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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Loretta in der Harmonie-Bar davon erzählt. Loretta hatte ihn von der Harmonie nach Hause gefahren und in sein Zimmer gebracht. Ernie war umgekippt – und das Los war weg.
    Bevor Loretta hauptberuflich Revuegirl wurde, hatte sie 1945 in der Sonny Tufts-Schule für Thespisjünger Theaterspielen gelernt. Sie stützte sich auf diese lang zurückliegende Erfahrung, während sie Wilma und Ernie ihre gut einstudierte Szene ehrlich und ernsthaft vorspielte.
    Ernie hatte ihre nie auch nur ein Wort von einem Gewinnlos gesagt. Sie hatte ihn nur deshalb nach Hause gefahren, weil sie ihm und Lou einen Gefallen erweisen wollte. Lou wollte noch zusperren, und er war außerdem ein solcher Zwerg, daß er mit Ernie nicht um die Wagenschlüssel kämpfen konnte. »Du hast dich wenigstens bereit erklärt, mich fahren zu lassen«, erklärte sie Ernie entrüstet. »Indem ich dich in meinem Wagen schnarchen ließ, habe ich mein Leben aufs Spiel gesetzt.«
    Sie wandte sich an Wilma, um von Frau zu Frau mit ihr zu sprechen: »Du weißt doch, wie eifersüchtig Jimbo, dieser dumme Kerl, auf mich ist. Als wäre ich noch sechzehn. Ich würde auf keinen Fall dein Haus betreten, Wilma, wenn du nicht da bist. In der Harmonie warst du wirklich schnell hinüber, Ernie. Frag doch Lou. Bist du zuerst in einem anderen Lokal eingekehrt und hast dort vielleicht jemandem von dem Los erzählt?«
    Als Loretta den Zweifel und die Verwirrung auf den Gesichtern der beiden sah, beglückwünschte sie sich.
    Einige Minuten später gingen sie. »Hoffentlich findet ihr es. Ich werde darum beten«, versprach sie fromm. Sie wollte ihnen nicht die Hand geben und erzählte Wilma vom Treibhaus ihrer dummen Schwägerin und ihrer Giftsumach-Zucht. »Kommt auf einen Weihnachtsdrink zu uns«, drängte sie. »Jimbo wird am Heiligen Abend gegen vier Uhr nach Hause kommen.«
    Als sie zu Hause niedergeschlagen bei einer Tasse Tee saßen, erklärte Wilma: »Sie lügt. Ich weiß, daß sie lügt, aber wer kann es beweisen? Fünfzehn Gewinner haben sich bereits gemeldet. Einer fehlt und hat ein Jahr Zeit, den Gewinn zu beanspruchen.« Sie merkte gar nicht, daß ihr Tränen der Enttäuschung über die Wangen liefen. »Sie erzählt jedem, der es hören will, daß sie ihre Lose in den verschiedensten Geschäften kauft. Das wird sie auch während der nächsten einundfünfzig Wochen tun, und dann wird sie das Los finden, das sie vollkommen vergessen hatte.«
    Ernie beobachtete seine Frau verzweifelt und stumm. Es kam nicht häufig vor, daß Wilma weinte. Als ihr Gesicht fleckig wurde und ihre Nase anfing zu laufen, hielt er ihr sein rotes, großes Taschentuch hin. Seine plötzliche Bewegung brachte einen Keramik-Kolibri aus dem Gleichgewicht, der von der Anrichte hinter Ernie auf den Boden fiel. Der Schnabel des Kolibris zersplitterte auf den Fliesen aus Marmorimitation in der Frühstücksnische der Küche, und Wilma begann wieder zu jammern.
    »Ich hatte gehofft, daß Wee Willie in der Lage sein würde, den Posten bei McDonald’s aufzugeben, zu studieren und nur noch Vögel herzustellen«, schluchzte sie. »Und jetzt ist dieser Traum geplatzt.«
    Um ganz sicher zu sein, ging sie zum Glückskleeblatt in der Nähe des Kaufen-Sie-Hier-Einkaufszentrums in Paramus: Der Barmann bestätigte, daß Ernie am vergangenen Abend gegen Mitternacht dort gewesen war, zwei oder drei Drinks konsumiert, aber mit niemandem gesprochen hatte. »Er hat nur dagesessen und gegrinst wie ein Kater, der den Kanarienvogel gefressen hat.«
    Nach dem Abendessen, das keiner von ihnen anrührte, untersuchte Wilma sorgfältig Ernies Unterhemd, an dem noch die Sicherheitsnadel hing. »Sie hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Nadel herauszuziehen«, stellte sie erbittert fest. »Sie hat einfach hineingegriffen und es losgerissen.«
    »Können wir sie vielleicht verklagen?« schlug Ernie vorsichtig vor. Ihm wurde immer klarer, wie ungeheuer dumm er gewesen war. Er hatte sich betrunken, hatte Loretta sein Herz ausgeschüttet.
    Wilma war zu müde, um zu antworten. Sie öffnete den Koffer, den sie noch nicht ausgepackt hatte, und nahm ihr Flanellnachthemd heraus. »Natürlich können wir sie verklagen«, meinte sie sarkastisch, »dafür, daß sie zu schnell denkt, wenn sie es mit einem Blödmann zu tun hat.
    Jetzt schalte das Licht ab, geh zu Bett und höre auf, dich zu kratzen. Du machst mich wahnsinnig.«
    Ernie rieb sich ungefähr dort die Brust, wo sich das Herz befindet. »Etwas juckt«, jammerte er.
    Als Wilma

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