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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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hatte, und sie wünschte nur, sie könnte sein Verhalten auf etwas anderes als ein schlechtes Gewissen zurückführen.
    Manchmal ertappte sie ihn dabei, wie er sie ansah, und selbst ihre unerfahrenen Augen entdeckten den lüsternen Ausdruck darin. Das hätte sie eigentlich froh machen sollen. Hatte sie sich nicht genau das gewünscht? Doch alles, was sie dabei empfand, war Niedergeschlagenheit. Sie wollte nicht eine von diesen üppigen Bräuten sein, nach denen er sich sehnte. Sie wollte seine Liebe sein.
    Sie merkte, dass er an den Fast-Food-Restaurants, die kurz nach der Autobahnabfahrt kamen, vorbeifuhr. »Ich dachte, du sagtest, du wärst hungrig.«
    »Bin ich auch.« Aber er fuhr weiter die zweispurige Landstraße entlang. Schließlich bremste er ab und bog nach links auf den Parkplatz eines heruntergekommenen Diners ein, das neben einem billigen Motelkomplex stand.
    Auf dem Kiesparkplatz standen hauptsächlich Pickups. Sie musterte mit Abscheu die schäbige Bar, während er zwischen zwei Trucks parkte. Die schmutzig-beigefarbenen Dachziegel und die flackernden Neonschilder von diversen Biermarken sahen nicht gerade vielversprechend aus. »Ich finde, wir sollten wieder zurück zum Burger King fahren.«
    »Mir gefällt‘s hier.«
    »Es sieht nicht gerade respektabel aus.«
    »Um so besser.« Er riss den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieß die Wagentür auf.
    Das würde ein langes Wochenende werden, wenn sich seine Stimmung nicht bald besserte. Bruder Mathias, ein pensionierter Priester aus der Ortschaft, hielt am Sonntag für Ethan die Messe, und Montag war ohnehin sein freier Tag, also hatten sie keine Eile.
    Mit einem resignierten Seufzer zockelte sie hinter ihm her zum Eingang, einer schweren Holztür in einem kitschigen, nachgemachten italienischen Stil. Sie hörte die jammernden Töne einer Country- und Western-Ballade, noch bevor sie das Lokal betreten hatten.
    Der kalte Luftzug der Klimaanlage presste ihr das tomatenrote, gerippte Trägerkleid an den Leib. Es roch nach verbranntem Bratfett und schalem Bier. An der schwach beleuchteten Bar saßen hauptsächlich Farmer in Baseballmützen und dreckverkrusteten Jeans, hielten sich an ihren Biergläsern fest und qualmten.
    Da es noch relativ früh war, waren die meisten Tische noch leer, ebenso wie die braunen Vinyl-Sitznischen. Staubige Plastikweinranken, die aussahen, als wären sie schon vor Jahrzehnten an den mit Spanplatten verkleideten Wänden festgenagelt worden, waren die einzige Dekoration, zusammen mit einigen eingerahmten Hygieneprüfungs-Zertifikaten, die nur Fälschungen sein konnten.
    Ethan steuerte sie zu einer Nische weiter hinten. Sobald sie sich gesetzt hatten, erkundigte sich der Bartender, ein glatzköpfiger Mann ohne Hals, mit überlauter Stimme nach ihren Getränkewünschen. »Was soll‘s sein?«
    »Cola«, erwiderte sie und zögerte nur einen Moment lang, bevor sie hinzufügte, »in der Dose bitte.«
    »Für mich ‘nen Scotch on the Rocks, bitte.«
    Kristy blickte Ethan überrascht an. Sie hatte ihn noch nie Alkohol trinken gesehen. Er bestellte sich ja nicht mal einen Margarita, wenn er in einem mexikanischen Restaurant aß.
    Sie ermahnte sich, dass sie das alles nichts mehr anging, und hielt den Mund.
    Ein Mann an der Bar drehte sich um und starrte sie an.
    Da Männerblicke immer noch relativ neu für sie waren, wurde ihr unbehaglich zumute, und sie tat so, als würde sie nichts bemerken.
    Der Bartender brachte ihre Drinks und klatschte dann zwei mit Plastikfolie überzogene, schmutzige Speisekarten vor sie hin. »Jeannie wird in ‘ner Minute bei euch sein. Spezialität heute is‘ frittierter Heilbutt.« Er verschwand wieder.
    Kristy stubste die Speisekarten mit dem kleinen Finger zur Seite. Ohne das leere Glas mit Eiswürfeln eines Blickes zu würdigen, nahm sie eine Papierserviette und putzte den Rand der Coladose sauber, bevor sie einen Schluck trank. Die Cola war warm, aber immerhin keimfrei.
    Der Mann an der Bar hörte nicht auf, sie anzustarren. Er war jung, Mitte Zwanzig vielleicht, trug ein Miller-Lite-T-Shirt und hatte enorme Oberarmmuskeln. Sie zupfte nervösen ihren falschen Diamantohrsteckern. Ihr kurzes Trägerkleidchen war zwar sexy, aber nicht so billig, dass es als offene Einladung aufgefasst werden konnte, und sie wünschte, er würde woanders hinsehen.
    Ethan trank einen Schluck Scotch und warf dem Mann einen anklagenden Blick zu. »Nimm deine dreckigen Glotzaugen von ihr.«
    Sie rang entsetzt nach Luft.

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