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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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sich ihre Stories anhören mußten, konnten einem leid tun.
    Bevor ich erfuhr, wie Beatrices Falle zuschnappte, fuhren wir über die Brücke, die Venedig mit dem Festland verbindet.
    »Wir sind da!«
    Sascha kam ins Abteil und trug Moritz mit ausgestreckten |176| Armen wie einen giftigen Käfer vor sich her. Der Käfer war in Orangensaft gebadet, strampelte mit seinen dicken Beinen, zappelte und grinste vergnügt.
    »Dieses Kind ist ein Schwein«, sagte Sascha.
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, schoß es durch meinen Kopf. Anscheinend war eine Zugfahrt nicht genug, um zu vergessen, was hinter mir lag. Höchste Zeit, daß frische Meeresluft durch meinen Kopf pustete und meine Gedanken von altem Ballast befreite.
    »Gib her«, sagte ich und nahm Sascha den kleinen Mistkäfer ab. Da ich als einziges sauberes Mitglied der Truppe bei unserer Ankunft nicht ebenfalls kleben wollte, verfrachtete ich ihn umgehend in seinen Wagen. Er schob seine Unterlippe beleidigt nach vorne und zappelte protestierend mit den Beinen. Als ich ihn küßte, lächelte er wieder. In diesem Alter sind Männer noch leicht zufriedenzustellen.
    Sascha begutachtete mißgelaunt sein Hemd, das ebenfalls voller Orangensaft war.
    »Wie hältst du das nur jeden Tag aus«, fragte er.
    Ich schätzte, daß dieser Urlaub Saschas Gerede über ein zweites Bambino ein jähes Ende bereiten würde. Kein Verhütungsmittel ist so wirkungsvoll wie die Gesellschaft eines Kleinkindes.
    Als wir aus dem Zug stiegen, blies uns warme Meeresluft sanft ins Gesicht. Ich fühlte mich augenblicklich besser.
    Wir fuhren mit dem Vaporetto bis zur Akademie und machten uns auf die Suche nach unserem Hotel. Es war ein moderiges Gemäuer, das von außen so aussah, als würde es die Zeit unseres Aufenthalts nicht überleben, aber da es das einzige Hotel mit Babysitting war, das wir auf die Schnelle hatten finden können, hatten wir keine Wahl. Von innen war es dann sehr hübsch.
    An der Rezeption saß eine schwarzgefärbte Frau um die |177| sechzig in einer Art Chanelkostüm mit Goldknöpfen, die uns so freudig empfing, als wären wir ihre seit langem verschollene Verwandtschaft. Der Löwenanteil ihrer Freundlichkeit galt Moritz, auf den sie gleich temperamentvoll einplapperte.
    »Das muß der Babysitter sein«, sagte Sascha, »macht einen professionellen Eindruck.«
    Moritz schien ebenfalls mit der Babysitterin zufrieden zu sein und lächelte sie nicht weniger begeistert an als seine leibliche Oma. Nach dem Palaver mit den Anmeldeformularen überreichte uns die Leihoma den Schlüssel zu unserem Zimmer und erklärte, daß sie ab sofort für Moritz zur Verfügung stehe. Für den vereinbarten Aufpreis, versteht sich. Doch ich wollte, daß er seinen ersten Abend im Urlaub mit seiner leiblichen Familie verbrachte und stellte der Leihoma den Nebenverdienst für morgen in Aussicht. Als wir unser Gepäck nach oben trugen, sagte Sascha, ich sei eine Glucke und Moritz könne ruhig lernen, auch mal mit anderen Leuten klarzukommen. Ich ging davon aus, daß das Thema Bambini damit endgültig abgehakt war.
    »Wozu haben wir ein Hotel mit Babysitting, wenn du den Kleinen doch überallhin mitschleppen willst?«
    »Sascha, er kennt die Frau noch nicht! Gib ihm ein bißchen Zeit!«
    »Er ist erst sieben Monate auf der Welt, sein Bekanntenkreis ist generell noch sehr überschaubar!«
    »Ich weiß, aber das geht mir einfach zu schnell.«
    »Was erwartest du? Daß sie erst mal Telefonnummern austauschen?«
    »Ich dachte, daß wir der Frau das Babyphon geben, wenn Moritz schläft. Aber solange er wach ist, möchte ich selbst auf ihn aufpassen.«
    »Ich glaube, ich bin eifersüchtig«, sagte Sascha.
    Ich blieb auf der Treppe stehen und küßte ihn.
    |178| »Wir machen uns einen schönen Abend«, sagte ich, »und morgen werde ich keine Glucke mehr sein. Versprochen.«
    Als wir uns geduscht und umgezogen hatten, spazierten wir durch die abendlich-quirlige Stadt. Moritz war von der Szenerie so geplättet, daß er keinen Mucks von sich gab.
    Als wir an unserem Restaurant ankamen, war im Moment kein Tisch frei.
    »Attende un po’«, riet der Kellner.
    Aber wir hatten keine Lust zu warten und tranken einen Cinar in einem Café mit Blick auf Santi Giovanni e Paolo. Danach spazierten wir weiter, bis wir ein Restaurant fanden, in dem es freie Plätze gab. Wir bestellten Pasta und Fisch und tranken Weißwein dazu. Nach dem Essen schoben wir den Kinderwagen zurück ins Hotel und legten uns in das knarzige Bett.

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