezeigt, dass neben dem Polarstern noch ein
kleiner, hellerer Stern leuchtete. Das war der der Lebensstern
aller Indianer. Sie glaubten, wenn sein warmer Glanz ihren
Körper berührte, dass dann ihr diesseitiges Leben erlosch und er
sie in eine andere Dimension des Lebens mitnahm. Gleichzeitig
schenkte der Stern auch den Suchenden auf der Welt die Kraft, um
an das ewige Leben zu glauben.
Verloren strich
sich Amy über die Arme. Sie fühlte sich ohne Michael so
unendlich einsam und hoffte mit der ganzen Kraft ihres Herzens,
das der Stern so gnädig war, sowohl Zakki als auch Michael zu
beschützen.
Sie schloss die
Augen und konzentrierte sich, Michaels Aura zu erreichen, aber
das Elixier des Vergessens machte es ihr unmöglich zu seiner
Seele vorzudringen. Trotzdem sandte sie all ihre Liebe zu dem
Stern, der so viele Lichtjahre entfernt war. Mit der winzigen
Hoffnung, dass Michael ihre Gefühle spüren konnte. Die Haustür
öffnete sich und fiel mit einem lauten Knall wieder ins Schloss.
Emily steckte
ihren Kopf durch die Tür und lächelte bei ihrem Anblick erfreut
auf.
»Hi Amy«,
sprudelte sie voller Freude hervor.
»Vor einer Stunde
haben sie die Prüfungsergebnisse bekannt gegeben. Wir haben es
beide geschafft«, jubelte sie und stürmte auf sie zu.
»Du bist die
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