Traeum weiter Baby
Sascha, »wir könnten jeden Tag auf diesem geilen Markt einkaufen und uns tolle Sachen kochen.«
Sascha hatte oft gekocht, bevor er im Club angefangen hatte. Damals hatte er in einem kleinen Café gearbeitet, in dem wenig los war, man aber gut essen konnte. Einmal in einem großen Club zu arbeiten, war sein Traum gewesen. Manche Träume sollten besser nicht in Erfüllung gehen.
Wir setzten uns auf die Stufe vor einem Hauseingang und ließen uns von der Sonne bescheinen.
»Das da drüben gefällt mir zum Beispiel gut«, sagte Sascha und deutete auf ein dreistöckiges Haus.
Es hatte einen terracottafarbenen Anstrich und war von Efeu und wildem Wein überwuchert. Die Rankenfrau wäre entzückt gewesen. Aus dem mittleren Stockwerk ragte ein schmiedeeiserner Balkon mit blühenden Pflanzen. Typisch Sascha, dachte ich, sich in das schönste Haus am Platz zu träumen. Aber zur Abwechslung war es mal wieder ein Traum, den ich mit ihm teilen konnte.
»Ganz oben, unter dem Dach, schlafen wir«, entschied Sascha. »Das Zimmer ist in hellem Gelb marmoriert, damit wir auch bei Regenwetter in der Sonne aufwachen. Wir haben natürlich ein Himmelbett.«
Ich nickte. Ein Mouseklick, und ich liege unter dem weißen Musselin. Sascha kommt nur mit einem Handtuch |185| bekleidet ins Zimmer und bringt mir eine Tasse Tee ans Bett. Halt, da stimmt etwas nicht. Ich klicke auf die Stelle zurück, als Sascha reinkommt, und lasse ihn ausnahmsweise Espresso servieren, weil es besser zu Venedig paßt. Saschas Handtuch fällt herunter, und ich küsse seine nackte Haut.
»Wir haben wilden Sex in dem Bett«, sagte Sascha, »jeden Morgen.«
Wir waren im gleichen Traum.
»Danach gehen wir zusammen unter die Dusche«, klickte Sascha uns weiter, »ich seife dich am ganzen Körper ein, und dann machen wir’s noch mal im Stehen. Danach trockne ich dich ab und wickel dich in ein dickes weißes Handtuch. Vielleicht willst du dich ja dann auf den Balkon setzen und etwas essen?«
»Ich glaube, das könnte ich dann gebrauchen«, lachte ich, »Melone mit Schinken.«
Sascha legte den Arm um meine Schultern und küßte mich. Er schmeckte salzig und roch nach Sex. Er nahm meine Hand und führte sie vorsichtig an seinem Hosenbein entlang. Als ich seinen Ständer spürte, mußte ich wieder lachen.
»Erst willst du die Zugfahrer schocken, dann die Marktweiber? Sascha, wir sind in einem katholischen Land.«
Sascha lachte: »Deine Schuld, wenn du mich so zappeln läßt!«
Stimmt. Ich ließ ihn zappeln. Aber was konnte ich dafür, daß sich jedesmal, wenn ich an Sex mit Sascha dachte, Doro vor mein inneres Auge schob? Ich hatte Lust auf Sex mit Sascha, aber keine Lust auf Sex zu dritt. Ich denke, Sascha wußte genau, was das Problem war, den er umschiffte es geschickt, indem er wieder anfing, von unserem Traumleben in Venedig zu reden. Ich war ihm dankbar dafür. Wenn ich eine Sache noch weniger mochte, als an Doro zu denken, war es, über sie zu sprechen.
|186| »Unsere Küche ist natürlich groß und gemütlich«, sagte Sascha, »wir haben einen langen Tisch mit einer weißen Marmorfläche.«
»Und an den Wänden hängen getrocknete Kräuter. Die ganze Küche duftet danach.«
Sascha guckte mich überrascht an.
»Woher weißt du denn das?«
»Na, hör mal, ich kenn doch unsere Küche!«
»Logo«, sagte er, »wir haben sie ja zusammen eingerichtet. Aber wir essen meistens in dem Zimmer, das auf den Canale blickt. Abends sitzen wir da und gucken aufs Wasser. Das Zimmer ist knallrot gestrichen und total leer bis auf einen großen Eßtisch und Stühle. Wir brauchen natürlich Vorhänge, damit keiner reingucken kann. Was meinst du, in Weiß?«
»Müssen wir die Farbe der Vorhänge jetzt entscheiden?«
Sascha lachte und gab mir einen Kuß auf die Haare.
»Wir bräuchten noch ein Kinderzimmer«, sagte ich, »und eine Rumpelkammer. Ganz unten, neben dem Eingang…«
»Wozu brauchen wir denn eine Rumpelkammer?« fragte er.
»Na, um die alten Möbel zu restaurieren, die wir auf Flohmärkten zusammenkaufen.«
»Wenn wir uns dieses Haus leisten können, haben wir es nicht nötig, die Möbel selbst zu restaurieren! Wir bestellen aus dem Katalog.«
Das war das Problem mit Saschas Träumen: Sie mußten schnell zu verwirklichen und auf keinen Fall mit Anstrengungen verbunden sein, sonst verlor er sofort das Interesse. Von wegen: Der Weg ist das Ziel! Sascha lebte nur für das Ziel, der Weg dorthin war ein lästiges Hindernis, das es nach Möglichkeit zu
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