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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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roten Sands, ließ Schuhe, Hut und Wasserbehälter fallen und zog sein Hemd über den Kopf.
    »Drehen Sie sich um, ich gehe schwimmen.« Er zog seine Hose aus und sprang ins Wasser. »Kommen Sie doch, Olivia, es ist herrlich.« Er schaute in die andere Richtung, während sie sich bis auf die Unterwäsche entkleidete und ins Wasser glitt.
    Erfrischt und entspannt saßen sie im Schatten und betrachteten den glitzernden Teich.
    »Ein Stück Paradies, finden Sie nicht?« sagte Tyndall und lächelte Olivia an, deren Haare noch ganz feucht waren. »Sind Sie froh, daß Sie mitgekommen sind?«
    »Sehr.«
    Sie sahen einander noch einen Augenblick länger in die Augen, dann beugte sich Tyndall vor und küßte sie sanft. »Du siehst süß aus«, sagte er leise.
    Olivia hatte das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Alles, was bisher in ihrem Leben geschehen war, löste sich in Nichts auf, sie und Tyndall schwebten in einem zeitlosen Raum, einer Traumlandschaft, und nur diese Momente zählten. Menschen, Orte und Ereignisse, die einmal wichtig gewesen sein mochten, verblaßten nun alle. Für sie gab es nichts weiter als diesen zauberhaften Ort, diese heitere Stille und diesen ganz besonderen Mann neben ihr. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus und er die seinen nach ihr.
    Als Tyndall Olivias glatte Haut liebkoste, durchfuhr ihn kurz der Gedanke, daß sie sich mit dem, was sie hier taten, in tiefe, turbulente Gewässer begaben. Doch er schob die Zukunft von sich wie auch die Vergangenheit und lebte ganz in diesem entrückten Augenblick, da er sich in Olivias Armen und ihrem Körper verlor.
    Ihre Leiber verschmolzen, als wären sie immer eins gewesen. Ihr Atem, ihre wachsende Leidenschaft, die körperliche Lust, die sie einander schenkten, strömten zusammen. Olivia spürte kein Gewicht auf ihrem Körper, als Tyndall sich an sie und in sie drängte. Sie bewegten sich miteinander in einem Tanz der Liebe, der sie wie in einem Rausch in schwindelnde Höhen riß, dann glitten sie wieder ins Tal sanfter Zärtlichkeit, in dem sie einander erkundeten, erspürten, verzehrten. In heftiger Bewegung oder in sanfter Umarmung lächelten sie einander an und neckten sich verspielt. Tyndalls Lippen streiften die ihren, während sie mit ihren Fingern in seinen dichten Locken wühlte, und sie sprachen flüsternd von den wunderbaren Empfindungen, die sie erfüllten. Diese Offenheit und diese Nähe, dieses Einswerden von Herz, Seele und Leib hatte keiner von beiden je erlebt.
    Nachdem sie sich geliebt hatten, staunten sie atemlos über das Wunder einer solchen Erfülltheit. Dann schwammen sie wieder im Teich, diesmal in unbeschwerter Nacktheit, tollten wie Kinder herum und bespritzten sich gegenseitig. Schließlich zogen sie sich an und machten sich auf den Rückweg zum Schoner. Während Tyndall das Dinghi ruderte, ruhte sein Blick auf Olivias leuchtenden Augen und ihrem glücklichen Lächeln. »Dein Gesicht verrät alles«, schalt er.
    »Entzückend, wie zerzaust du aussiehst!«
    Sie lachten, tauschten einen innigen Blick und gelobten beide im Stillen, vor der Mannschaft besonnene Zurückhaltung zu üben.
    Ahmed ließ sich keine Sekunde täuschen. Er brauchte die beiden nur anzusehen, und schon bemerkte er, wie die aufgekratzte Olivia mit geröteten Wangen ständig Tyndalls Nähe suchte, dessen innige, glutvolle Blicke seinen zur Schau getragenen Gleichmut Lügen straften.
    Nachdem sich Olivia am Abend in ihre Koje zurückgezogen hatte, saß Tyndall in der Hauptkabine und studierte beim Licht einer Laterne die Seekarte. Ahmed streckte seinen Kopf zur Tür herein. »Segeln wir woandershin?« fragte er, als er die Karte sah. Es drängte ihn danach, mit der Perlenfischerei wieder Ernst zu machen.
    »Ja. Vor einiger Zeit habe ich in einer Bar einen merkwürdigen alten Kauz mit einem Holzbein getroffen. Der hat mir erzählt, das Schönste, was er in seinem Leben gesehen hätte, wäre das Buccaneer-Archipel gewesen.« Tyndall schob auf der Karte einen Winkelmesser in Position.
    »Hat er sein Bein verloren da droben?« erkundigte sich Ahmed.
    Tyndall überging die Frage und bemerkte: »Die Fahrt dorthin bereitet keine Schwierigkeiten. Was sind schon ein paar Tage! Könnte interessant sein. Ja, ich glaube, wir sollten fahren.« Er sah Ahmed mit einem leicht verlegenen Lächeln an, das sich unaufhaltsam über sein Gesicht ausbreitete. »Vielleicht werden wir nie wieder Gelegenheit dazu haben. Gut für Mem Hennessy, nach dem Sturm … und allem. Und für

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