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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Vergnügen und leckte sich das Salz von den Lippen, während er unter Ahmeds fester Hand das Ruder hielt. Olivia und Tyndall wechselten einen vielsagenden Blick, im Gegensatz zu seinem Vater war Hamish auf Anhieb von der Seefahrt begeistert. Und das Wetter meinte es gut mit ihnen. Des Nachts saßen sie bei ruhiger See an Deck und erklärten dem Jungen, wie man die Sternbilder erkennt und nach den Sternen navigiert. Tyndalls Seefahrerkenntnis und Ahmeds mystisches Wissen über das Meer, den Wind und die Sterne ergänzten sich auf wunderbare Weise, und Olivia hörte den Männern fasziniert zu.
    Später dann, in seiner Hängematte in der kleinen Kabine, die Ahmed und Yoshi sich teilten, lauschte Hamish gebannt den Geschichten der Männer von den Wundern unter Wasser, von den seltsamen Kreaturen, den großen Gefahren und ihren zahlreichen Tauchabenteuern.
     
    Nach mehreren Übernachtungen verkündete Wally eines Morgens: »Das ist unser Land.« Er grinste breit. »Kannst es fühlen. Kannst es riechen. Wenn du zuhörst, Lieder erzählen von unserem Land.« Er blieb stehen und starrte auf den Boden, als ob er ein entferntes Beben spürte. »Leute kommen uns begrüßen«, sagte er zufrieden.
     
    Nachdem die
Conrad
in Broome wieder angelegt hatte, ließ Tyndall den Logger in Ahmeds Obhut und brachte Olivia und Hamish nach Hause.
    Sie waren beide sehr zufrieden mit dem Schiff und planten, weiter die Küste hinauf nach Perlen tauchen zu lassen, da ihnen die Perlengründe, die sie dort gesehen hatten, sehr vielversprechend erschienen. Die kleine Schiffsreise hatte Hamish offensichtlich von seinem Kummer über den Verlust seines Vaters abgelenkt. Und obgleich Olivia bezweifelte, daß Hamishs Wunsch, Perlenunternehmer zu werden, lange anhalten würde, war sie doch froh, daß sie mitgefahren war. Sie hatte die Abgeschiedenheit auf dem Wasser und die Ruhe auf dem Schiff als heilsam empfunden.
    Tyndall winkte ihnen noch einmal von der Gartenpforte aus zu und eilte heim zu Niah. Er war erstaunt, als er das Haus verlassen vorfand. Selbst von den Bediensteten war niemand zu sehen. Während er ein Bad nahm und sich umzog, dachte er immerfort an den kleinen Hamish. Was für eine herrliche Zeit er doch gehabt hatte und wie er das Leben an Bord genoß, nachdem er erst einmal seefest geworden war! Sie hatten ihm beigebracht, wie man fischt und ihn mit kleinen Aufgaben betraut, zum Beispiel das Tauwerk in ordentlichen Ringen aufzurollen und das Messing zu polieren. Tyndall sehnte schon den Tag herbei, da Maya alt genug sein würde, das gleiche zu tun.
    Er hörte Geräusche aus den Dienstbotenräumen und rief nach der Kinderfrau. »Rosminah, wo ist Niah hingegangen?«
    »
Walkabout
, Tuan.«
    »
Walkabout?
In die Stadt? Wann kommt sie zurück?«
    »Großer
walkabout
. Sagt, sie geht ihre Leute sehen. Hat Maya mitgenommen.«
    Tyndall verstand nicht. »Was meinst du mit
walkabout

    Als ihm endlich die volle Wahrheit dämmerte, sank Tyndall betroffen in einen Sessel. Nun wurde ihm erst klar, wie sehr er Niah und sogar die kleine Maya über seinen Geschäften vernachlässigt hatte. Er nahm es Niah nicht übel, daß sie Kontakt zu ihrer Familie suchte. Aber sie fehlten ihm alle beide, und er hoffte inständig, daß sie bald zurückkommen würden, denn hier war ihr Zuhause.
     
    Olivia fand ihn schwer verkatert und mürrisch am nächsten Morgen im Büro und machte ihm zuerst einmal einen starken Tee. »Vielleicht ist Niah nur eifersüchtig, weil wir Hamish mitgenommen haben. Sie war in letzter Zeit ziemlich verschlossen. Und nachdem sie ihre Sippe wiedergefunden hat, ist es nur verständlich, daß sie mit Maya einen Besuch bei ihren Leuten macht«, versuchte Olivia die Situation mit Vernunft zu erklären.
    »Sie ist auch meine Tochter. Sie gehört nicht in den Busch.«
    »Sind Sie da so sicher, John?« Die Verzweiflung in seinen Augen machte Olivia ganz unglücklich, und das Gewissen nagte an ihr, da sie begriff, daß sich die Dinge womöglich ihretwegen so entwickelt hatten. »Sie können nur abwarten.«
    Tyndall schaute sie mit traurigen Augen an. »Sie haben natürlich recht. Und ich kann verdammt noch mal gar nichts tun außer warten.«
    Olivia schenkte ihm Tee ein, sie hoffte inständig, daß Niah nicht zu lange wegbleiben möge. Sie hatte schon davon gehört, daß manche Aborigines sechs Monate und länger auf ihren
walkabouts
im Busch unterwegs waren. »Zumindest wissen wir, daß sie in Sicherheit ist.«
    Tyndall schwieg darauf.
     
    In

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