Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
Vom Netzwerk:
unter seinem rechten Auge zuckte.
     Das passierte ihm immer, wenn er an seinen Alptraum dachte. Aus
     dem Grund versuchte er es immer nach besten Kräften zu
     vermeiden, was ihn dank seiner Pillen meistens auch gelang. Doch
     in letzter Zeit halfen auch die ihm immer weniger und er spürte,
     dass Amy vielleicht die einzige Person war, die ihm jetzt noch
     helfen konnte.
    Nervös griff er
     nach seiner Zigarettenpackung auf dem Tisch, zündete sich eine
     an und inhalierte tief den Rauch ein. Amy beobachtete ihn stumm.
    »Ich wollte gar
     kein Arzt werden«, sagte er unvermittelt und durchbrach damit
     das Schweigen zwischen ihnen.
    »Ich hatte eine
     Schwester - ihr Name war Elizabeth. Sie war acht Jahre, als ich
     geboren wurde…“
    Amy sah ihn an und
     registrierte an seiner gebeugten Haltung, dass es ihm unendlich
     schwer fiel seine Gefühle in Worte zu fassen. Sie verhielt sich
     ganz still und stellte keine Fragen. Manchmal war zuhören
     heilsamer als reden. Sein Blick traf kurz den ihren, dann
     drückte er seine Zigarette aus und sah gequält in den
     Nachthimmel, bevor er mit leiser Stimme weitersprach.
    »Elizabeth hatte
     schon seit ihrer Geburt Leukämie, die schlimmste Form. Nichts
     brachte Besserung und auch eine Strahlentherapie schlug in
     keinster Weise an, im Gegenteil. Die behandelnden Ärzte sagten
     meinen Eltern, dass Elizabeth ohne eine Stammzellenspende nicht
     mehr lange leben wird. Weder meine Eltern, noch die Verwandten
     kamen als Spender in Frage, ihre Zellen waren nicht kompatibel.
     Doch dann hörten sie eines Tages von einem ähnlichen Fall in
     Iowa. Dort war vierjähriger Junge auch unheilbar erkrankt. Die
     Mutter war zu dem Zeitpunkt im achten Monat schwanger. Nach der
     Geburt stellten die Ärzte fest, dass das Baby die gleichen
     Knochenmarkanlagen hatte, wie ihr totkranker Sohn. In einer bis
     dahin einzigartigen Operation entnahmen Spezialisten dem kleinen
     Säugling Stammzellen und retteten damit dem vierjährigen Sohn
     das Leben. Also beschlossen meine Eltern es genauso zu machen
     und auch noch ein Kind zu zeugen. In der Hoffnung, dass das
     Knochenmark dieses Babys kompatibel mit dem von Elizabeth sein
     würde.«
    Robert lachte hart
     auf.
    »Leider habe ich
     sie bitter enttäuscht. Mein Knochenmark war in keinster Weise
     mit dem meiner Schwester identisch. Zwei Jahre nach meiner
     Geburt ist sie gestorben«, flüsterte er monoton.
    Amy sah ihn
     teilnahmsvoll an und berührte zart seine Hand. Robert ließ es
     geschehen und verschlang seine Finger mit ihren.
    »Von dem Zeitpunkt
     an ließen meine Eltern mich jede einzelne Sekunde spüren, das
     ich eigentlich gar nicht geplant war. Sie nahmen es mir mein
     ganzes Leben lang übel, dass ich kein geeigneter Spender war.
     Ich habe immer wieder versucht Dads Anerkennung zu bekommen.
     Aber egal wie viel ich mich beim Football oder sonst irgendetwas
     anstrengte, ich konnte es nie gut genug machen. Dads
     Standardspruch war immer: Elizabeth hätte es bestimmt besser
     gemacht. Aus ihr wäre einmal etwas ganz Besonderes geworden.
     Aber ihr Bruder war ja nicht in der Lage ihr zu helfen.«
    Verzweifelt
     blinzelte er und versuchte die aufkommenden Tränen
     zurückzuhalten. Das letzte was er jetzt wollte, war vor Amy zu
     heulen. Er fühlte ihre warmen Finger in seiner Hand und drückte
     sie hart. Mir der anderen Hand wischte er sich die nun doch
     laufenden Tränen vom Gesicht und erzählte stockend weiter.
    »Irgendwann gab
     ich es schließlich auf, um seine Anerkennung zu betteln und
     beschloss Arzt zu werden. In der Hoffnung das ich meine
     Schuldgefühle bekämpfen und vielleicht den vielen anderen
     Elizabeth auf der Welt helfen könnte. Aber jetzt halte ich den
     verdammten Druck nicht mehr länger aus. Mit jedem Kind, das uns
     auf der Station wegstirbt, aufgefressen von den Dämonen des
     Krebses, breche auch ich mehr und mehr zusammen. Darum nehme ich
     schon seit so langer Zeit die Tabletten. Sie nehmen mir die
     Angst und helfen mir zu überleben«, flüsterte er tonlos.
    Verzweifelt löste
     er seine Hand aus der ihren, stand abrupt auf und ging ans Ende
     der Terrasse.
    Amy sah ihm
     mitfühlend nach. Wie war es möglich, dass Eltern so gefühllos
     und vernichtend mit ihrem eigenen Kind umgingen? Tränen rannen
     ihr über das Gesicht und zu ihren eigenen Kummer mit Michael,
     überkam sie jetzt eine unbezwingbare Wut auf Roberts Eltern. Sie
     streifte die Decke von ihrem Schoss und stand auf.

Weitere Kostenlose Bücher