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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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seine Brille wieder auf und griff nach dem Stück Papier. Er machte einen Strich durch die untere Zahl, schrieb eine neue Zahl hin und gab Olivia das Blatt zurück. »Könnte hierdurch eine Geschäftsbeziehung zwischen uns entstehen, Mrs. Hennessy?« fragte er merklich gelockert.
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ganz zweifellos. Unsere Firma
Star of the Sea Pearl
freut sich darauf, Sie in der nächsten Saison wiederzusehen, Monsieur Barat. Dem ist doch so, Conrad, oder?«
    »Äh, ja, gewiß doch …« Er starrte auf das Notizblatt, das Olivia ihm reichte.
    Der Perlenkäufer erhob sich und zog sein Jackett wieder an. »Bitte erlauben Sie mir, unseren Geschäftsabschluß mit einem Aperitif in der Logger-Bar zu feiern.« Er reichte Olivia höflich den Arm, Conrad hielt ihnen die Tür auf, und sie traten alle in den Garten.
     
    Niah hatte sich anscheinend eingewöhnt. Olivia hatte von einem indischen Schneider einfache Kleider für sie machen lassen, da Niah europäische Kleidung ablehnte und Sarongs bevorzugte. Olivia mußte insgeheim zugeben, daß ein Sarong ein weitaus praktischeres Kleidungsstück war, und fragte sich, ob sie es je wagen würde, selbst einen zu tragen, zumindest zu Hause und nicht in der Öffentlichkeit. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, noch einmal auf der
Bulan
mitzufahren, und stellte sich vor, wie geeignet eine solche Bekleidung für eine Schiffsreise wäre. Wenn Conrad doch nur mehr Begeisterung für die See zeigte, dann könnten sie einige Reisen zusammen unternehmen, überlegte sie.
    Das Meer übte zwar keinen besonderen Reiz auf Conrad aus, doch die Muscheln und die Aussicht, Perlen darin zu finden, stellten eine große Verlockung für ihn dar. Er verbrachte immer mehr Zeit im Packschuppen, wenn die Helfer, die die Muscheln öffneten und säuberten, an der Arbeit waren.
    »Aha, endlich haben wir Sie von Ihren Zahlen und Büchern weggelockt«, bemerkte Tyndall, der zusah, wie die Männer die fertigen Muschelkisten für die Verladung beiseite stellten.
    »Ich würde gern noch mehr Perlenverkäufe tätigen«, sagte Conrad mit Begeisterung. »Ich muß sagen, es war ein großes Erlebnis, mit Monsieur Barat zu verhandeln. Perlen haben wirklich etwas ganz Besonderes, nicht wahr? Das Finden, Schälen, Verkaufen – alles ist mit einer ganz eigentümlichen Spannung verbunden. Wann fangen wir mit dem Tiefseetauchen an?«
    Tyndall lachte. »Du liebe Güte, Conrad! Sie hat's aber wirklich gepackt! Sie müssen die Regenzeit schon noch abwarten. Es dauert noch ein paar Monate, bis wir auslaufen können. Es gibt aber jede Menge zu tun. Wir müssen die Mannschaften endgültig zusammenstellen und die Umbauten am Logger vornehmen.«
    »Und der neue Taucheranzug, den wir in Perth bestellt haben, soll mit dem nächsten Dampfer kommen«, fügte Conrad hinzu.
    »Ich dachte mir, ich könnte auch mal einen Tauchgang machen«, erklärte Tyndall beiläufig. »Kann ja wohl nicht so schwierig sein, es richtig zu machen.«
    »Halten Sie das für klug, John? Verdammt riskante Sache. Man hört so schreckliche Dinge … Denken Sie nur an den Kerl, von dem wir das Boot gekauft haben. Er ist jetzt zu nichts mehr zu gebrauchen.« Conrad klang aufrichtig besorgt.
    »Nein, nein, kein Problem. Ahmed wird ein Auge auf mich halten, und unser Taucher wird mir jede Menge Ratschläge geben. Da fällt mir ein, wir sollten ihn besser gleich anheuern.«
     
    Olivia fand es aufregend, daß sie jetzt ›richtige Perlenfischer‹ waren, wie sie sagte. Sie wollte jede Einzelheit über die Veränderungen auf dem Logger und über die neue Ausrüstung wissen, die sich allmählich in Tyndalls Büro stapelte. Sie schlug sogar vor, sich ebenfalls an den Verhandlungen mit dem japanischen Taucher zu beteiligen.
    »Also, das ist ein Teil des Geschäfts, mit dem Sie nichts zu tun haben«, mahnte Tyndall und drohte ihr mit dem Finger. »Wir würden niemanden an die Arbeit bekommen, wenn sich eine Frau einmischen würde.«
    Olivia warf ihm einen zornigen Blick zu.
    »Das hängt mit den verschiedenen Kulturen zusammen, ich möchte Sie nicht beleidigen«, erklärte er und wechselte dann schnell das Thema. »He, haben Sie die Taucherausrüstung schon gesehen? Habe gerade erst den Helm überholen lassen.« Er führte sie in eine Ecke des Raums, wo der voluminöse Taucheranzug hing. Die Bleistiefel und der Helm lagen darunter auf dem Boden.
    »Die sind ja riesig«, rief Olivia aus. Sie fuhr zur Probe mit den Füßen in die Stiefel und

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