Träum weiter, Liebling
noch unverschämter als an dem Tag, an dem er versuchte, sie zu verhaften. Ein unbehagliches Vorgefühl überkam sie, doch sie verdrängte es wieder. »Also gut.«
Jake stand so dicht bei der Tür, dass sie sich zur Seite drehen musste, um an ihm vorbeizukommen, ohne ihn zu berühren. Sie hatte kaum drei Schritte gemacht, als sie den Polizeichef, Cal und Tom um ihren Escort herumstehen sah, dessen Kofferraum offen stand.
Ihr erster Gedanke war, dass sie nicht das Recht hatten, in ihrem Auto herumzuwühlen, doch dann fiel ihr wieder ein, dass der Wagen ja Cals Frau gehörte. Dennoch gefiel es ihr nicht. Ihr Unbehagen verstärkte sich, und sie beschleunigte ihre Schritte.
»Gibt‘s ein Problem?«
Cal wandte sich mit einem bitterbösen Gesicht zu ihr herum. »Ein großes Problem sogar, Lady. Sie wollten wohl ein wenig Rache nehmen, bevor Sie verschwinden.«
»Rache? Wovon reden Sie?«,
Odell stapfte um die Motorhaube des Wagens herum. In der Hand hielt er eine zerknitterte weiße Papiertüte, wie sie sie im Imbiss benutzten. Sie war mit etwas verschmiert, das wie Schokoladeneis aussah. »Wir haben die fehlenden hundert Dollar gefunden. Sie steckten unter Ihrem Wagensitz.« Er wies mit einer abgehackten Kopfbewegung auf den offenen Kofferraum, in dem die Schachteln mit ihren mageren Habseligkeiten lagen. »Toms kleiner tragbarer Fernseher befand sich unter Ihren Schachteln, ebenso das gestohlene Radio.«
Ihr Herz hämmerte wie wild an ihre Rippen. »Aber... ich verstehe nicht.«
Tom blickte sie verletzt und verwirrt an. »Das war der Fernseher, den mir meine Frau zum Geburtstag geschenkt hat, wissen Sie noch? Ich hab‘s Ihnen doch erzählt. Damit ich bei der Arbeit Baseball gucken kann.«
Da traf es sie wie ein Blitzschlag. Sie dachten, sie wäre für all das verantwortlich. »Also, Moment mal. Ich war das nicht! Wie können Sie überhaupt annehmen -«
»Sparen Sie sich das für den Richter«, fuhr Cal sie an. Er wandte sich an Odell. »Da Gabe nicht da ist, erstatte ich Anzeige.«
Sie sprang vor und ergriff ihn am Arm. »Cal, das können Sie doch nicht tun. Ich hab die Sachen nicht gestohlen.«
»Wie sind sie dann im Escort gelandet?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich liebe dieses Autokino. Ich könnte so was nie machen.«
Sie hätte sich ihren Atem sparen können. Wie betäubt hörte sie zu, wie Odell ihr ihre Rechte vorlas. Als er fertig war, starrte Cal sie mit einem harten, vernichtenden Blick an. »Jane hat Sie von Anfang an gemocht«, sagte er bitter. »Und Ethan hätten Sie auch fast weichgekriegt. Er hat wirklich langsam geglaubt, dass Ihnen was an Gabe liegt. Aber alles, woran Ihnen was liegt, ist sein Bankkonto.«
Ihr Temperament ging mit ihr durch. »Ich könnte sein Bankkonto bereits haben, wenn ich nur wollte, Sie Schwachkopf! Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten.«
»Lügnerin«, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Darum ging‘s Ihnen also. Das hatten Sie von Anfang an im Sinn. Sie wussten, dass er zur Zeit besonders sensibel ist, und Sie -«
»Er ist nicht halb so sensibel, wie Sie denken!« rief sie. »Verdammt, Cal Bonner, Sie sind -«
Sie keuchte schmerzhaft auf, als Jake Armstrong sie packte und ihr die Arme auf den Rücken riss. Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihr Handschellen angelegt wie einer gefährlichen Kriminellen.
Cal runzelte die Stirn. Einen Moment lang glaubte sie, er würde etwas sagen, doch dann klopfte ihm Odell auf den Rücken. »Das muss ich dir lassen, Cal. Ich wär nie auf den Gedanken gekommen, in ihrem Wagen nachzusehen.«
Gleich würde sie heulen. Sie blinzelte die Tränen zurück und starrte Cal direkt in die Augen. »Das verzeihe ich Ihnen nie.«
Zum ersten Mal glitt so etwas wie Unsicherheit über sein Gesicht, doch dann verhärtete es sich wieder. »Sie verdienen, was mit Ihnen geschieht. Ich hab versucht, es Ihnen leichter zu machen mit diesem Scheck, aber Sie sind einfach zu gierig. Ich werde ihn übrigens am Montag gleich als erstes sperren lassen.«
Jake Armstrong legte ihr die Hand auf den Kopf und stieß sie gröber als nötig zum Rücksitz des Streifenwagens. Mit den auf den Rücken gefesselten Händen war das Gehen jedoch nicht so leicht für sie, und sie stolperte.
»Vorsicht.« Cal erwischte sie, bevor sie hinfiel, und half ihr beim Einsteigen.
Sie riss sich los. »Ich brauch Ihre Hilfe nicht!«
Er ignorierte sie und wandte sich Jake zu. »Gib ja acht. Ich will sie hinter Gittern haben, aber es soll sie keiner
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