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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Sache verwickelt war und sogar geneigt schien, das Geschehene vor der Polizei zu verschweigen. Es gefiel ihm keineswegs, in die ganze Geschichte hineingezogen zu werden.
    »Ich habe ernste Bedenken«, sagte er schließlich.
    »Uns bleibt im Grunde keine andere Wahl«, erklärte Olivia entschieden. »Wir sagen aber nichts, bevor wir nicht heute abend mit Kapitän Tyndall gesprochen haben.«
    Tyndall erschien gegen Sonnenuntergang. Er und Conrad machten es sich auf der Veranda bei einer Flasche Rum und frisch gepreßtem Limonensaft gemütlich.
    Olivia gesellte sich zu ihnen. Sie trug ein luftiges geblümtes Musselinkleid und hatte ihr Haar im Nacken zu einem weichen Knoten geschlungen. Die Männer erhoben sich, als sie auf dem kleinen Korbstuhl Platz nahm.
    »Wollen Sie mit uns zu Abend essen, Kapitän Tyndall?« fragte sie. »Nun, da in diesem Haus wieder Frieden eingekehrt ist?«
    »Das Mädchen hat einigen Tumult verursacht. Sie streitet mit dem Boy. Weiß Gott, worum es geht«, sagte Conrad mit besorgter Miene. »Hoffentlich macht sie keine Schwierigkeiten. Bleibt sie wirklich bei uns, oder haben Sie andere Pläne für sie?«
    »Mit Ahmed zusammen wird mir schon etwas einfallen. In der Zwischenzeit kümmert sich Mrs. Hennessy um das Mädchen, wie sie mir versichert hat. Eine ideale Gelegenheit, Malaiisch zu lernen.«
    »Genau das habe ich vor«, konterte Olivia seine Herausforderung.
    »Sie und Ahmed werden in Zukunft keine Geheimnisse mehr vor mir haben«, setzte sie hinzu.
    Tyndall hob sein Glas. »Darauf einen Toast! Und vielen Dank für Ihre Gesellschaft auf unserer Fahrt. Darf ich mir die Bemerkung erlauben, daß Sie heute abend ganz bezaubernd aussehen.«
    Olivia lächelte. Sie wußte, daß er bereits mehrere Glas Rum intus hatte und daß er mit dem Kompliment auf ihre spezielle Kluft auf der
Bulan
anspielte.
    »Oh, vielen Dank übrigens für die Einladung zum Abendessen, aber ich bin mit ein paar Freunden auf einen Schluck Whisky verabredet«, sagte Tyndall.
    »Aha, gesellschaftliche Verpflichtungen?« warf Conrad ein. Er fühlte sich bei der spaßhaften Unterhaltung etwas unbehaglich.
    »Was das angeht, bin ich im Conti schon auf meine Kosten gekommen«, meinte Tyndall leichthin. »Meine Güte, wir sind wirklich das Gerede der ganzen Stadt.«
    Conrad machte eine sorgenvolle Miene. »Ich hoffe nur, der Richter wird von Olivias kleinem Abenteuer nichts erfahren.«
    »Die Leute reden immer. Ich schere mich nicht darum und lebe mein Leben«, sagte Tyndall.
    »Das ist ja alles schön und gut, aber wenn man auf eine gewisse gesellschaftliche Stellung aus ist, muß man schon bedenken, was man tut. Man kann doch nicht einfach machen, was man will, egal, was die anderen denken.« Der Ausdruck auf den Gesichtern der anderen beiden verriet Conrad, daß seine Worte etwas zu pathetisch klangen.
    »Willst du das denn, Conrad? Eine gesellschaftliche Stellung anstreben?« fragte Olivia sanft. »Es tut mir leid, wenn meine Handlungsweise dich in Verlegenheit gebracht hat.«
    Tyndall warf Olivia einen fragenden Blick zu, merkte aber an dem tiefgründigen Leuchten in ihren Augen, daß ihr die Fahrt mit der
Bulan
kein bißchen leid tat.
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Conrad. Der Ruf Ihrer Frau ist unversehrt. Aber nun zum Thema. Wir sollten kurz über das Geschäft sprechen. Wir müssen endlich mit dem Tauchen nach Tiefseeperlen anfangen, und das bedeutet weitere Investitionen.«
    »Was für Investitionen?« fragte Conrad vorsichtig. Er wußte, daß die Gelder knapp wurden.
    »Der Logger braucht eine neue Pumpe und neue Ausrüstung, und wir müssen mehr Raum für Mannschaftsunterkünfte schaffen. Der Schoner wird als Mutterschiff dienen. Außerdem müssen wir einen Taucher und einen Helfer finden.«
    »Das fällt alles in Ihr Ressort«, sagte Conrad. Von Tyndalls Unternehmungsgeist angesteckt, fügte er hinzu: »Je mehr ich über das Perlengeschäft lerne, desto mehr gefällt es mir.«
    »Es hat ihn gepackt«, erklärte Olivia und war froh, daß Conrads Bedenken und Einwände wie weggeblasen waren. Er schien geradezu berauscht von der Aussicht, wertvolle Perlen zu finden.
    Wie schon so viele Männer vor ihm, war auch Conrad mittlerweile vom geheimnisvollen Zauber der Perlen erfaßt. Er hatte angefangen, alles zu lesen, was er über das Perlengeschäft finden konnte, und sich mit zahlreichen Kennern über das Perlenfischen unterhalten. Die losen Kugel-, Barock- und Halbperlen in den Muscheln wurden als einfacher

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