Traeum weiter Baby
weil ich auf ihrer Seite war und außerdem sowieso nichts Besseres vorhatte, denn Matthias wollte früh ins Bett, weil morgen die Woche wieder losging.
So landeten wir im Club. Sascha arbeitete damals noch nicht dort. Er war Gast wie wir und stand, als wir hereinkamen, an der Bar. Die Steuerberatersfreundin hatte innerhalb |52| von Sekunden abgecheckt, daß er der attraktivste Mann war, der zur Auswahl stand, deshalb landeten wir neben Sascha. Mit derselben Zielstrebigkeit, mit der sie Sascha angesteuert hatte, verwickelte sie ihn in ein Gespräch. Sascha war supercharmant, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, daß er sie nicht ernst nahm. Die Steuerfrau hatte anscheinend dasselbe Gefühl, jedenfalls laberte sie einen anderen gutaussehenden Typen an, die zweite Wahl vermutlich, und ich unterhielt mich mit Sascha. Irgendwann war die Steuerfrau weg, und der Club machte auch zu. Sascha und ich gingen in den Englischen Garten, und er erklärte mir die Sterne. Als die Sonne aufging, begleitete er mich nach Hause und schrieb sich meine Telefonnummer mit meinem Lippenstift auf die Hand. Zum Abschied gab er mir einen Kuß, und die Schmetterlinge flatterten noch lange, nachdem er weg war, wild in meinem Bauch herum.
Keine Frage, Sascha war mein Traummann.
Nachdem ich Moritz gefüttert und angezogen hatte, spazierten wir zum Kiosk, um die Zeitung zu holen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, daß nach gestern nacht aus der Kinoverabredung noch was wurde, aber bei Sascha mußte man auf alles vorbereitet sein.
Die Kioskfrau schäkerte wie üblich mit Moritz.
»In meinem Alter merkt man, was man verpaßt, wenn man keine Kinder hat«, sagte sie und schob Moritz ein Schokoladenei aus der neuen Osterkollektion in den Mund. Er war begeistert.
Auf dem Nachhauseweg fing es an zu nieseln. Es war ein grauer Tag, und ich wollte am liebsten ins Bett, weil ich hundemüde war und die Kälte unangenehm an meinen Beinen hochkroch. Aber als Moritz mich aus seinem Wagen anstrahlte, fand ich es unfair ihm gegenüber, jetzt schlappzumachen, und beschloß, etwas mit ihm zu unternehmen. Ich entschied mich für den Zoo, und wir stiegen |53| in die U-Bahn , wo Moritz mit einem Schulmädchen flirtete. Paula wußte schon, warum sie sagte, Moritz habe den Charme seines Vaters geerbt.
Als wir im Zoo ankamen, war Moritz müde geworden und machte ein Nickerchen. Da es inzwischen heftig regnete, setzte ich mich ins Café und studierte das Kinoprogramm – für alle Fälle.
Sascha mochte Actionfilme, je mehr Autos explodierten, desto besser. Ich habe nichts gegen Zerstörung, wenn sie der Sache dient, aber als wir neulich beim Frühstück darüber geredet hatten, in welchen Film wir heute gehen würden, fand ich die Vorstellung, schon wieder anderthalb Stunden lang Benzintanks in die Luft fliegen zu sehen, etwas eintönig. Außerdem hatte Sascha mir nach dem letzten DV D-Abend versprochen, daß ich den Film aussuchen durfte, wenn wir ins Kino gingen. Bei DVDs hatte ich ohnehin keine Chance.
»Nicht schon wieder Bruce Willis«, hatte ich gesagt, »es muß doch einen Film geben, in dem der nicht mitspielt?«
»Ja, aber der ist dann bestimmt schlecht!«
Sascha war an dem Morgen früher aufgewacht als sonst, angeblich, weil Moritz und ich soviel Krach in der Küche gemacht hatten, und entsprechend müde und überreizt. Wenn es etwas gab, das unangenehmer war als Sascha auf Droge, dann war es Sascha, der von der Droge runterkam. Normalerweise ging ich ihm aus dem Weg, wenn ich das Gefühl hatte, es könnte mal wieder soweit sein, aber an dem Vormittag waren meine Sensoren aus irgendeinem Grund ausgeschaltet.
Ich mußte lachen.
»Gib mir mal die Zeitung. Ich finde schon etwas«, sagte ich.
Aber Sascha rückte das Programm nicht raus.
»Glaub mir, es läuft nur Mist!«
»Außer dem Film mit Bruce Willis…«
|54| »Die Beschreibung hört sich gut an. Es ist reiner Zufall, daß er mitspielt.«
»Ich hätte trotzdem mal Lust auf ein anderes Gesicht.«
Sascha seufzte theatralisch.
»O.k., dann schlag du etwas vor!«
Er reichte mir die Zeitung.
»Hm«, sagte ich, »es laufen jede Menge deutsche Komödien!«
»Die scheiden aus, wenn Katja Riemann oder Veronika Ferres mitspielen.«
Ich schlug eine englische Komödie vor.
»Ich mag lieber was mit einer richtigen Story«, sagte Sascha.
»Seit wann haben Komödien keine Story?«
»Ich meine eine gute Story.«
»Du meinst Hochhäuser, die nicht aus Effekthascherei in die Luft gehen, sondern
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