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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die Augen schloß, klingelte es irgendwo in ihrem Hinterkopf. Sie war so erschöpft, daß sie beinahe sofort einschlief, aber in ihren Träumen schwebten Lotterielose wie Schneeflocken durch die Luft. Von Zeit zu Zeit rissen sie Ernies ruhelose Bewegungen aus dem Schlaf. Normalerweise rührte er sich genauso wenig wie ein Bär während des Winterschlafs.
    Der Weihnachtsmorgen dämmerte grau und trostlos herauf. Wilma schleppte sich im Haus herum und legte lustlos Geschenke unter den Baum. Die beiden Pakete von Wee Willie. Hätten sie das Gewinnlos nicht verloren, hätten sie Wee Willie anrufen und sie auffordern können, über Weihnachten nach Hause zu kommen. Vielleicht wäre sie ja gar nicht gekommen … Wee Willie mochte die Mittelklasse-Haushalte im Vorstadtmilieu nicht. In diesem Fall hätte Ernie seinen Job an den Nagel hängen können, und sie hätten Wee Willie demnächst in Arizona besucht.
    Und Wilma wäre in der Lage gewesen, den Fernsehapparat mit dem Achtzig-Zentimeter-Bildschirm zu kaufen, der sie vergangene Woche bei Trader Horn so beeindruckt hatte. Wenn sie sich vorstellte, daß sie J. R.
    achtzig Zentimeter groß sah …
    Schon gut. Verschüttete Milch. Nein, verschütteter Alkohol. Ernie hatte ihr erzählt, daß er vorgehabt hatte, das Lotterielos in ihre Strumpfhose zu stecken und das Ganze auf den Kaminsims zu hängen. Wilma versuchte, nicht daran zu denken, wie aufregend das gewesen wäre.
    Ernie war seinen Kater noch immer nicht los und hatte sich schon den zweiten Tag krank gemeldet, aber Wilma ging trotzdem nicht gerade freundlich mit ihm um. Sie setzte ihm genau auseinander, was er mit seinem Brummschädel tun konnte.
    An Nachmittag ging Ernie in das Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich. Nach einer Weile wurde Wilma besorgt und folgte ihm. Ernie saß auf dem Bettrand, hatte das Hemd ausgezogen und kratzte sich kläglich die Brust.
    »Mir geht’s gut«, erklärte er mit der Leidensmiene, die ihm nun scheinbar zur Gewohnheit wurde. »Es juckt nur so verdammt.«
    Wilma war zwar etwas erleichtert, weil er keine Möglichkeit gefunden hatte, Selbstmord zu begehen, fragte aber gereizt: »Was juckt denn so schrecklich? Es ist noch nicht Zeit für deine Allergien. Ich höre den ganzen Sommer über nichts anderes.«
    Dann betrachtete sie die entzündete Haut genauer.
    »Um Himmels willen, das kommt von Giftsumach. Wo hast du das her?«
    Giftsumach.
    Sie starrten einander an.
    Wilma holte Ernies Unterhemd von der Kommode. Sie hatte es dort liegengelassen; die Sicherheitsnadel steckte noch in ihm, und das Papierfetzchen daran war ein stummer, feindseliger Beweis für seine Dummheit. »Zieh es an«, befahl sie.
    »Aber …«
    »Zieh es an!«
    Es war sofort klar, daß sich das Zentrum des Giftsumachs genau dort befand, wo das Los versteckt gewesen war.
    »Dieses verlogene Miststück.« Wilma schob das Kinn vor und richtete sich auf. »Sie hat doch gesagt, daß Big Jimbo gegen vier Uhr nach Hause kommen wird?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Es gibt nichts Besseres als ein Empfangskomitee.«
    Um fünfzehn Uhr dreißig fuhren sie vor Lorettas Haus vor und parkten. Wie erwartet, war Jimbos achtachsiger Sattelschlepper noch nicht da. »Wir bleiben einige Minuten sitzen und bringen die Betrügerin aus der Ruhe«, entschied Wilma.
    Sie sahen zu, wie die Rollos im Vorderfenster von Lorettas Haus sprunghaft zu zucken begannen. Drei Minuten vor vier deutete Ernie nervös nach vorn.
    »Dort. Bei der Ampel. Das ist Jimbos Laster.«
    »Gehen wir«, befahl Wilma.
    Loretta öffnete die Tür wieder mit strahlendem Lächeln.
    Wilma stellte mit grimmiger Befriedigung fest, daß das Lächeln diesmal aber sehr, sehr verkrampft wirkte.
    »Ernie. Wilma. Wie nett. Ihr seid tatsächlich auf einen Weihnachtsdrink vorbeigekommen.«
    »Ich werde den Weihnachtsdrink später zu mir nehmen«, erklärte Wilma. »Um zu feiern, daß wir unser Los wiederhaben. Wie geht es deinem Giftsumach-Ausschlag, Loretta?«
    »Der wird langsam besser. Aber mir gefällt dein Ton nicht, Wilma.«
    »Nein, wirklich?« Wilma ging an dem Raumteiler mit der schwarz-rot karierten Tapete vorbei und zog das Rollo hoch. »Sieh mal an. Da ist ja Big Jimbo. Ihr beiden Turteltäubchen könnt es wahrscheinlich nicht mehr erwarten, zu schnäbeln. Er wird vermutlich richtig wütend werden, wenn ich ihm erzähle, daß ich dich wegen Ehebruch verklage, weil du es mit meinem Mann getrieben hast.«
    »Ich habe was?« Lorettas sorgfältig aufgetragener

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