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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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keinen separaten Trakt für Frauen, so dass Rachel die lautstarken Beschwerden eines Betrunkenen aus einer benachbarten Zelle ertragen musste. Sie lief in ihrer kleinen Zelle auf und ab, um ihre Panik zu bekämpfen, aber die Angst um Edward und die Angst um sich selbst überwältigte sie einfach, und dass Gabe wieder geflohen war, so wie damals, als Cherry und Jamie starben.
    Gabe... Eigentlich hätte er längst auftauchen müssen. Sicher würde er wieder zurückkommen. Zumindest würde er nicht abhauen, ohne sich von seinen Brüdern zu verabschieden, und wenn er dann hörte, was mit ihr geschehen war, würde er sie hier rausholen.
    Vielleicht lag es daran, dass Nacht war, oder auch daran, dass sie sich so allein fühlte, aber irgendwie konnte sie sich selbst nicht davon überzeugen, dass es so einfach sein würde. Die Beweise gegen sie waren vernichtend, und es gab keine Garantie dafür, dass er ihr glauben würde. Sie selbst hatte auch keine Erklärung dafür, wie die Sachen in ihren Wagen gekommen waren.
    Vielleicht lägen die Dinge anders, wenn er sie lieben würde. Dann wüsste er tief in seinem Herzen, dass sie unschuldig war, oder nicht? Aber er liebte sie nicht, und nun dachte er vielleicht ebenso schlecht von ihr wie jeder andere in Salvation.
    Sie biss sich auf die Lippe und konzentrierte sich auf Edward, nur um zu merken, wie ihr das Herz raste. Seine Welt war so zerbrechlich, so fragil, und wieder einmal wurde sie zerstört. Sie wollte glauben, dass er bei Cal in Sicherheit war, aber sie wusste nicht mehr, worauf überhaupt noch Verlass war. In den ersten paar Stunden hatte sie sogar gehofft, dass Jane auftauchen würde, aber das war nicht geschehen.
    Sie schlang die Arme um sich, um ihre Angst abzuwehren, und fragte sich, wie ihr Leben an diesem Punkt hatte anlangen können. Sie hatte nichts, womit sie sich gegen Cal Bonner zur Wehr setzen konnte. Er besaß Geld, einen guten Ruf, die Achtung der Bürger dieser Stadt, und er würde sie hier drin verrotten lassen, wenn er glaubte, seinen Bruder damit beschützen zu können.
    Die Außentür ging mit einem metallischen Geräusch auf, und sie fuhr zusammen, als ein Mann eintrat. Sie erstarrte, da sie Jake Armstrong erwartete, der heute Abend Dienst hatte. Aber es war nicht Jake, und sie brauchte ein paar Augenblicke, bis sie den Mann erkannte: Russ Scudder.
    Mit einer Zigarette in der Hand blieb er vor ihrer Zelle stehen. Es war beinahe Mitternacht, viel zu spät für Besucher, und ein Schauder überlief sie.
    »Ich hab Jake gebeten, mich reinzulassen.« Er wich ihrem Blick aus. »Er und ich... wir kennen uns schon lange.«
    »Was wollen Sie?« Ihre Zelle war zwar zugesperrt, dennoch war ihr alles andere als wohl.
    »Es ist -« Er räusperte sich und nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Ich weiß, dass ich Ihnen was schuldig bin, aber Ihre Kaution ist ziemlich hoch, und ich bin im Moment nicht gerade flüssig. Dieser Scheck, den Sie Lisa gegeben haben, geht in einen speziellen Fonds.«
    »Ich weiß.« Wie konnte sie ihm sagen, dass der Scheck nichts wert war, wenn sie am Montag morgen nicht den Bus bestieg?
    »Es war nett von Ihnen, uns das Geld zu geben.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte oder warum er hier war, also schwieg sie.
    »Emily - es geht ihr viel besser. Die Zahl ihrer weißen Blutkörperchen ist enorm gesunken. Niemand hätte so was erwartet.« Er blickte sie endlich an. »Lisas Mom glaubt, Sie hätten ein Wunder vollbracht.«
    »Hab ich nicht.«
    »Seit Sie da waren, geht‘s ihr von Tag zu Tag besser.«
    »Das freut mich. Aber es hat nichts mit mir zu tun.«
    »Das dachte ich zuerst auch. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.« Er runzelte die Stirn und zog an seiner Zigarette. »Es ging alles so schnell, und die Ärzte können sich‘s auch nicht erklären. Sie sagt dauernd, Sie hätten die Augen zugemacht und Ihre Hände wären ganz heiß gewesen, als Sie sie berührten.«
    »Es war ziemlich warm im Zimmer.«
    »Kann sein. Aber trotzdem...« Er warf die Zigarette auf den Boden und drückte sie mit der Schuhspitze aus. »Ich hab ein schlechtes Gewissen. Mein kleines Mädchen...« Er wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Ich bin nicht grade der beste Vater der Welt, aber sie bedeutet mir ‘ne ganze Menge, und Sie haben ihr geholfen.« Er zog eine Zigarettenschachtel aus seiner Hemdtasche und blickte sie an. »Ich hab Jake überredet, mich noch so spät reinzulassen, weil ich Ihnen sagen wollte, dass es ein paar Dinge

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