Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
zu
verwandeln. Vor seinem inneren Auge sah er sich in seiner
Gestalt als schneeweißer Puma durch die Wälder streifen.
Diesen Zustand
hatte er immer sehr genossen. Aber das war in einem anderen
Leben und dieses existiert nicht mehr. Er hatte es erfolgreich
ausgelöscht und Platz gemacht für das Böse, das nun in seinen
erkaltetes Herz regierte. Er war ein sehr gelehriger Schüler und
sog alles in sich auf, was Raha ihm über die Eiswelt erzählte.
Er dachte nicht
mehr an seine Familie. Sie war ihm vollkommen gleichgültig
geworden. Nur der Hass auf seinen ehemals besten Freund, der
ließ sich nicht abstellen. Der Neid war wie ein tiefer Stachel,
der in seiner erkalteten Seele steckte. Lanu versuchte sich
wieder zu beruhigen und dachte an das gestrige Gespräch.
Raha hatte
versprochen, ihn zu seiner zweiten Hand zu machen. Lanu sollte
ihm im Gegenzug nur einen einzigen Gefallen erweisen. Er musste
Michael finden und sich in seine Gedanken einschleichen, um so
an das legendenumwobene Geheimnis zu kommen.
Teuflisch lachte
Lanu auf. Wenn er Rahas Auftrag ausgeführt hatten, würde er
Michael genüsslich und vor allem sehr langsam töten. Und mit der
Unsterblichkeit würde er neben Raha ebenbürtig den Thron von
Barafu ya Dunya besteigen und die Eiswelt regieren. Der Gedanke
stimmte ihn euphorisch und beschwingt drehte er sich wieder um
und suchte mit den Augen nach Loraine.
Die kleine Hexe
hatte sein kaltes Blut in Wallung gebracht. Jetzt verspürte er
nur noch den Wunsch ihren schönen, bösen und sexuell so
erregenden Körper an sich zu ziehen und sich tief in ihr zu
vergraben. Die Nachtluft vibrierte als er auf sie zuflog…
****
Raha stand in
gebührenden Abstand an eine Straßenlaterne gelehnt und nahm
Lanus Gedanken in sich auf. Im schwachen Licht wirkte sein
Gesicht eiskalt. Dieser Narr von Lanu glaubte tatsächlich, dass
er wichtig für ihn war.
Kleiner Idiot ,
dachte er abschätzig. Aber er würde ihn in den Glauben lassen,
solange bis er in Michaels Gedanken eingedrungen war und ihm das
Geheimnis verraten hatte. Denn nur aus diesem Grund hatte er ihn
auserwählt. Lanu war die visionäre Verbindung zu Michael Cheveyo
und damit zu dem, was ihm seiner Unsterblichkeit näher brachte.
Darum hatte er ihn mit der Aussicht geködert, ihn zu seiner
zweiten Hand zu machen.
Aber die Tatsache
war, dass er niemals eine zweite Hand oder gar einen Nachfolger
wollte. Seine dumpfen Marionetten von Brüdern reichten
vollkommen aus, um die Läufer in Schach zu halten und sie zu
formieren. Raha glitt mit der Hand durch sein rostbraunes Haar
und schaute gelangweilt dem Treiben der anderen Läufer zu, die
dem wehrlosen Opfer gnadenlos die letzten der acht Bluttropfen
aussaugten. Vielleicht sollte er sich auch langsam auf die Suche
machen. Er merkte wie seine Körpertemperatur langsam anstieg und
das verursachte ihm ein unbehagliches Brennen in seinen
Eingeweiden. Raha warf noch einen nachdenklichen Blick auf Lanu
und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde bis dieser
Schwachkopf Michaels Spur erneut aufgenommen hatte, die aus
nicht zu verstehenden Gründen abgerissen war. Doch als er jetzt
Lanus geile Gedanken zu Loraine empfing, verspürte er Übelkeit.
Entnervt wandte er
sich ab und ging langsam die dunkle Gasse entlang, bis er
plötzlich Stimmengewirr hörte und eine Stimme davon ließ ihn
aufhorchen. Interessiert drehte er sich herum und hörte eine
Frau, die einschmeichelnd auf dem Mann neben ihr einredete.
»Ach komm Dean,
sei doch nicht so… nur noch einen Absacker. Der Club ist
wirklich toll.«
Raha beobachtete,
wie der Mann zweifelnd auf den grünen, hellerleuchteten Eingang
blickte und dann vernahm er wieder die laszive Stimme der Frau
in seinem Ohr.
»Nur eine halbe
Stunde, bitte.« Damit schien sie ihren Willen erreicht zu haben,
denn jetzt gingen beide auf den Eingang zu.
Raha dachte kurz
nach. Lanu war totsicher mit Loraine zusammen. Er wusste, dass
sie seinen Avancen nicht abgeneigt war. Der Austausch ihrer
Körperflüssigkeiten würde mit Sicherheit noch eine Weile dauern.
Und die restlichen Läufer waren immer noch damit beschäftigt
verletzte Menschenseelen zu finden und sich an ihnen zu laben.
Auch er verspürte
einen Hunger nach seiner täglichen Nahrung. Doch im Gegensatz zu
den anderen, verstand er es mühelos auf eine Beute zu warten,
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