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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Schule gehen und auch unser Leben kennenlernen könnte. Sie ist zur Hälfte eine Weiße, Minnie.«
    Minnie zuckte mit den Achseln. »Maya irgendwann kommt zurück nach Broome.«
    Olivia merkte, daß es keinen Zweck hatte, mit Minnie zu streiten. Sie wußte schon, was Tyndall denken würde: Wenn Maya nicht zurückkäme, würde sie das Leben hier und ihren Vater vergessen.
     
    Tyndall sagte wenig, nachdem Olivia ihm im Büro leise alle Einzelheiten mitgeteilt hatte. Sie bemerkte, daß Mayas Spielzeuglogger wieder auf dem Schreibtisch stand. Tyndall erhob sich und schaute zum Anlegesteg hinüber, wo man nach dem Zyklon mit dem Wiederaufbau und den Reparaturen der Schäden beschäftigt war. Olivia hatte erwartet, daß Tyndall wüten und toben würde. Sein stummer Schmerz war sogar noch schwerer zu ertragen. »Lassen Sie mich bitte allein, Olivia. Und danke … daß Sie herausgefunden haben … was passiert ist.«
    Sie sprachen nie wieder darüber. Ein paar Tage lang erschien er nicht wie üblich zum abendlichen Drink und Olivia vermutete, daß er sich wohl mit einer Flasche Whisky tröstete. Als er doch einmal auftauchte, ging es nur ums Geschäft.
    Zehn Tage später überraschte er sie mit der Frage: »Wir wollten doch die Küste raufsegeln. Sind Sie noch dabei?«
    Sie nickte. »Etwas Ruhe und Frieden täten mir gut. Die Stadt ist immer noch ein wüstes Durcheinander.«
    »Ich hätte auch gern etwas Ruhe. Habe ziemlich viel nachgegrübelt. Ich glaube, ich habe mich damit abgefunden. Kann im Moment sowieso nicht viel unternehmen.«
    »Wir haben beide einen Verlust zu verschmerzen. Vielleicht ist es eine gute Idee, auf Fahrt zu gehen«, sagte Olivia leise.
    Sie trafen ihre Vorbereitungen, und Tyndall stellte klar, daß es sich nicht um eine Vergnügungsreise handelte, sondern um eine ernsthafte Erkundungsfahrt. Er wollte in den neuen Muschelgründen tauchen, die sie das letzte Mal ausfindig gemacht hatten. Seines Wissens hatte noch keiner der Logger aus Broome dieses Gebiet befahren. Die
Shamrock
war mit Pumpen bestückt und zum Tauchschiff umgerüstet worden. Ahmed würde die Aufgaben des Helfers übernehmen. Sollten sie beim Tauchen fündig werden, würden sie ihre anderen Logger ebenfalls zu den neuen Perlengründen beordern.
    Tyndall grinste breit, als Olivia zum ersten Mal an Deck in der Kluft aufkreuzte, die er als ihre Segelpyjamas bezeichnete.
    »Kein Wort«, ermahnte ihn Olivia verschmitzt und drohte ihm mit dem Finger.
    Er nahm beide Hände vom Ruder und hielt sie wie zur Ergebung hoch. »Dazu bin ich viel zu sehr Gentleman, das wissen Sie doch. Ich bin überrascht, daß Sie überhaupt auf den Gedanken kommen, ich könnte mich zu einer rüpelhaften Bemerkung hinreißen lassen. Sie sehen absolut göttlich aus.«
    »Pah!« Doch sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Meist herrschte eine solch ausgelassene Stimmung an Bord. Die beiden hatten sich bei der Arbeit bald aufeinander eingespielt, denn die braungebrannte, gestählte Olivia schlüpfte begeistert in die Matrosenrolle, hantierte mit den Segeln, übernahm das Ruder und sogar kurz die Arbeit an der Pumpe.
    Das Wetter war friedlich, die See ruhig und klar. Doch die Funde beim Tauchen enttäuschten. Immer wieder kam Tyndall von Luftblasen umblubbert nach oben und hielt schon auf der Strickleiter die Daumen nach unten, wenn er den Helm noch gar nicht abgeschraubt hatte. Zwar gab es Muscheln, doch sie waren klein, die Perlmuttschicht dünn, ihr Glanz stumpf.
    »Diese Blindgänger geben keine Perlen her«, schnaubte er verächtlich.
    Olivia merkte, daß er die Lust an der Unternehmung verlor, und schlug eines Morgens vor, ans Ufer zu rudern und das Hinterland zu erforschen. Sie nahmen einen Wasserbehälter mit, zogen ihr Dinghi die Böschung hoch und gingen auf Erkundungstour.
    Sie folgten einem Wasserlauf durch die Sanddünen und entdeckten voller Aufregung, daß er sich zu einem tiefen Bach weitete. Sie wateten durch das warme, knietiefe Wasser, da das Dickicht an beiden Ufern kaum zu durchdringen war. Etwa eineinhalb Kilometer vom Strand entfernt wurde der Bach immer breiter, plötzlich tauchten über dem Buschwerk Klippen auf. Tyndall und Olivia kletterten um eine Biegung und blieben atemlos stehen. Der Bach dehnte sich an dieser Stelle zu einem großen Süßwasserteich aus. Gespeist wurde er von einem Wasserfall, der von den hohen roten Klippen stürzte, die den Teich umgaben.
    »Wie schön!«
    Tyndall watete zu einem schmalen Streifen körnigen

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