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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Metalltür, die zum Zellentrakt führte, geheftet. Er würde seinen Bruder in der Luft zerreißen, sobald er die Gelegenheit dazu hatte.
    Aber er wusste, dass eigentlich ihn die Schuld traf. Wenn er nicht davongelaufen wäre, wäre nichts von alledem passiert.
    Als er das Autokino hinter sich gelassen hatte, war er über die Landkreisgrenze zu einem Truckstop gefahren, der vierundzwanzig Stunden geöffnet war, hatte teerschwarzen Kaffee getrunken und sich seinen Dämonen gestellt. Die Stunden vergingen, und es dämmerte schon fast, als ihm endlich klar wurde, dass Rachel die ganze Zeit recht gehabt hatte. Das Pride of Carolina war bloß ein bequemes Versteck für ihn. Er hatte zwar existiert, aber nicht richtig gelebt. Dazu hatte er nicht den Mumm.
    Die Tür ging auf, und Rachel tauchte auf. Sie erstarrte, als sie ihn erblickte.
    Sie war blass, ihre Haare waren zerzaust, und ihr Kleid total zerknittert. Die schweren schwarzen Schuhe hingen an ihren zierlichen Fußgelenken wie Betonblöcke, eine Bürde mehr, die sie mitzuschleppen hatte. Aber es waren ihre Augen, die ihm ein Loch in die Brust rissen: groß, traurig, unsicher.
    Er rannte zu ihr und schloss sie in seine Arme. Sie erschauderte, und als sie bebend an ihm lehnte, musste er an Chip denken, bei dem zuvor dasselbe passiert war. Und dann dachte er an gar nichts mehr, außer daran, diese tapfere, dickköpfige, wundervolle Frau in den Armen zu halten, den Schatz, der ihn aus dem Grab gerettet und zu den Lebenden zurückgeholt hatte.
    Rachel sank an Gabes Brust. Sie fühlte, wie sich seine Arme um sie schlangen; sie konnte kaum sprechen. »Wo ist Edward?«
    »Bei Cal und Jane.« Er streichelte über ihr Haar. »Es geht ihm gut.«
    »Cal —«
    »Ja, ja... nicht jetzt.«
    Der Polizeichef meldete sich hinter ihnen zu Wort. »Wir haben Beweise, vergiss das nicht.«
    »Nein, das habt ihr nicht.« Gabe löste sich ein wenig von ihr und durchbohrte Odell mit einem sengenden Blick. »Ich hab die Sachen selbst in den Escort getan, bevor ich wegfuhr.«
    Sie hielt den Atem an. Er log. Sie konnte es an seinem Gesicht sehen.
    »Du?« fragte Odell ungläubig.
    »Das ist richtig. Ich. Rachel wusste davon nichts.« Der stählerne Unterton in seiner Stimme forderte Odell geradezu heraus, ihm zu widersprechen, doch das versuchte der Polizeichef gar nicht erst. Gabe nahm Rachel fester um die Schultern und führte sie zur Tür.
    Die Sonne war aufgegangen, und als sie die klare Morgenluft tief einsog, glaubte sie, nie etwas Herrlicheres gerochen zu haben. Sie merkte, dass Gabe sie zu einem Mercedesführte, der auf einem Parkplatz mit dem Schild Reserviert für den Polizeichef stand. Sie brauchte einen Moment, bis ihr wieder einfiel, dass der Wagen ihm gehörte, denn sie hatte Gabe bis jetzt immer nur mit seinem Pickup gesehen.
    »Was ist das?«
    Er hielt ihr die Tür auf. »Ich wollte, dass du‘s bequem hast.«
    Sie versuchte ein Lächeln, doch es war reichlich verwackelt.
    »Komm, setz dich rein«, sagte er sanft.
    Das tat sie, und kurz darauf fuhren sie durch die verlassenen Straßen von Salvation, begleitet vom satten Schnurren eines perfekten, deutschen Automotors. Als sie die Landstraße erreichten, legte er ihr eine Hand auf den Oberschenkel.
    »Ich hab Chip versprochen, dich bis zum Frühstück zurückzubringen. Du kannst im Wagen warten, während ich ihn hole.«
    »Du hast ihn gesehen?«
    Sie wartete darauf, dass er wieder diesen starren, distanzierten Ausdruck bekam, den sein Gesicht immer annahm, wenn von ihrem Sohn die Rede war, doch Gabe wirkte eher besorgt als distanziert. »Ich hab ihm nicht gesagt, dass du im Gefängnis warst.«
    »Was hast du dann gesagt?«
    »Bloß dass es ein Missverständnis gab und ich dich holen müsste. Aber er ist ein aufgewecktes Kerlchen; er hat gemerkt, dass was nicht stimmt.«
    »Er wird sich das Allerschlimmste vorstellen.«
    »Ich hab ihm ein Lager auf dem Boden neben Rosies Bettchen gemacht. Das hat ihn ein wenig beruhigt.«
    Sie starrte ihn an. »Du hast ein Bett für ihn gemacht?«
    Gabe blickte zu ihr hinüber. »Lass es gut sein, Räch, okay? Wir reden später darüber.«
    Sie wäre gerne weiter in ihn gedrungen, doch der bittende Ausdruck auf seinem Gesicht brachte sie zum Schweigen.
    Sie fuhren etwa eine Meile, ohne etwas zu sagen. Sie musste ihm von Russ Scudder erzählen, aber sie war zu müde, und er schien in Gedanken versunken zu sein. Ohne Vorwarnung lenkte er das Auto an den Straßenrand, kurbelte das Seitenfenster

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