Traeum weiter Baby
Fluchen hinter ihm die Tür. Danach sah er zufrieden aus. Es schien ihm gutgetan zu haben, daß Sascha ihm für eine Sekunde das Gefühl gegeben hatte, mehr als nur ein Statist zu sein.
Sascha hatte Kekse und Prosecco gekauft, und wir stießen auf den Urlaub an.
»Auf bella Italia!«
»Auf uns!«
»Laß uns heute abend richtig toll schlemmen gehen, o. k.?«
Ich nickte.
»Wir können ja in das Restaurant gehen, wo wir letztes Mal so toll gegessen haben, weißt du noch?«
Wir hatten das kleine Restaurant durch Zufall gefunden. Ich hatte dort die besten Spaghetti Vongole meines Lebens gegessen und dazu Unmengen Weißwein getrunken. Als die Hauptspeisen kamen, waren wir zu satt, um sie zu essen. Daher gingen wir gleich zum Dessert über, das wir mit noch mehr Weißwein runterspülten. Es wurde ein sehr romantischer Abend, und später liebten wir uns im Hotel so leidenschaftlich, daß jemand an unsere Türe klopfte und fluchte, wir sollten endlich ruhig sein. Da wir inzwischen wieder hungrig geworden waren, zogen wir uns an und setzten uns mit Tramezzini und einer Flasche Wasser ans Ufer des Canale und beobachteten, wie die Sonne aufging.
|174| »Klar, weiß ich das noch«, sagte Sascha und streichelte mein Gesicht. »Es war wunderschön, und genau so wird es wieder.«
»Außer, daß wir diesmal keine Nudeln bestellen und danach kein Baby machen.«
Sascha lachte.
»Was hast du gegen Babys?«
»Gar nichts!«
Ich liebte Babys und liebte es, mit Sascha Babys zu machen, doch dummerweise hörte Sascha auf, liebenswert zu sein, wenn er ein Baby hatte. Er kaufte Cabrios und legte sich Geliebte zu. Um nicht daran zu denken, guckte ich wieder in mein Buch.
Beatrice kam auf das Fest und schaffte es sogar, ein paar Worte mit Orazio zu reden. Sie unterhielten sich über einen befreundeten Maler, und ich fragte mich, wie Beatrice darauf kam, Männer mit kunstgeschichtlichen Abhandlungen ködern zu können. Ich hatte noch nie einen Mann kennengelernt, bei dem dieser Text zog, aber Beatrice lebte ja auch in einer Zeit, in der es weder Fußball noch Actionfilme gab.
Inzwischen war Moritz wach geworden und wollte unterhalten werden. Ich überredete Sascha, mit ihm einen kleinen Spaziergang durch den Zug zu machen, weil ich sehen wollte, wie es mit Beatrice weiterging.
Sie gefiel mir immer besser. Man durfte sich von ihrer lethargischen Stimmung auf dem Weg zur Party nicht täuschen lassen, denn die Frau hatte Power. Als eine der Konkurrentinnen auf der Bildfläche erschien, die ihren Orazio wie Motten das Licht umschwirrten, schlug sie sie aus dem Feld, indem sie ihr eine vermeintliche Nachricht von Orazio zukommen ließ, er erwarte sie im Gartenhäuschen. Der Trick funktionierte, denn die Motte flatterte freudig erregt davon und wurde die nächste Stunde nicht gesehen. Doch Beatrice konnte den Zeitvorsprung leider |175| nicht nutzen. Orazio wurde ihr von einer der anderen Motten abgejagt, und später tanzte er sogar mit der Frau aus dem Gartenhäuschen, und Beatrice quälte sich mit der Frage herum, ob ihre List möglicherweise ein Eigentor gewesen war und sie die Konkurrentin zusätzlich angeheizt hatte. Als das Fest zu Ende war, war Beatrice gefrustet. Doch am nächsten Tag hatte sie sich wieder gefangen und dachte sich neue Taktiken aus. Es ist verblüffend, wieviel Phantasie Frauen entwickeln, wenn sie scharf auf einen bestimmten Mann sind. Wenn diese Energie für andere Dinge frei wäre, würde die Welt den Frauen gehören. Beatrice verlegte sich jetzt auf Kirchenbesuche. Ich hielt Gebete für Zeitverschwendung, aber im Mittelalter wurden sie anscheinend noch erhört, denn Orazio spazierte eines Tages tatsächlich in den Markusdom, als Beatrice gerade mit der Beichte fertig war. Ich muß dazu sagen, daß Beatrice ein ziemlich lüsternes Ding war. Sie wollte Orazio hauptsächlich deshalb heiraten, um ihn ins Bett zu kriegen, jedenfalls machte es den Eindruck, weil ihre Gedanken nur darum kreisten, wie unglaublich gut er aussah, und sie keinen müden Gedanken an seinen Charakter verschwendete. Sie sehnte sich so stark nach Orazios Körper, daß ihre Phantasie durchdrehte und sie sich die Hochzeitsnacht in allen Einzelheiten ausmalte, wobei es zum gegebenen Zeitpunkt nicht so aussah, als würde es jemals soweit kommen. Doch immerhin lieferte ihr die Tatsache, daß die Kirche erotische Phantasien zur Sünde erklärte, die gebeichtet werden mußte, einen plausiblen Grund für ihre ständigen Besuche. Die Priester, die
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