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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Freund sein. Mem Hennessy läßt Kleider für sie machen, da es vielleicht eine Weile dauern wird, bis wir sie nach Hause schicken können.«
    Niah sprang auf und klammerte sich an Tyndall. Sie weinte, und Tyndall konnte ihrem Wortschwall nur mit Mühe folgen. Er beruhigte Niah und wandte sich wieder an Yusef. »Sie will nicht nach Hause zurück? Was redet sie da von einem bösen Mann?«
    Yusef übersetzte. »Tuan, sie sagt, sie wird altem Mann gegeben, schlechtem Mann, als Frau. Sie nicht will zu ihm.«
    »Was ist mit ihrer Familie? Nimmt die sie nicht wieder auf? Kann sie irgendwo anders hin?«
    Zur Antwort schüttelte Niah heftig den Kopf und umklammerte nervös den Muschelanhänger an ihrem Hals.
    »Weißer Mann sie gestohlen und mit anderen auf Boot geschickt. Nicht zurück kann, Tuan«, sagte der Junge und sah Niah mitfühlend an.
    »Hmm«, murmelte Tyndall. »Wie es scheint, können wir sie nicht zurückschicken.«
    Conrad reagierte entsetzt und schüttelte nur mit dem Kopf. »Nun, wir können sie nicht einfach dabehalten oder gar auf die Straße setzen.«
    Niah klammerte sich wieder an Tyndalls Hemd und bedrängte ihn mit einem erneuten Wortschwall.
    Er schob ihre Hände fort. »Sie sagt, sie gehört jetzt mir, weil ich sie gerettet habe.«
    »Oh«, ließ Conrad sich hören, er war restlos verwirrt angesichts der schwierigen Lage der Dinge.
    Olivia hatte einen Teil der Unterhaltung aufgeschnappt, als sie näherkam, und sie fragte sich, was die ganze Aufregung sollte. »Nun, Sie können sie gewiß nicht behalten, Kapitän Tyndall. Wir werden mit jemandem von der Kirche reden müssen. Vielleicht sollte sie in eine Klosterschule gehen. Es wird doch sicher eine Mission geben, die sie aufnimmt.«
    Tyndall preßte die Lippen zusammen und verkniff sich eine Antwort. Er wandte sich wieder dem Mädchen zu und sprach leise und besänftigend auf es ein, bevor er Olivia bat, der Koch möge Niah etwas zu essen bringen. »Ich glaube, sie fühlt sich ein bißchen besser, nun, da sie ihrem Herzen Luft gemacht hat.«
    Beim Hinausgehen wandte sich Olivia noch einmal nach dem Mädchen um. Niah wirkte immer noch aufgeregt, aber in ihrem Blick lag ein triumphierendes Glitzern.
    Am nächsten Tag verkündete ein verkaterter Tyndall, daß er einen Taucher für die nächste Saison gefunden habe. »Ein Japse. Hat sich im Perlentauchen bewährt. Aber mein Gott, kann der Whisky trinken!«
    Olivia zog die Augenbrauen hoch. »Kommen Sie mit zum Perlendoktor?«
    Tyndall verzog das Gesicht, ließ sich in seinen Bürostuhl fallen und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Heute morgen ist mir nicht nach Tobias Metta zumute. Hört nie auf zu reden. Ist mir alles zuviel. Was den Perlenkäufer betrifft, so lautet mein Rat: Hart sein.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen, John. Wir werden schon zurechtkommen«, sagte Conrad voller Selbstvertrauen.
    Olivia war von der Atmosphäre in der Werkstatt des asiatischen Perlenpolierers begeistert. Er begrüßte sie überschwenglich, staubte eifrig einen Holzstuhl ab und rieb sich die Hände.
    »Sehr gütig von Ihnen, meine bescheidene kleine Werkstatt zu besuchen, Mrs. Hennessy. Sie wird selten von der Anwesenheit einer Dame beehrt.« Er wippte auf den Fersen, lächelte und faltete die Hände vor seiner Brust. »Sie sind jederzeit höchst willkommen.«
    Sein singender Akzent und seine übertriebene Höflichkeit belustigten Olivia, doch war er ihr sofort sympathisch. »Ich hoffe, wir werden einige wunderschöne Perlen zusammen machen, Mr. Metta.«
    »Oh, in der Tat, Mrs. Hennessy, in der Tat. So wird es sicherlich sein. Sie haben bereits ein paar ausgezeichnete Perlen.« Er langte in eine Schublade und leerte aus einem etikettierten schwarzen Samtbeutel in blaues Seidenpapier gewickelte Perlen in seine Hand, die er dann einzeln auf dem Beutel auslegte. »Hier«, sagte er triumphierend.
    Vier Perlen von intensivem goldenen und rosafarbenen Glanz strahlten wie Leuchtfeuer in einer mondlosen Nacht. Olivia verschlug es den Atem. »Oh, sie sind herrlich. Conrad, wie aufregend!«
    »Es mußten nur ein paar Schichten entfernt werden«, erklärte Toby. »Eine relativ einfache Aufgabe. So als würde man eine Zwiebel schälen. Ein höchst glücklicher Anfang. Sie werden einen guten Preis erzielen, auch wenn sie nicht sehr groß sind.« Aus einem anderen Beutel leerte er zwei Dutzend kleinerer Perlen aus. »Ihr Kleingeld«, lachte er. »Vier habe ich verloren. Sie hatten Mängel bis zum Kern. Bitte

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