Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Chinesisch?«
Lachend winkte Amy
ab.
»Thailändisch,
Indisch, Kebab?«
Amüsiert blieb sie
stehen und tippte ihn in den Bauch.
»Rob, ich habe
jetzt keinen Hunger. Ich will einfach nur nach Hause und ins
Bett – alleine«, sagte Amy mit Nachdruck als sie sein
anzügliches Grinsen bemerkte.«
»Okay, ich geb
mich geschlagen. Wenn du jetzt keinen Hunger hast, was hältst du
davon, dass ich dich heute Abend zum Essen einlade? Ich zahle
die Zutaten, sorge für den Wein und du kochst dein leckeres
Lammragout. Komm schon, das wird uns beide von unserem Kummer
ablenken.«
Irritiert blickte
Amy auf. Sie sah in seine verschmitzten Dackelaugen und
überlegte kurz. Wahrscheinlich hatte er Recht. Emily hatte
Spätschicht und Rachel war sicherlich wie immer außerhäuslich
beschäftigt. Damit wartete ein weiterer einsamer Abend auf sie,
mit der brennenden Sehnsucht nach Michael und der Angst um ihn.
Aus dem
Augenwinkel sah sie, wie Robert manipulierend mit dem Kopf
nickte.
»Du bist wirklich
einmalig«, lachte sie auf.
»Also abgemacht.
Heute Abend um neun Uhr.«
****
Es klingelte, als
Amy gerade die Terrine aus dem Ofen holte. Das nennt man
perfektes Timing , dachte sie und öffnete die Tür. Robert
stand grinsend vor ihr und sie betrachtete ihn erstaunt. Es war
das erste Mal, dass sie ihn so sah.
Robert trug eine
schwarze elegante Hose, ein sandfarbenes Hemd und sein sonst
immer so strubbliges Haar war jetzt perfekt gekämmt. Was ihr
ganz besonders auffiel, war die Tatsache, dass seine Augen zum
ersten Mal, seitdem sie sich kannten, nicht glasig waren. Der
Tulpenstrauß, den er ihr unbeholfen in die Hand drückte, sah
schon etwas mitgenommen aus und schien von der nahegelegenen
Tankstelle zu stammen. Aber sie erkannte dass die Flasche Rioja
von erlesener Qualität war.
Beim Essen war
Robert ungewöhnlich schweigsam. Amy spürte dass ihm etwas auf
der Seele lag. Scheinbar kämpfte er noch darum, wie er es ihr
sagen sollte. Sie musterte ihn ab und zu still und ihm ließ
Zeit. Es war schön an diesem Abend nicht alleine zu sein.
Trotzdem spürte sie eine Melancholie in ihrem Innersten. Dieser
Abend erinnerte sie an ihren ersten Abend mit Michael. Amy
lächelte verträumt, als die Erinnerung sie überkam. Michael saß
damals auf dem gleichen Stuhl, wie Robert jetzt. Sie hatte für
ihn gekocht, sich beim Essen geneckt und zusammen gelacht.
Danach hatte er sie zärtlich geküsst und sie zu sich aufs Sofa
gezogen.
Wehmütig schloss
Amy die Augen und erinnerte sich wieder an seine zärtlichen und
sanften Liebkosungen, als seine Finger zum ersten Mal über ihren
Körper strichen. In dieser Nacht war sie bereit gewesen, sich
ihm hinzugeben. Das war die Nacht, in der sie sich hundert
prozentig an ihn gebunden hatte.
Doch Michael hatte
sich im letzten Moment gestoppt und ihr sein Geheimnis erzählt.
Bei diesem Gedanken seufzte sie melancholisch auf. Notgedrungen
lenkte sie ihre Gedanken wieder in die Gegenwart und sah Robert
an, der Anstalten machte den Tisch abzuräumen.
»Lass nur, ich
mach das schnell allein. Warum gehst du nicht auf die Terrasse.
Um diese Zeit ist der Garten am schönsten.«
Sie musste lachen,
als Robert ihr die schmutzigen Teller in die Hand drückte und
sich aufatmend aus der Küche verzog.
»Möchtest du noch
eine Glas Wein?«, rief sie über die Schulter.
»Nein, lieber ein
Bier.«
Gedankenversunken
räumte Amy die Spülmaschine ein. Danach schenkte sie sich ein
halbes Glas Wein ein und angelte aus dem Kühlschrank eine kalte
Bierdose.
Auf der Terrasse
setzte sie sich in ihren Lieblingssessel, der mit den bunten
indianischen Decken zum kuscheln einlud. Nachdenklich
betrachtete sie Robert. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte,
schien er heute seine Maske abgelegt zu haben.
Er strahlt eine
ungewohnte Ersthaftigkeit aus, die gemischt war mit der
Hilflosigkeit in seinen Gesten. Still kuschelte sie sich tiefer
in den Sessel, zog die Decke über ihre Beine und wartete, bis er
bereit war über das zu reden, was ihm scheinbar auf dem Herzen
lag.
Robert betrachtete
den großen Kakteengarten vor der Terrasse. Sein Blick streifte
die roten Sandsteinberge in der Ferne, den massiven Kieferwald
und den malvenfarbenen Nachthimmel. Angespannt schloss er die
Augen. Die Schönheit der Landschaft konnte seine Sinne nicht
erreichen. Er merkte, wie es
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