Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
worden, oder war das nur ein Traum gewesen? Albträume begannen immer mit der Türklingel…
Sie fröstelte, als sie aufstand. Rasch griff sie zu ihrem weißen Bademantel, der am Fußende des Bettes lag. Sie musste nachsehen, ob mit den Kindern alles in Ordnung war.
„Mommy“, jammerte Brenda vom Bett aus.
„Es ist alles gut, meine Süße. Ich werde nur kurz nach Melody und Justin sehen.“
Erneut drang das Läuten der Türklingel durch das Haus und zerrte an ihren Nerven. Es war tatsächlich die Klingel. Wer könnte um diese Zeit vor ihrer Haustür stehen? Unruhe machte sich in ihr breit, und sie erinnerte sich an die Nacht, in der Corry gestorben war. Auch in jener Nacht hatte die Türklingel geläutet und ihr Leben für immer verändert.
„Wer ist da, Mommy?“
Nan atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Ich werde nachsehen. Schlaf weiter, Liebling!“
„Aber es ist so dunkel.“
„Nein, das ist es nicht. Die Nachtlichter brennen im Flur.“
„Lass mich nicht allein, Mommy.“ Brenda war den Tränen nahe.
„Komm, ich bringe dich in dein Bett zurück. Dann ist Melody bei dir.“ Nan ergriff die kleine warme Hand und half der Fünfjährigen, aus dem Bett zu steigen.
Zusammen gingen sie dann den dämmrigen Flur entlang. Es läutete erneut an der Tür. Nan hätte schwören können, dass es bei jedem Klingeln lauter wurde.
„Mo…om“, rief Melody aus dem Mädchenzimmer. „Wer ist an der Tür?“
Nan hatte das Zimmer erreicht und umarmte Brenda noch einmal. „Ich weiß es nicht, Melody“, sagte sie, als sie sich wieder aufrichtete. „Würdest du dich bitte um deine Schwester kümmern.“
Die dreizehnjährige Melody war inzwischen aufgestanden und zog Brenda in die Arme. „Willst du, dass ich mit zur Tür komme?“ fragte sie ängstlich.
„Nein. Bleib einfach nur bei Brenda! Sicher ist es nur ein Nachbar, der irgendetwas will.“ Sie wusste nur zu gut, dass Melody sich ebenfalls an diese schreckliche verhängnisvolle Nacht erinnerte, in der Corry erschossen worden war, und sie wollte ihre Tochter beruhigen. Sie lief barfuß über die kühlen Eichendielen den Flur entlang und sah zur Haustür.
Durch die Gardine des Flurfensters konnte sie die Umrisse eines großen Mannes erkennen.
Sie blieb stehen und erschauderte. Der Mann, der dort draußen vor der Tür stand, war bestimmt mit einer schlechten Nachricht gekommen. Nein, bitte nicht!
Nicht noch einmal. Sie holte tief Luft und zwang sich, ruhig zu bleiben.
Das hier war kein Albtraum. Das war die Wirklichkeit.
„Wer ist da?“ Warum wollte ihre Stimme nicht gehorchen? „Wer ist da?“
wiederholte sie, diesmal lauter.
„David Elliot“, hörte sie eine tiefe angenehme Männerstimme sagen.
David? Sie hatte ihn seit der Beerdigung vor zwei Jahren kaum mehr gesehen.
Warum erschien er plötzlich vor ihrer Tür? Was suchte er mitten in der Nacht auf ihrer Veranda?
„Es tut mir Leid, dass ich dich aufgeweckt habe, Nan. Aber es gibt ein Problem.“
Seine Stimme klang nüchtern und sehr offiziell.
Sie starrte auf die Tür. Sie wollte gar nicht wissen, was für ein Problem das war.
„Nan? Bist du noch da?“ Besorgnis klang in seiner Stimme mit.
Sie konnte nicht einfach so stehen bleiben. Sie musste die Tür öffnen. Nachdem sie den Gürtel ihres Bademantels zugebunden hatte, schaltete sie das Licht an und öffnete die Sicherheitskette. Sie fuhr sich mit der einen Hand durch das kurze lockige Haar und öffnete die Tür.
Und stand ihrem elfjährigen Sohn gegenüber.
„Justin!“ Nan war so erschrocken, dass sie sich am Türrahmen festhalten musste.
Sie schaute ihren Sohn fassungslos an und suchte ihn rasch mit dem Blick nach Verletzungen ab. Nirgendwo war Blut zu sehen. Es schien ihm nichts zugestoßen zu sein, aber seine Augen waren feucht und sein Gesicht schmutzig. „Was ist los?“
Justin schaute seine Mutter an. „Mach dir keine Sorgen, Mom. Mir geht es gut.“
„Was machst du hier? Du warst doch bereits im Bett!“
Justin starrte betreten auf die Spitzen seiner Tennisschuhe. David räusperte sich.
Nan sah den Officer an, der einst ein guter Freund von ihr und Corry gewesen war. Vor langer, langer Zeit. So schien es Nan zumindest in diesem Augenblick.
Er trug die übliche braunbeige Uniform, und in seinen Augen lag eine Mischung aus Schmerz und Mitgefühl. „Es ist wohl besser, wenn wir hineingehen. Es tut mir sehr Leid, aber Justin hat sich in Schwierigkeiten gebracht.“
Sie verschränkte die Arme vor der
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