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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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machen. Ach ja, laß uns mitfahren.« Seine Begeisterung war ansteckend. »Ich versprech dir auch, daß ich brav sein werde«, bot er zum Zeichen seines Gehorsams an.
    »Es wird erst einmal nur eine kurze Fahrt werden, und du mußt tun, was Ahmed und Tyndall dir sagen. Abgemacht?«
     
    Tyndall versuchte, Niah die Situation zu erklären. »Es wird zu eng für Maya und dich, wenn ihr mitkommt. Und diese Fahrt soll etwas Besonderes für Hamish werden. Er vermißt seinen Vater so sehr, und er soll das Meer kennen- und liebenlernen. Wir bleiben ja nicht lange fort.« Er nahm Maya hoch und wirbelte sie durch die Luft, daß sie vor Freude quietschte. Übermütig griff sie nach seinem Ohrring, der sie immer wieder faszinierte. Er drückte sie fest an sich. »Du wirst schön brav sein, solange ich weg bin.«
    »Maya mitkommen.«
    »Vielleicht das nächste Mal.« Tyndall küßte sie aufs Haar und strich ihr leicht über die Wange.
     
    Als die
Conrad
ablegte, winkte Hamish Niah und Maya auf dem Anleger zu, bis sein Arm schwer wurde.
    Niah hatte ziemlich wortkarg bei den Vorbereitungen zu der Reise geholfen. Olivia wollte vermeiden, daß sie sich ausgeschlossen fühlte. »Niah, ich weiß, daß du gerne mitkommen würdest, aber mit zwei Kindern an Bord würde es zu schwierig werden. Nicht nur aus Platzgründen, auch aus Gründen der Sicherheit. Es geht mir vor allem um Hamish.« Sie blickte in Niahs große dunkle Augen und war bestürzt, als sie einen Anflug von Neid und eine Art spöttischer Zurückweisung darin entdeckte. Aber dann breitete sich ein warmes und offenes Lächeln über Niahs Gesicht, das Olivia erleichtert erwiderte. Niah schien verstanden zu haben. Was Niah jedoch gesehen und verstanden hatte, war etwas, das Olivia selbst noch verborgen war.
    Als die Conrad außer Sicht war, nahm Niah Maya an der Hand und bestieg mit ihr die Pferdebahn, die zwischen dem Anleger und Chinatown verkehrte. Sie hielt Mayas kleine Hand fest, während das alte graue Pferd den offenen Wagen durch die Straßen zog. In der Nähe der Ufercamps stiegen sie aus.
    Ein staubiger Weg führte durch die Mangroven zu der kleinen Anhöhe mit dem Lager.
    Ein älterer Mann sprang auf die Füße und winkte einen Willkommensgruß. »He, Mädchen. Ich Wally. Minnie mir sagen, daß du kommst.« Er lächelte Niah an und legte Maya die Hand auf den Kopf. »Wir bringen kleines Mädchen zu Familie, was?«
    Wally hatte einen Kessel über dem Feuer hängen und schenkte Niah einen Becher heißen Tee ein. Dann riß er von einem frisch in der Asche gebackenen Brotfladen mehrere große Stücke ab. »Corned beef okay?« fragte er. Niah und Maya nickten und schauten zu, wie er von dem rötlichen Fleisch ein paar Scheiben absäbelte und ihnen das Brot dick damit belegte.
    »Wie weit müssen wir gehen?« wollte Niah wissen.
    Er zuckte die Achseln. »Langer Weg. Wir gehen morgen, ja?«
    »Ja«, sagte Niah, glücklich und zufrieden wie lange nicht mehr.
    Später gingen sie langsam wieder nach Hause, und Niah packte eine Strohtasche mit den Sachen, die sie mitnehmen wollte.
     
    Am folgenden Tag brach Niah in aller Frühe auf. Minnie drückte sie zum Abschied noch einmal kräftig an ihr Herz, gab Maya einen Kuß und versicherte Niah, daß sie das Richtige tat.
    Niah nickte. »Mein Herz das auch sagen.
Traumzeit
wichtig für Maya.«
    »Für dich auch, Niah. Du brauchst jetzt richtige Familie.«
    Wally erwartete sie bereits. »Tag. Gib mir Tasche.« Er nahm ihr die Strohtasche ab, und sie marschierten los.
    Eine Weile später, als die Sonne schon am Himmel stand, hielt Wally an einer bestimmten Wegstelle an und machte Niah ein Zeichen, daß sie warten sollte. Er ging zu einem hohlen Baumstamm und zog einen Jagdspeer, eine Schleuder und ein großes Jagdmesser hervor.
    Die drei wanderten in den Morgenstunden, ruhten während der Mittagshitze im Schatten und wanderten nachmittags und in der kühlen Abendluft weiter. Wenn Maya nicht gerade munter vor ihnen hersprang, wurde sie von Wally getragen. Auf ihrem Marsch schlugen sie jede Nacht im Freien ihr Lager auf und versorgten sich mit Eßbarem. So lernte Niah die Freigiebigkeit dieses Landes kennen, das ihr so karg und öde vorgekommen war. Sie schlief friedlich unter den Sternen, gewöhnlich neben einem Lagerfeuer in einem trockenen Flußbett, und hielt ihre Tochter fest im Arm.
     
    Die
Conrad
wankte und schlingerte, als der Logger hart auf Steuerbordkurs ging. Die Gischt sprühte Hamish ins Gesicht. Er juchzte vor

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