Traeum weiter Baby
Sascha umarmte mich von hinten.
»Ich liebe dich«, flüsterte er.
Für den Moment konnte ich Doro vergessen. Ein bißchen zumindest. Ich schlief eng an Sascha gekuschelt ein.
|179| laura non c’è
Als Sascha aufwachte, hatten Moritz und ich gerade geduscht. Der nackige Frosch lag auf meinem Bauch und nuckelte an seiner Flasche.
»Das ist aber ein schöner Anblick!«
Sascha küßte mich auf die Stirn und fuhr Moritz über die nichtvorhandenen Haare, dann ging er zum Telefon und bestellte das Frühstück aufs Zimmer. Als er die Fensterläden öffnete, drangen helles Sonnenlicht und laute Stimmen von der Straße herein, und der Blick fiel auf ein stuckverziertes Haus. Alle Zeiger standen auf Urlaub.
Vom Frühstück war nur der Kaffee genießbar, es sei denn, man steht auf trockene Panini, salzige Butter und deutsche Marmelade in Alupäckchen, daher ging Sascha nach draußen und besorgte Tramezzini. Als er zurückkam, hatte ich Moritz angezogen und in seinem Wagen unter das Fenster in die Sonne gelegt. Wir aßen die Tramezzini im Bett, und Sascha streichelte mir über den Rücken.
»Du bist so schön, Mel«, sagte er leise.
Ob er das zu Doro auch gesagt hatte? Instinktiv zog ich die Decke hoch, als ob ich dadurch verhindern könnte, mit ihr verglichen zu werden. Doch Sascha ließ sich nicht abwimmeln. Er ging ans Fußende des Bettes und fing an, meine Beine zu streicheln. Es fühlte sich gut an. Dann schob er die Decke zurück und fuhr mit der Hand sanft über meinen Bauch. Er hatte einen Ständer. War er scharf auf mich, oder war das die übliche Morgenlatte? Ich vermutete letzteres und zog die Decke wieder hoch.
|180| »Was ist denn«, fragte Sascha, »hast du keine Lust?«
Wie sollte ich wissen, ob ich Lust hatte oder nicht, wenn ich damit beschäftigt war, über Doro nachzudenken?
»Erzähl mir, was zwischen dir und Doro gelaufen ist!«
Der Schwanz schrumpfte auf sein Pinkelmaß zusammen, und sein Besitzer seufzte bedauernd.
»Mußt du jetzt von ihr reden?«
»Nicht unbedingt, aber ich muß dauernd an sie denken!«
»Vergiß sie!«
»Kannst du das denn?«
Sascha setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare.
»Ja«, sagte er entschieden, »ich habe kein Interesse an der Frau. Sie ist mir scheißegal, wenn du es genau wissen willst!«
Ich schaute ihn zweifelnd an.
»Mel, wir haben uns kaum gesehen, und wenn, dann haben wir gestritten, und mit Doro arbeite ich zusammen. Das ist alles.«
Er erzählte etwas von Situationen, die zwangsläufig entstehen, wenn Männer gefrustet von Zuhause sind und sich dann in den Job flüchten, wo sie mit Frauen zu tun haben, die sie nicht frusten. Jedenfalls nicht mit denselben Dingen wie die Frau zu Hause. Und wenn dann Alkohol oder andere Substanzen ins Spiel kommen, die sie die Frau zu Hause kurzzeitig vergessen lassen, passieren eben solche Dinge wie der Kuß neulich. Aha!
Ich wußte nicht so recht, worauf das hinauslaufen sollte? Das Ergebnis bedeutete entweder, daß Männer und Frauen nicht zusammen arbeiten dürften oder daß monogame Beziehungen grundsätzlich nicht funktionieren, wenn man ’nen Job hat. Oder daß Sascha bescheuert war. Er selbst lieferte mir die Antwort.
»Ich war bescheuert«, sagte er, »und das habe ich erst gemerkt, als ich diese Panik hatte, dich zu verlieren.«
|181| »Heißt das, ich muß dir ab jetzt regelmäßig Angst einjagen? Dich einmal im Monat verlassen, oder so? Sascha, das ist mir zu stressig. Ich will dir vertrauen können.«
»Kannst du auch.« Er seufzte. »Ich will doch nur mit dir zusammensein, Mel!«
»Weiß Doro das auch? Hast du mit ihr geredet? Was ist passiert, nachdem Paula und ich weg waren?«
»Nichts. Ich bin nach Hause gefahren, weil ich gehofft hatte, daß du da bist. Dann ist mir eingefallen, daß du bei Nicole sein mußt, weil Moritz dort ist. Die beiden hatten natürlich schon geschlafen, aber sie haben super reagiert. Ich hatte immer gedacht, daß deine Schwester mich auf den Tod nicht ausstehen kann, aber wir haben ganz gut geredet, und ich hab dann dort auf der Couch übernachtet.«
Das hörte sich plausibel an und war darüber hinaus leicht nachzuprüfen, daher gab ich mich mit der Antwort zufrieden.
»Nicole ist echt nett, wenn man ihr Superwoman-Gehabe nicht so ernst nimmt. Es ist schön, wie sie und Jörg mit den Kindern zusammen leben. So ähnlich hatten wir uns das auch vorgestellt, stimmt’s, Mel?«
Das aus dem Mund eines Menschen zu hören, der bisher kein gutes Haar an meiner
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