Tränen des Mondes
geheiratet hätten? Dann kämst du wegen Bigamie ins Gefängnis …«
»Wir werden auf jeden Fall heiraten, Olivia. Vielleicht verzögert sich die Hochzeit, aber ich werde alles klären. Das verdammte Weibsstück ist doch nur hinter dem Geld her …«
»Der Meinung bin ich nicht, John …«
»Welcher Meinung? Daß sie auf mein Geld aus ist?«
»Daß wir heiraten sollten.«
»Olivia … das kann doch nicht dein Ernst sein! Wir können doch unser Glück nicht wegwerfen, bloß wegen dieses unseligen … Zwischenfalls!«
Olivia wandte sich ab, damit sie sein gequältes Gesicht nicht länger vor Augen hatte. »Es geht nicht nur darum, daß sie jetzt hier ist … ich komme nicht darüber hinweg, daß du mir nichts erzählt hast …«
»Aber ich wußte es doch nicht!«
»Du hättest mir von ihr erzählen sollen, wir haben doch über deine Vergangenheit geredet. Das trifft mich im Innersten. Natürlich kann ich nicht mehr in dieser Stadt bleiben.« Olivia stand auf, sie wirkte plötzlich entschlossen. »Ich muß den Umzug planen. Fremantle ist gut. Hamish kann in Perth zur Schule gehen, und ich werde etwas finden, womit ich mich beschäftigen kann.«
»Bist du verrückt, Olivia? Du kannst die Dinge doch nicht so überstürzen! Und was ist mit der
Star of the Sea
? Das Unternehmen gehört zur Hälfte dir. Du kannst nicht einfach alles hinwerfen.«
»Dann werde ich eben stille Teilhaberin sein. Aber wenn du mir meinen Anteil lieber auszahlen willst …«
»Olivia, bitte hör auf!«
»John, ich glaube, es ist das Beste, du läßt mich jetzt in Ruhe. Meine Entscheidung wirst du nicht ändern. Du hast mich tief verletzt, damit muß ich jetzt irgendwie zurechtkommen. Das ist alles sehr … schwierig für mich. Und wie willst du das vor den Leuten erklären? Was ist mit meinem Ruf? Alle werden sich das Maul zerreißen.«
»Olivia, wenn es das ist, was dich belastet, dann werde ich dafür sorgen, daß jeder die Situation versteht.«
»Das wird die Situation aber nicht ändern, oder?«
»Ich werde die Scheidung erlangen, dann können wir weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
»Nein, das wird nie mehr möglich sein. Hat sie überhaupt in eine Scheidung eingewilligt? Warum ist sie um die halbe Welt gefahren, wenn nicht, um bei dir zu sein?«
Darauf hatte Tyndall keine Antwort. Er brummte niedergeschlagen: »Sie ist gerade erst angekommen. Ich wollte sichergehen, daß du es von mir als erstem erfährst.«
»Ach, hat das Gerede über uns schon angefangen? John, bitte geh jetzt.«
Tyndall kam auf sie zu und wollte sie umarmen, doch Olivia fuhr zurück. »Nein!« Sie drehte sich um, mit starrem Gesicht und abweisender Haltung.
Verletzt und benommen ging Tyndall langsam aus dem Büro. Olivia hörte ihn gehen, es zerriß ihr das Herz. Über sie brach mit voller Wucht die Erkenntnis herein, daß sie den geliebten Mann vielleicht nie mehr in die Arme schließen würde.
Das grelle Sonnenlicht schmerzte Tyndall in den Augen. Er zog seinen Hut herunter, so daß er ihm ins Gesicht ragte, heiße Tränen verzerrten ihm die Sicht. Ihm erschien Olivias Reaktion einfach unsinnig. Warum hätte er etwas erwähnen sollen, was für ihn nur ein kurzes, so gut wie bedeutungsloses Zwischenspiel in seiner Vergangenheit gewesen war? Heute hatte er keinen anderen Wunsch, als den Rest seines Lebens an Olivias Seite zu verbringen.
Seine brodelnde Wut trieb ihn zu seinem Haus zurück. Wie konnte Amy es wagen, sich einfach unter seinem Dach einzunisten? Sie war doch eine wildfremde Person für ihn! Es hatte mit ihr keine glücklichen Momente gegeben, die er in Erinnerung bewahrt hätte. Ein Mädchen, das weit erfahrener war als er, hatte ihn in die Falle gelockt. Damals fiel ihm nicht auf, daß alles nur Verführung war. Er war ihrer ungezügelten Sinnlichkeit verfallen und gab sich einfach dem Erlebnis der Leidenschaft hin. Nach ihrer überstürzten Heirat, einer reinen Formalität, gab es viele heftige Streitereien und tränenreiche Wutanfälle, was in ihm den festen Entschluss reifen ließ, mehr zu verdienen, damit sie besser leben könnten. Was für eine Last auf seinen unvorbereiteten zwanzigjährigen Schultern!
Er polterte zurück in sein Haus und brüllte nach Rosminah. »Wo ist Mem?«
»Mem Amy ausruhen, Tuan. Ich muß für sie auspacken, nicht kann nein sagen«, berichtete sie bedrückt.
»Dann fang wieder an einzupacken. Hier bleibt sie nicht.«
Er hämmerte an die Tür des Gästezimmers und stieß sie auf, als Amy
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