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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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zu ihr stoßen, sobald sie abkömmlich wären. Mabel hatte ihr von Amys Verrat und ihrem tragischen Tod geschrieben, Toby hatte für sie eine Schätzung des Verlusts vorgenommen, der durch die gestohlenen Perlen entstanden war.
    Olivia schenkte sich gerade Tee ein, als die Mettas die Veranda entlangeilten. Mabel kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu und rief begeistert: »Olivia! Warum hast du uns nichts erzählt! Was für eine wunderbare Überraschung!«
    Sie umarmten einander überschwenglich.
    »Bist du allein? Wo ist dein lieber Mann?« fragte Mabel.
    »Er konnte nicht kommen. Aber allein bin ich nicht.« Sie drehte sich zu der schönen jungen Frau und dem Mädchen um, die mit ihr am Tisch saßen. »Wißt ihr, wer das ist?« fragte sie.
    Mabel ließ ihren Blick nachdenklich auf der Fremden ruhen, die sie schüchtern anlächelte und unsicher schien, ob sie die mollige, dunkelhäutige Frau kennen sollte. »Sie erinnert mich an …«
    Während sie noch in ihrem Gedächtnis kramte, sagte Toby ruhig: »Niah. Sie sieht aus wie Niah.«
    Die Mettas starrten Maya entgeistert an, und Olivia hielt triumphierend die Hand der jungen Frau in die Höhe. »Genau. Das ist Maya, die Tochter von Tyndall und Niah. Und das ist ihre Tochter – Georgiana oder Georgie, wie wir den kleinen Frechdachs nennen.«
    Die Mettas zogen Stühle heran, und alle sprudelten gleichzeitig los. Während Olivia die Geschichte zu erzählen begann, ging Maya mit Georgiana, die inzwischen unruhig geworden war, zum Hafen hinunter, um dort alles zu erkunden.
    »Ich habe gesehen, daß ein Teil der Flotte noch draußen ist. John und Ahmed … wann erwartet ihr sie zurück?« erkundigte sich Olivia.
    »Jeden Tag«, antwortete Tobias.
    Olivia zögerte und fragte dann: »Wie geht es John? Er hat lange nichts von sich hören lassen. Ich hätte ihm damals sagen sollen, daß ich vorhatte zu heiraten … aber ich wußte einfach nicht wie. Alles ist so schnell gegangen. Und der Krieg hat dafür gesorgt, daß wir uns mit ganz anderen Dingen befassen mußten«, endete sie lahm. Sie brauchte den Mettas das alles nicht umständlich zu erklären. Sie konnten verstehen, warum Olivia wegen Amy so verletzt und wütend gewesen war, und wußten, was für einen Schlag sie durch Hamishs Tod erlitten hatte.
    »Er hat sich schon ein bißchen verändert. Das ist wohl verständlich. Schwere Zeiten für uns alle, in so vieler Hinsicht«, sagte Toby leise. »Aber er ist und bleibt ein unverbesserlicher Optimist.«
    »Er hat sich ganz ins Geschäft gestürzt«, fügte Mabel offen hinzu. »Das hat ihn aufrecht gehalten. Er wird sich wahnsinnig freuen!«
    Toby wechselte das Thema. »Und du? Bist du glücklich? Gefällt dir das Leben da unten?« fragte er mit warmer Anteilnahme. »Es ist so anders als alles, was du hier gehabt hast. Ich habe immer das Gefühl …«
    »Also wirklich, Tobias, das reicht«, schnitt ihm Mabel rasch das Wort ab. Die Nachricht von Olivias Heirat hatte die beiden lieben Menschen zunächst vor den Kopf gestoßen, aber dann hatten sie sich zu der Meinung durchgerungen, es sei wahrscheinlich das beste so. Wer hätte voraussehen können, daß Amy so unberechenbar wäre und plötzlich verschwinden würde? Es brach den Mettas schier das Herz, als sie Tyndall so enttäuscht und verzweifelt über Olivias Abweisung zurückkehren sahen.
    »Glücklich?« antwortete Olivia nachdenklich. »Ich finde mich langsam mit Hamishs Verlust ab. So viele andere haben auch einen Sohn verloren. Ich wünschte nur … ach, reden wir nicht von Dingen, die wir bereuen, und davon, was wäre, wenn. Wir können nichts mehr ändern, wir müssen weitermachen und Tag für Tag versuchen, unserem Leben einen Sinn zu geben.«
    »Das scheint mir auch Johns Philosophie zu sein«, erwiderte Mabel. »Du weißt, daß ihn die Nachricht von Hamishs Tod tief getroffen hat. Er hoffte, daß Dr. Shaw dir eine Stütze war. Aber wie du hat er sich schließlich mit seinem Leben abgefunden. Wenn du mich fragst, lebt er wie in ständiger Erwartung. Äußerlich geht er zwar seiner Arbeit nach, aber es kommt mir vor, als würde er auf irgend etwas warten, vielleicht darauf, daß endlich sein wirkliches Leben anfängt.«
    »Daß er nun seine Tochter wiederbekommt und eine Enkelin dazu, wird ihn wieder ins wahre Leben zurückholen«, sagte Toby begeistert. »Wo werden sie wohnen? Wo ist Mayas Mann?«
    Olivia seufzte tief auf. »Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich habe nicht nur Maya gefunden, sondern

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