Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
betrachteten sie interessiert.
»Leroy hat mir
erzählt, dass er seit langem hartnäckig versucht, sie für die
plastische Wiederherstellungschirurgie zu gewinnen.«
»Ja, er ist sehr
hartnäckig«, lachte Amy.
Fasziniert starrte
Nick auf ihren zarten und verführerischen Mund mit den
Lachgrübchen in den Wangen.
»Und? Hat er sie
schon überzeugen können?«
»Nein, hat keine
Chance. Ich bleibe bei meinem Fachgebiet.«
»Ach ja. Ich
erinnere mich. Allgemeinmedizin. Und wenn sie ihr Studium
beendet haben, dann möchten sie die moderne Medizin mit der
indianischen Naturheilkunde verbinden, habe ich recht?«
»Stimmt genau. Ich
hätte es nicht besser formulieren können.«
Sie hob sie den
Daumen und verabschiedete sich lächelnd von ihm.
»Schade«, murmelte
Nick.
****
Amy ging durch den
schmalen Korridor, der die sechs Operationssäle voneinander
trennte und bemühte sich nicht an die Tragen zu stoßen, auf dem
die Patienten lagen und auf ihre Operationen warteten. Sie war
völlig in Gedanken versunken und zuckte irritiert zusammen als
sie unvermittelt ein bekanntes und gurrendes Lachen vernahm. Amy
blickt hoch und sah Rachel im Gang neben Dr. Dean Sheppard, dem
Leiter der Kinder-Chirurgie, stehen. Sie strich ihm gerade
sinnlich über den Arm und sah ihn anbetungswürdig an. Und zum
ersten Mal, seitdem sie sich kannten, schämte sich Amy für sie
und wurde wütend.
Denn jeder in der
Klinik wusste, dass er verheiratet war und erst vor kurzem
frischgebackener Vater von Zwillingen geworden war. Und bei
verheirateten Männern hörte bei Amy der Spaß auf. Doch Rachel
war scheinbar auf dem Weg, auch diese letzte Tabuzone zu
brechen. Wütend streifte sie sich ihre Operationshaube von ihren
Haaren und ging auf die beiden zu.
»Guten Tag Dr.
Sheppard. Wir haben ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr
zusammengearbeitet. Wie geht es ihrer Frau und ihren
Zwillingen?«, fragte sie mit zuckersüßer Stimme.
Sie sah, wie eine
leichte Röte sein gebräuntes Gesicht überzog und er ertappt
versuchte, unauffällig ein paar Schritte von Rachel
zurückzuweichen.
»Deborah geht es
gut«, stotterte er verlegen, »die Kinder halten uns ganz schön
auf Trab.«
»Ja das sieht
man«, erwiderte Amy mit unbewegter Miene, »richten sie ihr bitte
meine Grüße aus.«
Er nickte
beklommen und verabschiedete sich hastig, bemüht dieser
unangenehmen Situation zu entkommen.
»Und nun zu dir
Rachel. Hast du überhaupt keinen Anstand mehr? Verheiratete
Männer und Familienväter werden nicht angefasst. Das ist der
ungeschrieben Kodex aller Studentinnen auf dem Campus, oder
nicht? Bist du jetzt tatsächlich schon so weit gesunken, dass du
noch nicht einmal diese Regel respektierst? Statt mit deinem
Hintern vor einem verheirateten Arzt zu wackeln, solltest du ihn
lieber auf einen Stuhl setzten, um für deine vermasselten
Prüfungen zu lernen, damit du sie in zwei Monaten nachholen
kannst.«
Rachel zuckte
nicht im Mindesten verlegen mit den Schultern und lächelte dabei
hintergründig.
»Oooh, keine Angst
meine Liebe. Mein Hintern arbeitet gerade auf Hochtouren.
Wusstest du, das Dr. Sheppard im Vorstand der Prüfungskommission
sitzt und den Fragekatalog kennt?«, fragte sie lauernd und sah
sie dabei herausfordernd an.
Amy starrte sie
entsetzt an und hielt für einen winzigen Moment die Luft an, um
die unglaubliche Bedeutung ihrer Worte zu erfassen.
»Du verkaufst
deinen Körper… um an die Prüfungsfragen zu kommen…? Wie kannst
du nur?«, flüsterte sie erstickt.
Doch Rachel schien
das in keinster Weise zu stören, sie lachte nur anzüglich.
»Ich wusste nicht,
dass du so weit sinken würdest«, erwiderte Amy erschüttert.
»Michael hat
Recht… du bist wirklich eine Nutte.«
»Jeder tut eben
das, was er am besten kann.«
Unbeeindruckt sah
Rachel sie herausfordernd an.
Amy starrte die
einstmals so enge und liebgewonnene Freundin an und winkte
schließlich müde ab. Sie sah ein, dass es sich nicht lohnte noch
weiter mit ihr zu diskutieren. Angewidert
wandte sie sich ab
und ging den gekachelten Gang entlang zum Ausgang.
Gegen vier Uhr
begab sich Amy auf den Weg in den Aufenthaltsraum. Eigentlich
verspürte sie gar keinen Hunger. Das Gespräch mit Rachel lag ihr
immer noch wie ein Stein im Magen und lustlos schmiss sie die
Lasagne in die Mikrowelle und stellte die
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