Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
rechtmäßigen Platz an deiner Seite einzunehmen.« Sie kräuselte ihre Lippen zu einem zuckrigen Lächeln.
    »Und das willst du jetzt allen weismachen, was?« Er konnte sich vorstellen, daß sie ihren Text sorgfältig geprobt hatte.
    »Das ist doch die Wahrheit, oder?«
    »Nein, Amy, bei Gott nicht! Ich hatte in all den Jahren viel Zeit, um über die Dinge nachzudenken, und weißt du was? Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß du mich reingelegt hast. Und noch etwas, Amy. Du kommst zu spät. Bald werde ich die Frau heiraten, die ich wirklich liebe.«
    »Wie das?« fragte sie mit aufgesetzter Liebenswürdigkeit und breitete fragend die Arme aus. »Du bist doch mit mir verheiratet.«
    »Nicht mehr lange. Ich lasse mich von dir scheiden. Du hast keinen Platz mehr in meinem Leben. Du hast Geld gerochen! Du bist nur wegen der Perlen hier!«
    Amys Gesicht verhärtete sich, sie kniff ihren Mund zu einem Strich zusammen. »Ich werde nie in eine Scheidung einwilligen, ich werde um meine Rechte kämpfen! Ich habe alle Dokumente mitgebracht, die Heiratsurkunde, Briefe. Ich kann belegen, daß du mich verlassen hast, und … eine Wiederherstellung der ehelichen Gemeinschaft erzwingen.« Wieder fiel sie in eine Pose gekünstelter Liebenswürdigkeit. »Ist das eine so schlimme Aussicht, Johnny? Mich zur Frau zu haben? Viele Männer würden dich beneiden. Mich hält nichts mehr in England, ich habe die Absicht hierzubleiben. Bei dir.«
    »Aber ich will dich nicht haben!« schrie Tyndall erbittert. Durch seine Wut hindurch ging ihm langsam auf, daß diese Frau gefährlich war, hinterhältig und unangenehm.
    »Denk drüber nach. Das Ganze kommt etwas plötzlich. Du wirst dich an die Idee gewöhnen. Übrigens solltest du jetzt lieber deine Freundin über deine wahre Situation informieren«, fügte sie reichlich süffisant hinzu.
    »Du kannst hier nicht bleiben«, wiederholte Tyndall störrisch, der langsam spürte, wie er in die Enge getrieben wurde.
    »Was hast du denn vor? Willst du mich etwa in ein Hotel schicken? Deiner Frau die Tür weisen? Das würde mir großen Kummer bereiten. Und was würden die Leute denken!«
    Tyndall mußte sich seine momentane Niederlage eingestehen. Das hübsche Mädchen von einst, das ihn um den Finger gewickelt und vor den Altar geschleppt hatte, entpuppte sich nun als raffinierte, berechnende Frau, die nur zu gut gelernt hatte, ihren Willen durchzusetzen.
    Tyndall stürzte aus dem Haus und knallte die Tür hinter sich zu. Mein Gott, wie sollte er diese Geschichte Olivia beibringen? Das würde schwierig genug werden, aber er zweifelte nicht an Olivias tiefem Verständnis und ihrer Liebe für ihn. Gemeinsam würden sie dieser mißlichen Lage entkommen. Er würde sich von Amy befreien, koste es, was es wolle.
     
    Olivia brauchte eine Weile, bis sie die ganze Bedeutung des Vorfalls erfaßte, von dem Tyndall ihr da berichtete. Langsam bat sie ihn, die wichtigsten Einzelheiten zu wiederholen.
    Er rang sich noch einmal eine kurze Erklärung ab und kam ins Stocken, als Olivia auf ihrem Bürostuhl nach hinten sank und ihn über den Schreibtisch hinweg anstarrte. Sie war wie üblich ins Büro gekommen, um vor der Hochzeit und den Flitterwochen noch alles Unerledigte abzuschließen.
    Tränen der Wut rannen ihr die Wangen herab. »Wie konntest du mir verschweigen, daß du verheiratet bist? Oder warst, wie auch immer …«
    »Ich habe immer geglaubt, sie sei tot. Ich habe schon jahrelang nicht mehr an sie gedacht. Ich war damals ein junger Kerl, und sie ist einfach verschwunden …«
    »Und du hast nicht versucht herauszufinden, was mit ihr passiert ist? Du warst doch ihr Mann …«
    »Ich war kaum zwanzig und befand mich auf der anderen Seite des Erdballs. Der Priester hat mir geschrieben und mir berichtet … um Himmels willen, Olivia, versuch doch zu verstehen …«
    »Das versuche ich ja gerade! Zu verstehen, wie der Mann, den ich liebe, der Mann, den ich für den Gefährten meiner Seele gehalten habe, der Mann, mit dem ich in Freuden den Rest meines Daseins teilen wollte – wie dieser Mann mich so belügen und täuschen konnte.«
    »Das habe ich nie, Olivia! Jedenfalls nicht bewußt …«
    »Was verheimlichst du mir denn sonst noch alles, John? Wie kann ich dir jemals wieder vertrauen?«
    »Olivia, wir werden das schon regeln. Ich gebe zu, die Sache ist bedauerlich, Amy kam wirklich zum verkehrtesten Zeitpunkt …«
    »Bedauerlich! Ich würde sagen, Amy kam genau richtig! Wenn wir nun schon

Weitere Kostenlose Bücher