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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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er war mein Mistkerl!«
    Paula legte den Arm um mich. Sie wiegte mich wie ein kleines Kind, und ich heulte ihr das T-Shirt voll. Das Telefon klingelte wieder, aber Paula ging nicht dran. Statt dessen wiegte sie mich weiter.
    »Ich rufe deine Schwester an«, sagte sie nach einer Weile, »sie soll Moritz noch einen Tag bei sich behalten.«
    Moritz! Er war das einzige, das ich noch hatte – außer Paula natürlich. Ich wollte zu ihm. Am liebsten sofort. Aber ich wußte nicht, was ich Nicole sagen sollte, wenn sie mich so verheult sah? Sie würde das alles nicht verstehen, denn sie führte ja eine Musterehe. Ich war die Versagerin in der Familie. Und was, wenn meine Mutter es erfahren würde? Ich fing wieder an zu heulen.
    »Jetzt beruhige dich! Ich rede mit Nicole. Oder möchtest du, daß ich Moritz hole?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will nicht, daß er mich so sieht!«
    |125| »Du brauchst jetzt Ruhe. Ich sage ihr, daß du krank bist!«
    »Dann denkt sie, daß ich zuviel getrunken habe!«
    Paula grinste.
    »Na und wenn schon? Du hast den größten Teil wieder rausgekotzt. Jetzt guck mich nicht so an! Keine Panik, ich sage, daß du krank bist. Krank, aber nicht verkatert, o.k.?«
    »O.k. Aber nur, wenn es ihr keine Umstände macht.«
    »Wenn es ihr keine Umstände macht, daß du krank bist?«
    »Moritz zu behalten. Aber sei vorsichtig! Nicole fragt dir Löcher in den Bauch, und ich will nicht, daß sie sofort die ganze Familie alarmiert!«
    »Verlaß dich auf mich, ich mach das schon.«
    »Und wenn Moritz sich abgeschoben vorkommt?«
    Paula lachte: »Er ist ein Baby. Haben die überhaupt ein Zeitgefühl?«
    »Er ist ein Baby, kein Hund!«
    Paula guckte pikiert. »Hunde haben ein sehr genaues Zeitgefühl! Aber im Ernst: Auch eine Mami darf sich mal frei nehmen, und die Umstände verlangen, daß du dir eine Pause gönnst!«
    Sie ging raus und telefonierte mit Nicole. Ich versuchte, nicht zuzuhören, denn ich wollte nicht wissen, wie es lief. Ich wollte nichts mehr wissen von der Welt um mich herum. Es war alles zu verwirrend. Paula kam wieder rein.
    »Alles klar! Sie gehen heute in den Zoo. Das ist für Moritz sicher toll.«
    Die Musterfamilie machte Kinderprogramm, während ich verkatert und verheult in einem fremden Bett saß und die Scherben meines Lebens zusammensuchte – das war ja wieder mal typisch!
    »Das ist so unfair«, jammerte ich, »bei anderen klappt immer alles, nur mein Leben ist so ein Chaos!«
    »Die letzte Nacht war schlimm«, sagte Paula, »aber das |126| wird schon wieder, glaub mir! Du mußt nur diesen Mistkerl entsorgen.«
    Bei dem Gedanken kamen mir wieder die Tränen. Der Mistkerl war der Vater meines Kindes, und ich hatte mir vorgestellt, daß wir bis in alle Ewigkeit zusammensein und im Kreis unserer Enkelkinder alt werden würden. Wie konnte das nur alles so schieflaufen?
    »Ich möchte mal wissen, warum er sie attraktiver findet als mich?«
    »Das weißt du doch gar nicht!«
    »Was hat sie, was ich nicht habe?«
    »Keine Ahnung? Pickel, O-Beine ?« Paula lachte.
    »Hör auf! Sag es mir ehrlich!«
    »Was weiß denn ich? Doro ist eine unsympathische Schlampe.«
    »Aber wenn du ein Mann wärst, mit wem würdest du lieber ins Bett gehen? Mit ihr oder mit mir?«
    »Wenn ich ein Mann wäre, würde ich mich erschießen, damit ich meine eigene Blödheit nicht ertragen muß.«
    »Wirklich sehr hilfreich!«
    »Ich bin kein Mann, sondern deine Freundin, und ich mag es nicht, wenn dir jemand weh tut.«
    So kamen wir nicht weiter.
    »Weißt du, was ich glaube? Ich bin ihm zu langweilig geworden, seit wir das Baby haben!«
    »Sehr gut! Such die Schuld immer bei dir«, sagte Paula, »was hat dieser Typ nur mit dir gemacht? Hör mal, du bist die tolle Mel, die du immer warst. Und du hast jetzt ein Kind. Das Problem ist doch, daß Sascha nicht geschnallt hat, daß er Vater geworden ist.«
    »Aber er wollte das Kind unbedingt haben!«
    »Na klar, wollte er das. Es kommt ja auch gut, herumzulaufen und sich damit zu brüsten, daß man funktionstüchtige Hoden hat. Aber er denkt eben, daß sein Beitrag zur Vaterschaft mit der Samenspende abgeleistet ist.«
    |127| Ich wollte etwas zu Saschas Verteidigung sagen, aber mir fiel nichts ein.
    »Willst du einen Tee?« unterbrach Paula meine Gedanken. »Ich mach uns jetzt mal was zum Frühstück, damit du wieder zu Kräften kommst.«
    Sie hörte sich an wie meine Mutter. Die Welt um einen herum konnte in Flammen aufgehen, das wichtigste war, daß man einen vollen Ranzen

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