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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Füße durch das Wohnzimmer und den kurzen Korridor bewegten.
    »Welches?«
    »Welches?« Ernie konnte seine Zunge nicht dazu bringen, sich zu bewegen.
    »Welches Schlafzimmer?« wiederholte Loretta gereizt.
    »Komm schon, Ernie, du bist keine Feder. Ach, vergiß es.
    Es muß das andere sein. Dieses hier ist mit den Vogelstatuen vollgestopft, die deine Tochter produziert.
    Du könntest sie nicht einmal als Preis in einer Klapsmühle verschenken, Mann. So verrückt ist kein Mensch.«
    Ernie nahm es Loretta instinktiv übel, daß sie seine Tochter Wilma Jr. Wee Willie, wie er sie nannte, heruntermachte. Sie würde einmal eine berühmte Bildhauerin sein. Seit sie 1968 das Studium abgebrochen hatte, wohnte sie in New Mexiko und verdiente ihren Lebensunterhalt, indem sie abends als Kellnerin bei McDonald’s arbeitete. Tagsüber fertigte sie Tonwaren an und meißelte Vögel.
    Ernie spürte, daß man ihn umdrehte und ihm einen Schubs versetzte. Seine Knie gaben nach, und er hörte das vertraute Quietschen der Bettfedern. Dankbar seufzend streckte er sich aus und war hinüber.
    Wilma Bean und ihre Schwester Dorothy hatten einen angenehmen Tag verbracht. Wilma war achtundfünfzig und von Zeit zu Zeit gern mit der dreiundsechzigjährigen Dorothy zusammen. Die Schwierigkeit bestand darin, daß Dorothy sehr überheblich war und ständig an Ernie und Wee Willie etwas auszusetzen hatte, und das vertrug Wilma auf die Dauer nicht. Aber Dorothy tat ihr leid. Ihr Mann hatte sie vor zehn Jahren verlassen und lebte jetzt mit seiner zweiten Frau, einer Karate-Lehrerin, in Saus und Braus. Mit ihrer Schwiegertochter vertrug Dorothy sich nicht. Dorothy arbeitete noch immer stundenweise in einem Versicherungsbüro als Schadenssachverständige.
    Sie erzählte Wilma oft: »Gefälschte Schadensansprüche haben bei mir keine Chance.«
    Nur wenige Menschen glaubten, daß sie Schwestern waren. Dorothy sah, wie Ernie es ausdrückte, wie eine Eins aus – gerade hinauf und gerade herunter; sie hatte schütteres graues Haar, das sie im Nacken zu einem strengen Knoten aufgesteckt trug. Tatsächlich war Dorothy immer noch neidisch, weil Wilma die Hübschere gewesen war; auch jetzt war sie zwar rundlich, hatte aber keine Falten und hatte sich auch sonst kaum verändert.
    Abgesehen davon fand Wilma, daß Blut dicker ist als Wasser und daß einmal in vier Monaten ein Wochenende in Philadelphia, vor allem zur Weihnachtszeit, noch immer Vergnügen bereitete.
    Am Nachmittag des Tages, an dem die Lotterie-Ziehung stattfand, holte Dorothy ihre Schwester Wilma vom Bahnhof ab. Sie aßen beim Burger King einen späten Lunch und fuhren dann durch die Gegend, in der Grace Kelly aufgewachsen war. Beide waren sie begeisterte Fans von ihr gewesen. Nachdem sie sich darauf geeinigt hatten, daß Prinz Albert heiraten sollte, daß Prinzessin Caroline ruhiger geworden war und sich benahm, wie es sich gehörte, und daß Prinzessin Stephanie in ein Kloster gesperrt werden sollte, bis sie vernünftig würde, gingen sie ins Kino und anschließend in Dorothys Wohnung.
    Dort erwartete sie ein gebratenes Huhn; sie tratschten beim Essen und dann bis spät in die Nacht hinein.
    Dorothy beschwerte sich bei Wilma darüber, daß ihre Schwiegertochter keine Ahnung habe, wie man ein Kind erzieht, und zu eigensinnig wäre, um nützliche Ratschläge zu befolgen.
    »Du hast wenigstens Enkel«, seufzte Wilma. »Bei Wee Willie läuten noch lange keine Hochzeitsglocken. Sie will unbedingt als Bildhauerin Karriere machen.«
    »Ausgerechnet als Bildhauerin?« fuhr Dorothy sie an.
    »Wenn wir uns nur einen guten Lehrer leisten könnten«, seufzte Wilma und versuchte, den Seitenhieb zu überhören.
    »Ernie sollte Willie nicht auch noch ermutigen«, meinte Dorothy schonungslos. »Sag ihm, er soll kein solches Theater um das Zeug machen, das sie nach Hause schickt.
    Bei euch sieht es aus wie in einem von einem Irren entworfenen Vogelhaus. Wie geht es Ernie? Du hältst ihn hoffentlich von Bars fern. Hör auf mich: Er hat die Anlagen zum Alkoholiker. All diese geplatzten Äderchen auf seiner Nase.«
    Wilma dachte an die übergroßen Weihnachtspakete von Wee Willie, die vor einigen Tagen eingetroffen waren.

    Erst zu Weihnachten öffnen, stand auf ihnen, und im Begleitbrief hatte sie geschrieben: »Warte, bist du sie siehst, Mutter. Ich bin jetzt bei Pfauen und Papageien.«
    Wilma dachte auch an die kürzliche Weihnachtsfeier im Kaufen-Sie-Hier-Einkaufszentrum, bei der Ernie zuviel getrunken und

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