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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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eine Kellnerin in die Kehrseite gezwickt hatte.
    Obwohl Dorothy damit recht hatte, daß Ernie dem Alkohol nicht widerstehen konnte, ärgerte sich Wilma darüber, daß sie ihr die Wahrheit so schonungslos unter die Nase rieb. »Ernie wird vielleicht unvernünftig, wenn er ein oder zwei Gläschen zuviel getrunken hat, aber in bezug auf Wee Willie irrst du dich. Sie hat wirklich Talent, und wenn ich zu Geld komme, werde ich ihr helfen, das zu beweisen.«
    Dorothy schenkte sich noch eine Tasse Tee ein.
    »Du vergeudest offenbar immer noch dein Geld für Lotterielose.«
    »Klar«, antwortete Wilma fröhlich; sie mußte sich bemühen, ihre gute Laune zu retten. »Heute abend ist die Weihnachtsziehung. Wenn ich zu Hause wäre, würde ich vor dem Apparat sitzen und beten.«
    »Die Zahlenkombination, die du ständig spielst, ist lächerlich. 1-9-4-7-5-2. Ich kann verstehen, daß eine Frau das Jahr wählt, im dem ihr Kind zur Welt kam, aber das Jahr, in dem Ernie von der High School abging? Das ist kindisch.«
    Wilma hatte Dorothy nie erzählt, daß Ernie sechs Jahre gebraucht hatte, um sich durch die High School zu kämpfen, und daß seine Familie nach dem Examen den ganzen Block zur Feier eingeladen hatte.
    »Die schönste Party, auf der ich jemals war«, erzählte er Wilma immer wieder und strahlte noch bei der Erinnerung. »Sogar der Bürgermeister ist gekommen.«
    Außerdem mochte Wilma diese Zahlenkombination. Sie war davon überzeugt, daß sie und Ernie eines Tages mit ihr viel Geld gewinnen würden. Nachdem sie Dorothy gute Nacht gesagt und vor Anstrengung keuchend die Couch zurechtgemacht hatte, auf der sie bei ihren Besuch schlief, dachte sie darüber nach, daß Dorothy von Mal zu Mal bissiger wurde. Sie redete ihrem Gesprächspartner ein Loch in den Bauch, und es war kein Wunder, daß ihre Schwiegertochter sie als ›unerträgliche Nervensäge‹
    bezeichnete.
    Am nächsten Tag stieg Wilma zu Mittag in Newark aus dem Zug. Ernie sollte sie abholen. Als sie zu ihrem Treffpunkt beim Haupteingang der Station kam, erblickte sie zu ihrem Schrecken aber statt Ernie ihren Nachbarn Ben Gump.
    Sie lief auf ihn zu; ihr üppiger Körper war vor Spannung verkrampft. »Ist etwas geschehen? Wo ist Ernie?«
    Bens hageres Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
    »Nein, es ist alles in Ordnung, Wilma. Ernie ist mit einem Anflug von Grippe oder etwas Ähnlichem aufgewacht und hat mich gebeten, dich abzuholen. Ich habe ja nichts zu tun und kann den ganzen Tag lang zusehen, wie das Gras wächst.« Er lachte herzlich über diesen Witz, der seit seiner Pensionierung sein Markenzeichen war.
    »Grippe«, spottete Wilma. »Ich fresse sofort einen Besen
    …«
    Ernie war ein ruhiger Mann, und Wilma hatte sich auf die friedliche Heimfahrt gefreut. Beim Frühstück hatte Dorothy, die ihre Zuhörerin verlor, nonstop gesprochen, ein Wasserfall von bissigen Bemerkungen, und Wilma hatte Kopfschmerzen bekommen.
    Um sich durch Bens Schneckentempo und seine langatmigen Geschichten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, konzentrierte sie sich auf den angenehm aufregenden Augenblick, wenn sie sofort nach ihrer Ankunft die Lotterieergebnisse in der Zeitung aufschlagen würde. 1-9-4-7-5-2, 1-9-4-7-5-2, summte sie vor sich hin.
    Natürlich war das dumm, die Ziehung war ja vorbei – aber sie hatte trotzdem ein gutes Gefühl. Ernie hätte sie bestimmt angerufen, wenn sie gewonnen hätten, aber selbst wenn sie nur in die Nähe gekommen waren, vielleicht drei oder vier der sechs Zahlen erraten hatten, wußte sie, daß sie von nun an Glück haben würden.
    Sie stellte fest, daß der Wagen nicht in der Auffahrt stand und erriet den Grund. Wahrscheinlich parkte er vor der Harmonie-Bar. Sie schaffte es, Ben Gump an der Tür abzuschütteln, indem sie ihm überschwenglich dafür dankte, daß er sie abgeholt hatte, aber die deutlichen Hinweise auf eine Tasse heißen, starken Kaffee überhörte.
    Dann ging sie direkt ins Schlafzimmer. Wie sie erwartet hatte, lag Ernie im Bett. Er hatte sich die Decke bis zur Nasenspitze hinaufgezogen, doch ein einziger Blick genügte ihr, um festzustellen, daß er einen ausgewachsenen Kater hatte. »Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch«, seufzte sie.
    »Hoffentlich fühlt sich dein Kopf wie ein Fesselballon an.«
    In ihrem Ärger stieß sie gegen den einen Meter großen Pelikan, den Wee Willie zum Erntedankfest geschickt hatte und der auf einem Tisch neben der Schlafzimmertür stand. Bei seinem Sturz riß

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