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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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mich auch.« Zum ersten Mal an diesem Tag wanderten seine Gedanken zu Maya und Niah, und ein Schatten zog über sein Gesicht.
    Ahmed nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Gut. Ich sage Mannschaft, wir fahren … wohin fahren wir, Tuan?«
    »Nimm Kurs auf die Camden-Halbinsel, Nord-Nordost«, wies Tyndall ihn an und faltete die Karte zusammen.
     
    Der Schoner rollte bei Kap Leveque durch die aufgewühlte See, und das aufziehende schlechte Wetter zwang sie, in einen der einmündenden Wasserläufe einzubiegen. Die dicken Mangrovenbäume, die den Bachlauf säumten und sich mehrere Kilometer weit ins Meer ausbreiteten, boten ihnen Schutz. Die Wurzeln wuchsen ungestört nach oben und schlangen sich fünf Meter über dem Boden zu einem undurchdringlichen Dach ineinander. Tyndall und Olivia beschlossen, auf eine Erkundungstour zu gehen, und suchten sich einen Weg durch das Gewirr der breiteren Bodenwurzeln, die sie wie Trittsteine benutzten. Ab und zu scheuchten sie einen Kletterfisch auf, der sich auf einem Ast sonnte, und das lange, wie ein Wels aussehende Geschöpf ließ sich ins sumpfige Wasser fallen oder flitzte über den Wasserspiegel.
    Als sie schließlich zum Schiff zurückkehrten, hatten Ahmed und die Mannschaft mehrere fette Schlammkrebse und Mangroventauben erbeutet.
    Von nun an segelten sie unter idealen Wetterbedingungen die Küste hinauf. Zwei Tage lang machten sie flotte Fahrt, durchquerten das Buccaneer-Archipel und den Yampi-Sund. Sie umrundeten ein großes Inselriff und segelten schließlich an der Camden-Halbinsel vorbei zur Augustus-Insel.
    »Ich komme mir vor, als wären wir die ersten Menschen, die jemals hier gewesen sind«, sagte Olivia und beschirmte ihre Augen mit der Hand, um die üppige, scheinbar menschenleere Insel in Augenschein zu nehmen.
    Sie gingen in einer geschützten Bucht vor Anker, wo rosenfarbene Sandsteinklippen über hundert Meter in die Höhe wuchsen. Oben auf dem Plateau zeichneten sich vor dem Himmel mehrere große Affenbrotbäume ab, die Wache zu stehen schienen. Üppiges tropisches Grün säumte den Fuß der Klippen. Sie konnten Vogelkreischen und das ferne Rauschen eines Wasserfalls hören, der sich glitzernd über die rosa Klippen ergoß. Vor ihnen lag wie ein Halbmond ein weißer Sandstrand mit hohen Bäumen, die ihre Schatten über das kristallgrüne Wasser warfen. Am einen Ende der Insel zeigte das dunklere Grün des Wassers an, daß der Meeresboden dort in große Tiefen abfiel.
    Tyndall stieß Olivia leicht an. »Die ideale Stelle zum Tauchen.«
    »Es ist so schön hier«, seufzte Olivia. »Aber die Insel hat eine seltsame Ausstrahlung, findest du nicht? Sie wirkt ausgesprochen einladend, aber sie hat auch etwas Mysteriöses. Oder bilde ich mir das nur ein?«
    »Rudern wir doch ans Ufer, dann können wir es herausfinden«, schlug Tyndall unternehmungslustig vor.
    Sie verteilten sich auf zwei Dinghis: Auf Ahmed, den Helfer und den zweiten Maat, der ein Gewehr mitnahm, folgten Tyndall und Olivia. Sie zogen die Boote auf den Strand und machten sich in verschiedenen Richtungen auf, um die Insel zu erkunden.
    »Ein Schuß, wir schießen was zu essen, zwei Schuß, wir brauchen ganz schnell Hilfe«, sagte Ahmed.
    »Und was ist mit uns? Was ist, wenn wir Hilfe brauchen?« fragte Olivia.
    »Dann rufen wir ganz laut. Keine Angst, ich habe meine Pistole dabei«, grinste Tyndall.
    Olivia holte aus ihrer Tasche ein Messer hervor und zog es aus seiner ledernen Scheide. »Ich kann mich schon selbst verteidigen«, erwiderte sie und sprang drohend in Abwehrstellung, was die Mannschaft zum Kichern brachte.
    Sie drangen ins dichte Unterholz vor und entdeckten seltsame Pflanzen und exotische Blüten. Es war grün und kühl hier, ganz anders als im heißen, kahlen Broome. Tyndall sah eine Baumschlange, die wie eine Liane in Schlingen von einem Ast hing, beschloß aber dann, Olivia lieber nicht auf das Tier aufmerksam zu machen.
    Sie stießen auf einen holprigen Pfad, der sich zum Plateau hinaufwand. Beim Hochklettern blieben sie häufig stehen, um den Ausblick auf das glasklare Wasser, den spielzeuggroßen Schoner und die Inseln dahinter zu bewundern. Unter einem Überhang entdeckten sie Höhlen, und kurz vor dem Plateau stießen sie auf ein Felssims, auf dem ein schmaler Pfad zu mehreren Höhlen führte.
    »Fühlst du dich mutig genug, um nachschauen zu gehen?« fragte Tyndall.
    Das Sims, das sich die Klippe entlangzog, war breit genug, daß man darauf gehen konnte, fiel aber senkrecht zu

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