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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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diesem wunderschönen kleinen Wesen so etwas antun?
    Wie aus heiterem Himmel fielen ihr Gabes Worte wieder ein. Vielleicht verwechselst du Gott mit dem Weihnachtsmann.
    Neben diesem Kind zu sitzen, das sich so verzweifelt an sein Leben klammerte, musste ihre Sinne geschärft haben, denn auf einmal trafen sie diese Worte auf eine Weise, wie es zuvor nicht der Fall gewesen war. Etwas in ihr wurde ganz still und ruhig, und zum ersten Mal verstand sie, was Gabe ihr zu sagen versucht hatte. Ihre Vorstellung von Gott war ein kindliches Bild.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie Gott als etwas von den Menschen Getrenntes gesehen, als einen alten Mann, der willkürlich Gutes und Schlechtes aus seinem Füllhorn über die Menschheit ergoss, gerade wie es ihm seine Laune eingab. Kein Wunder, dass es ihr nicht gelungen war, diesen Gott zu lieben. Wie konnte man einen grausamen, ungerechten Gott lieben?
    Gott hatte Emily das nicht angetan, wie ihr klar wurde, das Leben hatte es getan.
    Aber noch während sie dasaß, merkte sie, wie Dwaynes Predigten wieder auf sie einhämmerten. Gott ist omnipotent, allmächtig. Was bedeutete das für dieses sterbende Kind, dessen Hand sie festhielt?
    Es kam ihr ganz plötzlich die Erkenntnis, dass sie Gottes Allmacht immer mit weltlichen Begriffen betrachtet hatte. Sie hatte sie mit der Macht menschlicher Herrscher verglichen, die über Leben und Tod ihrer Untertanen entschieden. Aber Gott war kein Tyrann, und in diesem Moment, mit Emilys kleiner Hand in der ihren, veränderte sich Rachels Vorstellung von Gott.
    Gott war allmächtig, aber nicht auf die Art menschlicher Herrscher, sondern so, wie die Liebe allmächtig war. Die Liebe war die größte Macht auf Erden, und Gottes Allmacht war die Allmacht der Liebe.
    Wärme sickerte in jede Zelle ihres Körpers und mit ihr ein unglaubliches Glücksgefühl.
    Lieber Gott, erfülle dieses Kind mit der Allmacht deiner Liebe.
    »Deine Haut is‘ ganz heiß.«
    Sie schrak auf, als sie die Stimme des Kindes hörte, und blinzelte. Das Glücksgefühl schwand. Erst da merkte sie, wie fest sie die Hand des kleinen Mädchens umklammert hatte, und ließ sie sofort los. »Entschuldige, ich wollte deine Hand nicht so drücken.«
    Als Rachel aufstand, merkte sie, dass ihre Knie zitterten. Sie fühlte sich schwach, als hätte sie einen Dauerlauf hinter sich. Was war mit ihr geschehen? Sie hatte Einblick in etwas äußerst Wichtiges bekommen, konnte aber nicht erfassen, was es war.
    »Ich will jetzt aufsitzen.«
    »Lass mich erst fragen, was deine Mama dazu sagt.« - Die Fliegengittertür knallte zu, und eine laute Männerstimme erklang von der Haustür. »Das Auto kenn ich. Verdammt, Lisa! Was hat sie hier zu suchen?»
    »Beruhige dich. Ich -«
    Aber er hörte überhaupt nicht hin. Rachel hörte schwere Schritte, und dann tauchte ein Mann in der Tür auf. Es war Russ Scudder.
    »Hi, Daddy.«

21
    Lisa drängte sich an Russ vorbei. »Emily, wieso hast du dich aufgesetzt?«
    »Mir war so heiß.«
    Sie legte dem Kind sofort die Hand auf die Stirn. »Du fühlst dich gar nicht heiß an.« Sie nahm ein Thermometer von der Glasplatte des Nachtkästchens und schob es Emily zwischen die Lippen. »Mal sehen, ob du Fieber hast.«
    Russ funkelte Rachel wütend an, dann trat er zu seiner Tochter ans Bett. »He, Kätzchen.«
    »Du hast gesagt, du kommst gestern, Daddy«, lallte Emily mit dem Thermometer im Mund.
    »Na ja, ich war eben ziemlich beschäftigt. Aber jetzt bin ich ja da.« Er setzte sich auf die Bettkante, nahm Emilys Hand und warf Rachel einen hasserfüllten Blick zu.
    »Rachel hat einen kleinen Jungen«, sagte Emily. »Ihre Hand is‘ heiß.«
    Russ‘ Gesicht nahm einen wilden Ausdruck an. »Raus hier.«
    »Hör auf, Russ.« Lisa trat vor.
    »Ich will sie nicht in Emilys Nähe haben.«
    »Das ist jetzt mein Haus, und was du willst, spielt überhaupt keine Rolle.«
    »Ist schon gut«, sagte Rachel. »Ich muss sowieso gehen. Tschüs, Emily. Pass gut auf dich auf.«
    Emily zog sich das Thermometer aus dem Mund. »Kann dein kleiner Junge kommen und mit mir spielen?«
    »Wir ziehen bald fort. Ich fürchte, dazu bleibt keine Zeit mehr.«
    Lisa wollte Emily das Thermometer wieder in den Mund stecken, aber Emily schüttelte den Kopf. »Will eine Geschichte hören. Will Apfelsaft.«
    »Was geht hier vor?« fragte Russ. »Du hast mir doch gesagt, sie wär zu schwach, um sich aufzusetzen.«
    »Vielleicht hat sie einen guten Tag.« Lisa ging zu Rachel, nahm sie bei der Hand und

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