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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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untertauchten. Als wir wieder hochkamen, nahm ich seinen nassen Kopf in die Hände und küßte ihn auf den Mund. Er schmeckte nach Meer. Das Wasser kam mir auf einmal nicht mehr so kalt vor.
    »Wer als erster draußen ist!«
    Wir rannten gleichzeitig los, aber Sascha war schneller. »Autsch, verdammt«, schrie ich und stampfte mit dem Fuß auf.
    Sascha kam zurück.
    |206| »Was ist denn los, Baby?«
    »Ich bin auf etwas Spitzes getreten!«
    »Zeig mal her!«
    Ich hob den Fuß hoch, und Sascha nahm ihn in die Hand, um ihn zu untersuchen. Ich nutzte den Überraschungsmoment, schubste Sascha ins Wasser und rannte, was das Zeug hielt. Kurz nachdem ich mich auf unser Handtuch fallen gelassen hatte, war Sascha auch da.
    »Vor dir muß man sich in acht nehmen«, sagte er atemlos, »du bist ganz schön durchtrieben!«
    »Wer austeilt, muß auch einstecken können!«
    Ich guckte ihn unschuldig an.
    Sascha trocknete sich ab.
    »Ich hab uns ’nen Imbiß mitgebracht«, sagte er, »hast du Hunger?«
    Ich nickte. Die Portionen im Florian sind nicht nur unverschämt teuer, sondern auch unverschämt klein.
    »Was gibt’s denn?«
    Sascha packte Weißbrot aus der Tüte und legte es auf das Handtuch. Dazu gab es Bel Paese. Genau wie damals, als er mir den Heiratsantrag gemacht hat. Bel Paese mit Weißbrot, und dazu hatten wir Bellinis getrunken. Es war genau hier gewesen, an diesem Strand. Ich fragte mich, ob Sascha noch wußte, was wir damals gegessen hatten.
    Sascha fischte zwei Gläser aus der Tüte und reichte mir eines. Als er die Flasche Prosecco und den Birnensaft herausholte, sah ich es genau vor mir, wie es vor fast anderthalb Jahren gewesen war. Sascha hatte sich damals hochoffiziell vor mich hingekniet und gesagt, daß er mich liebe. Daß er für immer mit mir zusammensein wolle. Und dann hatte er mir den Heiratsantrag gemacht.
    Sascha reichte mir ein Glas Bellini. Dann kniete er sich vor mir in den Sand.
    »Mel«, sagte er, »ich liebe dich. Bitte heirate mich.«
    Genau das waren auch damals seine Worte gewesen, |207| und wie damals verfehlten sie ihre Wirkung nicht. Als ich meine Sprache wiedergefunden hatte, sagte ich ja. Ich wollte ihn rasend gerne heiraten. Am besten sofort, hier in Venedig! Mit Moritz als Trauzeugen. Wir küßten uns, und Sascha sagte, daß er noch nie in seinem Leben so glücklich war wie mit mir.
    »Du bist die Sonne in meinem Leben«, sagte er, »so hell, so strahlend. Du machst alles warm und schön, ohne dich kann ich nicht leben.«
    Mir fiel kein entsprechendes Bild ein, das ich dieser kosmischen Liebeserklärung hätte entgegensetzen können. Ich konnte ja schlecht sagen, daß Sascha mein Mond war, der manchmal hell erstrahlte und sich zu anderen Zeiten vom dunklen Himmel verschlucken ließ, obwohl das nicht weit von der Wahrheit entfernt war, sofern man Menschen mit Gestirnen vergleichen kann. Ich ließ den Vergleich auf sich beruhen und sagte, daß ich zwar ohne ihn leben könnte, es aber nicht wollte.
    »Dann tu es nicht«, sagte Sascha.
    Wir stießen mit unseren Gläsern an und redeten darüber, wie schön es sein würde, verheiratet zu sein und allen zu zeigen, daß wir für immer zusammengehörten. Ich war in einer großen rosa Blubberblase und glücklich wie nie zuvor.
    Als wir von meinem himmlischen Pendant genug hatten, packten wir unsere Sachen zusammen und stapften durch den Sand zurück zur Straße. Wir kamen direkt vor dem Hotel Des Bains raus, ein riesiger kolonialer Kasten, der genausogut im Hochland von Darjeeling oder am Fuß des Kilimandscharo stehen könnte. Man hört die Elefanten trompeten, Meryl Streep sitzt in einem Rattanstuhl auf der Terrasse und wartet auf Robert Redford. Sie hat ihre Locken onduliert und trägt einen knielangen Leinenrock, unter dem ihre weißen Waden hervorblitzen.
    Ich schüttelte den Sand von den Füßen ab, schlüpfte in |208| meine Sandalen und ging ein paar Schritte die Stufen hoch. Der Geruch von wildem Oleander stieg mir in die Nase.
    »Na komm schon!«
    Sascha guckte mich zweifelnd an.
    »Meinst du, die lassen uns rein? In diesen Klamotten?«
    Er guckte an seinem zerknautschten T-Shirt hinunter auf die sandigen Schuhe.
    »Denen ist egal, ob die Kreditkarte in einem Hemd von Calvin Klein oder von H&M steckt, Hauptsache, sie funktioniert!«
    »Hauptsache, sie ist golden«, schnaubte Sascha, »Mel, ich verspreche dir, daß wir irgendwann mal in diesem Palast Urlaub machen…«
    »Irgendwann ist mir zu spät«, sagte ich und ging entschlossen

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