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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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getrockneter Fisch lagen. Er mied ihren Blick. Niah stieß rasch ein paar Brocken auf malaiisch hervor, aber der Koch antwortete ihr nicht. So blieb ihr nur, mit einer Hand zu essen und zu warten.
     
    Spät in der Nacht kam Gunther zu Niah, völlig betrunken. Er zwang sie auf die dünne Kokosfasermatratze der Koje. Dann zog er ein Messer hervor, zerschnitt ihr genüßlich den Sarong und warf das Tuch beiseite. Im Schein der Lampe ließ er mit hämischem Grinsen das Messer um Niahs Brustwarzen kreisen und fuhr damit langsam über ihren Bauch bis zu ihrem Schamhaar, wo er das Messer sinken ließ und sie ansah. Niah lag stumm und reglos.
    »So ist's brav. Hat keinen Sinn sich zu wehren«, nuschelte er, griff nach ihrer Fußfessel und schnitt das Tau durch. Er riß ihre Beine auseinander, während er das Messer drohend über sie hielt. Niah rührte sich nicht. Gunther schälte sich unbeholfen aus seiner Hose, warf sich über sie und begann an ihr herumzutasten und zu grabschen, sein rumgeschwängerter Atem nahm ihr fast die Luft.
    Niah zog ruckartig die Knie an und trat Gunther mit voller Wucht in den Unterleib, während sie mit der Hand das Messer zu schnappen versuchte. Ihre Bewegungen waren flink und kraftvoll, und schon rollten sie beide auf den Boden. Gunther stöhnte vor Schmerz. Sie tasteten beide nach dem Messer, das Gunther im Fall verloren hatte. Sie fanden es gleichzeitig, aber Gunther war schneller. Er holte aus und stieß auf Niahs Nacken ein, doch sie rollte sich geschickt auf die Seite. Das Messer traf ihre Schulter und versetzte ihr eine tiefe Wunde. Niah rammte Gunther ihren Ellenbogen zwischen die Zähne, packte das Messer und richtete es auf seine Brust. Vor Schmerz brüllend, rollte er sich von ihr weg, und Niah nutzte diese Sekunde, um auf die Beine zu kommen und an Deck zu flüchten.
    Unter einer Laterne am Mast saßen die Männer beim Essen und hoben verwundert die Köpfe. Keiner rührte sich oder sagte etwas, als die blutende, rasende, nackte Gestalt vor ihnen stand, mit Resten der Fesseln an Händen und Füßen. Blitzschnell erkannte Niah, daß sie von diesen Männern keine Hilfe erwarten konnte. Als sie hörte, wie Gunther sich fluchend und krachend an Deck arbeitete, wandte sie sich behende um und machte einen Hechtsprung über Bord ins Wasser.
    Sie sank mit angehaltenem Atem tief in das dunkle Naß, kickte das Tau von ihren Füßen und schwamm unter Wasser weiter, bis sie zum Luftholen auftauchen mußte. Angstvoll nach Luft schnappend, blickte Niah sich um. Der Mond wurde von dunklen Wolken verdeckt, und so brauchte sie eine Weile, bis sie in der Dunkelheit etwas erkennen konnte. Anhand der schwach leuchtenden Bootslaternen konnte sie Gunthers Logger in einiger Entfernung entdecken. Als sie sich umdrehte, sah sie die Küste vor sich liegen, die sie schwimmend würde erreichen können. Dennoch packte sie kalte Angst bei dem Gedanken an die Haie, die in diesen Gewässern lauerten. Da sie wußte, daß Gunther verletzt war, fürchtete Niah nicht, daß er nach ihr suchen würde, zumal es so gut wie unmöglich war, sie im Dunkeln zu erkennen.
    Es kam ihr jetzt zugute, daß sie ihre Kindheit in den Gewässern rund um ihre Heimatinsel verbracht hatte. Sie schwamm mit kraftvollen Stößen, mußte sich aber immer wieder ausruhen. Während sie sich auf dem Wasser treiben ließ, merkte sie, daß die Strömung sie allmählich an Land trug.
    Niah hatte keine Vorstellung, wie lange sie sich schon im Wasser befand. Irgendwann hörte sie die nahe Brandung, dann wurde sie von einer heftigen Woge erfaßt und spürte messerscharfe Spitzen an ihren Beinen, als sie über ein Korallenriff gespült wurde. Sie zog die Knie an und gelangte mit wenigen kraftvollen Armschlägen über das Riff in ruhiges Wasser.
    Sie konnte einen hellen Sandstreifen erkennen. Dann spürte sie Grund unter den Füßen und schleppte sich an den Strand, wo sie vor Erschöpfung bewußtlos liegenblieb. Sie hatte viel Blut verloren.
     
    Im heraufdämmernden Morgen lag das nackte Mädchen immer noch bewußtlos am Strand, blutverkrustete Schnittwunden bedeckten seine Glieder. Aus der Messerwunde an der Schulter lief immer noch Blut. Mit der aufsteigenden Tageshitze erlangte Niah das Bewußtsein wieder und richtete sich mühsam auf. Trotz ihrer Erschöpfung sagte ihr ihr Verstand, daß sie Schatten aufsuchen mußte. Sie taumelte über die Dünen in das niedrige Gebüsch, wo sie eine kleine Wasserstelle fand, aus der sie gierig trank. Dann zog sie

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