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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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schon aus vorangegangenen Best-Buy-Meetings, doch die meisten sind mir völlig unbe kannt. Aber bei Präsentationen bin ich schon immer zu Hochform aufgelaufen.
    »Ladies und Gentlemen«, verkündet Bruce, »ich möchte Ihnen unsere jüngste stellvertretende Leiterin dieser Abteilung vorstellen, das aufstrebende Talent bei Sacki und Sacki, Miss Lily Burns.«
    »Danke«, sage ich und streiche mir das Haar aus dem Gesicht, während ich Rebecca helfe, die Plakate aufzuhängen.
    »Wir beginnen mit einem älteren Pärchen, das vor einem beigefarbenen Hintergrund sitzt«, beginne ich. »Ganz schlicht«, erkläre ich und zeige auf das erste Bild. Da sehe ich es.
    Auf dem Plakat ist kein älteres Pärchen abgebildet, sondern ein kleiner Junge mit einer Spielekonsole, der auf einen Fernseher starrt. Ich blicke zu den anderen, die ihrerseits mich ansehen.
    »Verzeihung«, sage ich. »Wir haben hier wohl das falsche Plakat«, füge ich an Rebecca gewandt hinzu.
    Rebecca wirft einen Blick darauf und sieht mich dann achselzuckend an.
    Da dämmert es mir. Es gibt keinen Gogo in meinem Leben. Daher ist meine Kampagne nicht auf den Plakaten, je denfalls nicht die Kampagne, die ich in- und auswendig kenne. Hier stehe ich nun und soll eine Multimillionen-Kampagne präsentieren, über die ich nicht das Geringste weiß.
    »Äh, ja«, stammle ich und betrachte hilflos den kleinen Jungen auf dem Bild.
    »Sagten Sie, dies sei das falsche Plakat?«, fragt Thomas Difranco, der Chef von Best Buy. »Hat sie gesagt, sie habe die falsche Kampagne dabei?«
    »Nein!«, rufe ich laut. »Es ist die richtige, ich war nur einen Moment verwirrt. Wir beginnen mit einem kleinen Jungen, der vor dem Fernseher sitzt und ein Videospiel spielt«, improvisiere ich.
    Rebecca zeigt auf das nächste Plakat. Darauf sieht man die Mutter, die den Jungen anschreit.
    »Die Mutter hier«, sage ich und gerate langsam ins Schwitzen, »ist wütend, weil der Junge spielt und nicht seine Hausaufgaben macht.«
    Rebecca sieht mich an, als wüsste sie nicht, wovon ich rede. Da geht es ihr wie mir. Sie zeigt auf ein weiteres Plakat – ein älterer Mann, der der Vater des Jungen sein könnte, sitzt an einem Computer.
    »Und hier kommt der Vater ins Spiel.«
    »Sie meinen: der Großvater«, flüstert Rebecca mir zu.
    »Ich meine: der Großvater. Er sitzt am Computer.«
    Ich lasse meinen Blick erneut durch den Konferenzraum schweifen. Gerry steht der Mund offen. Bruce starrt mich an, als wollte er mich vom Sicherheitsdienst aus dem Gebäude schaffen lassen.
    »Also, worauf ich hinauswill, ist Folgendes«, sage ich und räuspere mich, um Zeit zu schinden. Ich muss schnell überlegen, worauf ich hinauswill. »Die Menschen brauchen mehr Zeit für sich selbst. Der Junge will einfach nur sein Spiel spielen. Er hatte einen harten Tag in der Schule. Was ihm jetzt noch fehlt, ist eine Großmutter, die ihn anschreit.«
    »Mutter«, murmelt Rebecca.
    »Verzeihung … Mutter«, sage ich. »Und der Großvater möchte einfach nur den Pflegerinnen in seinem Heim entkommen, daher geht er zu seinem Computer und versinkt in der Welt auf dem Bildschirm. Und dann schließen wir mit so etwas wie Best Buy – gibt den Menschen Zeit für sich selbst. «
    Rebecca lüftet das Plakat, um den neuen Slogan zu präsentieren: Best Buy – bringt Familien immer wieder zusammen.
    Vollkommene Stille senkt sich über den Konferenzraum. Ich habe gerade die schlechteste Präsentation aller Zeiten abgeliefert. Warum kann nicht einfach jemand übernehmen?
    »Verzeihung«, sagt Gerry schließlich, steht auf und wendet sich den anderen zu. »Ich dachte mir schon, dass es heute zu viel für sie werden könnte. Sie hat eine schlimme Viruserkrankung.«
    »Ja, leider«, bestätige ich und huste. »Ich bin heute nur zur Arbeit gekommen, weil die Präsentation so wichtig für uns ist«, füge ich hinzu.
    »Soll ich vielleicht übernehmen, Lily?«, fragt Gerry.
    »Bitte«, sage ich.
    »Was Lily eigentlich sagen wollte, ist Folgendes«, fährt Gerry fort, als ich zitternd neben ihr Platz nehme und den Kopf senke. »Überall ist die Rede davon, dass elektronisches Spielzeug, Computer und das Internet die Familien auseinan derreißen. Dabei kann genau das, was sie entzweit, sie auch wieder zusammenbringen.«
    Rebecca holt ein weiteres Plakat hervor. Darauf sitzen Mutter, Großvater und Kind gemeinsam vor dem Fernseher und essen Popcorn. Neben dem Fernseher zeigt ein Kasten einen Mann – den Vater –, der seine Familie

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