Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Entzugserscheinungen, die nun scheinbar einsetzten, sah er
verzweifelt in die dunkle Nacht hinaus. Nachdenklich streichelte
Amy seinen gekrümmten Rücken.
»Rob, ich denke
das es keine Lösung ist, für einen Tag keine Tabletten zu
nehmen. Du bist drogenabhängig und damit haben wir ein Problem,
das wir gemeinsam lösen müssen. Das schaffst du nicht alleine.
Nur eine Therapie wird dir helfen können, dich von diesem
Wahnsinn zu befreien. Wenn du das einsiehst, dann mache ich
morgen einen Termin mit Dr. Miles. Sie leitet die Drogentherapie
in der Hope-Klinik und dann erfährt es auch keiner aus der
Flagstaff-Klinik. Wir werden es schon schaffen«, sprach sie ihm
Mut zu.
Ruckartig drehte
er sich zu ihr um und sah sie an.
»Wir…? Nach alldem
was ich dir angetan habe, sprichst du noch von wir und willst
mir helfen?« Erschüttert sah er sie an.
Amy blickte ihn
mit ersten Augen an und lächelte sanft.
»Sind Freunde
nicht gerade dann für einen da, wenn man sich nicht so gut
fühlt?«
»Nein, nicht die
Freunde die ich habe. Du bist scheinbar mein einziger wahrer
Freund«, murmelte er und ließ sich in ihre fürsorgliche Umarmung
fallen.
Verlorene Seelen
V om
Schatten des Vordachs verborgen, lehnte er sich gegen die
morsche und mit Holzbrettern versiegelte Tür der alten,
stillgelegten Zementfabrik.
Der Abendwind
drehte sich und trug ihr heiseres und grausam klingendes Lachen
an seine Ohren. Er liebte es. Ihr beim Spielen mir ihren Opfer
zuzusehen, erregte ihn und stachelte seine Fantasie an. Seit
seiner Verwandlung besaß er ein ausgezeichnetes Gehör.
Lanu stand etwa
zwei Kilometer von Loraine entfernt und konnte ihre heiser
geflüsterten Liebesschwüre hören, die sie ihren auserwähltem
Opfer ins Ohr säuselte – und dann biss sie zu. Interessiert
beobachtete er ihre Zunge, die jetzt gierig die Blutstropfen
ableckte, die aus der Wunde der Unterlippe quollen.
Ein
markerschütternder Schrei erregte seine Aufmerksamkeit und
lenkte seinen Blick auf die gegenüberliegende dunkle und
menschenleere Fabrikhalle.
Lanu lehnte sich
nach vorne, verengte die Augen zu Schlitzen und dann sah er in
den Schatten des Abendlichtes die zwei anderen Läufer. Scheinbar
hatten sie alleine keinen Erfolg gehabt und nun beschlossen, es
zusammen zu probieren. Seelenlos überhörten sie die flehenden
Schreie und malträtierten jetzt zu zweit das junge Mädchen, das
sie sich als Opfer auserkoren hatten. Sie waren zu viert in die
Stadt gekommen. Loraine hatte sie hergeführt. Sie war rangmäßig
höhergestellt als Lanu. Aber er arbeitete hart daran, diesen
Umstand zu ändern.
Im Moment jedoch,
genoss Loraine den Sonderstatus Rahas rechte Hand zu sein, da
sie die älteste seiner Läufer war.
Und im aufspüren
und anlocken ihrer männlichen Opfer war sie ganz eindeutig die
Beste, das musste selbst Lanu neidlos anerkennen.
Sie war eine
Meisterin der Verführung. Mit facettenhaften Flirten lockte sie
die Männer an und versprach ihnen die Liebe. Ohne Zweifel hatte
sie schon in ihren früheren Leben eine satanische Ader besessen.
Denn sie liebte
es, ihre Opfer emotional mit ihren Liebesschwüren zu quälen,
bevor sie ihnen das Blut stahl und sie in seelenlose Läufer
verwandelte. Wie zum Beweis drang jetzt ihr boshaftes Lachen an
sein Ohr und er drehte sich wieder zu Loraine um.
Mitleidslos sah er
zu, wie sie sich jetzt langsam und lasziv über den Mann beugte
und mit ihrer rechten Hand seinen Oberkörper zu streichelte. Das
Blut begann in Lanus Ohren zu rauschen und er merkte, wie sein
eigener Atem schneller ging.
Ja, sie erregte
ihn und er wünschte sich, ihre Finger würden jetzt seinen Körper
berühren - wenn auch zu anderen Bedingungen. Sie hatten es schon
ein paarmal miteinander getrieben und er wusste, dass Loraine
eine äußerst willige sexuelle Gespielin war.
Die Schreie des
jungen Mädchens waren noch immer nicht verstummt. Lanu zuckte
zusammen und drehte sich wieder zur Fabrikhalle um. Verzweifelt
kämpfte das Mädchen gegen die beiden Läufer an.
Stümperhafte
Idioten, dachte Lanu. So etwas war ihm in den Wochen, die er
jetzt schon bei Raha war, noch nie passiert. Er hatte sich
ziemlich schnell den veränderten Gegebenheiten angepasst. Nur in
den allerersten Tagen hatte er manchmal noch an sein altes Leben
zurückgedacht und sich danach gesehnt, sich in sein Totemtier
Weitere Kostenlose Bücher