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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Zweimaster, und zum Bug hin gab es an Deck eine kleine Kabine mit zwei Schlafkojen. Das ganze Schiff roch nach neuem Segeltuch, frischer Farbe und Teer.
    Olivia nickte anerkennend. »Sie segelt prima und sieht gut aus. Ich glaube, Conrad wäre sehr zufrieden.« Es war das erste Mal, daß sie seinen Namen erwähnte, ohne mit den Tränen kämpfen zu müssen. Sie schenkte Tyndall ein dankbares Lächeln.
    Er lächelte zurück und tätschelte Hamishs blonden Haarschopf.
     
    Vom Ufer aus sah Niah dem neuen Logger nach. Es ärgerte sie, daß sie zurückbleiben mußte. Seit Conrads Tod führte Tyndall sozusagen ein Leben mit zwei Familien. Sie hatte ja Verständnis dafür, daß Mem Hennessy zu seiner Welt der Logger und Perlmuscheln gehörte, aber nun zeigte Tyndall auch noch ein wachsendes Interesse an dem Jungen und vernachlässigte Maya. Seine Vernarrtheit in das kleine Mädchen hatte nachgelassen, ebenso wie sein Interesse an Niah. Er war nur noch mit seiner Arbeit, dem neuen Schiff, mit Mem Hennessy und der Mannschaft beschäftigt. Nur nachts, wenn er nüchtern und zärtlich war, gehörte er ganz ihr.
    Sie machte sich auf den Heimweg zu Tyndalls Haus. Ihr Blick folgte der sandigen Straße, die weit in den Busch hinein führte, zum Land ihrer Leute.
    Sie schlug eine andere Richtung ein und ging zum Haus der Hennessys, wo sie Minnie in der Waschküche beim Sortieren der Bügelwäsche fand. Niah ließ sich mit Maya auf einer Treppenstufe nieder.
    Minnie unterbrach ihre Arbeit und setzte sich eine Stufe tiefer zu Niah auf die Treppe. Sie lächelte das kleine Mädchen an, sagte etwas in ihrer Sprache, nahm dann Niahs Hand und tätschelte sie. Der einsamen jungen Frau sagte diese Geste mehr als tausend Worte.
     
    Drei Jahre vergingen, und die Beziehung zwischen Olivia und Tyndall festigte sich weiter, das gemeinsam betriebene Geschäft einte sie.
    Tyndall hatte großen Respekt vor Olivias Geschäftstüchtigkeit, ihrer Urteilskraft und ihrem Verhandlungsgeschick. Das ging so weit, daß er sich eines Tages zu der Bemerkung hinreißen ließ, sie sei fast so gut wie ein Mann. Olivia nahm das als Kompliment, trotzdem ärgerte sie sich. Sie gehörte zu den wenigen weißen Frauen in Broome, die unternehmerisch tätig waren, und sah keineswegs ein, warum eine Frau nicht ihren Platz in der Männerwelt behaupten sollte, wenn sie die Fähigkeiten und die Neigung dazu hatte.
    Tyndall begleitete Olivia manchmal zu ihren Verkaufsverhandlungen mit Monsieur Barat. Er pflegte sich dabei im Hintergrund zu halten und ihr die heikle Kunst der Verhandlung zu überlassen, bevor man sich auf einen Preis einigte. Erst wenn das Gespräch sich gesellschaftlichen Belangen zuwandte, schaltete Tyndall sich ein. Mit dem französischen Perlenhändler verband sie mittlerweile eine aufrichtige Freundschaft, die sowohl Olivia als auch Tyndall sehr schätzten.
    Seit Olivia Tyndall bei seiner Arbeit beobachten konnte, brachte sie seiner Art und seinem Wesen ein ganz neues Verständnis entgegen. Wenn er mit einem kleinlichen Zollbeamten zu tun hatte, konnte er angesichts des Hochmuts und der Engstirnigkeit, die dieser an den Tag legte, fast aus der Haut fahren, während er bei einem malaiischen Segelmacher humorvoll zur Sache ging und ihm Anerkennung für sein handwerkliches Geschick zollte.
    Olivia billigte seine gelegentlichen Zechtouren gar nicht, tolerierte sie aber, weil sie wußte, daß in Broome ein Gespräch unter Männern meistens nicht ohne eine oder gar mehrere Flaschen abging.
    So tüchtig sie beide zusammen als Geschäftsgespann waren, so sehr schätzte Olivia auch Tyndalls moralische Unterstützung und seine Freundschaft. Er kam immer gegen Abend vorbei, um auf der Veranda einen Whisky zu nehmen, wie es auch seine Gewohnheit war, als Conrad noch lebte. Und nun saßen er und Olivia zusammen, besprachen Geschäftliches, machten Pläne oder tauschten Neuigkeiten über die Ereignisse in der Stadt aus. Gelegentlich drangen auch Nachrichten von Übersee oder aus südlich gelegenen Städten zu ihnen. Die meiste Zeit jedoch nahmen sie die Welt jenseits des türkisblauen Wassers der Roebuck Bay kaum zur Kenntnis.
    Niah und Ahmed schienen Tyndall nur noch am Rande zu interessieren, während Olivia allmählich zum Dreh- und Angelpunkt seines Lebens wurde. Olivia verließ sich zunehmend auf Minnie, die ihr den Haushalt führte und sich zusammen mit Rosminah, der jungen malaiischen Kinderfrau, um Hamish kümmerte.
    Minnie hatte eine Tochter und einen Ehemann,

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