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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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fortgelaufen. In jenem Moment hatte er an nichts anderes denken können, als von dort wegzukommen. Er war zu feige gewesen, um dazubleiben und sich mit dem Chaos auseinanderzusetzen.
    Er musste zu ihr, und er fuhr herum, um zur Tür zu rennen, doch ein vertrautes, zartes Stimmchen, das vom Treppenabsatz erklang, ließ ihn erstarren.
    »Gabe?«
    Er blickte auf und sah Chip oben stehen. Er trug sein Macho-Man-T-Shirt und eine kleine weiße Unterhose. Ein hellbrauner Schopf stand an seinem Hinterkopf hoch, und silbrige Tränenspuren glitzerten auf seinen Wangen.
    »Gabe?« flüsterte er. »Wo is‘ meine Mommy?«
    Gabe hatte das Gefühl, als würde es ihm das Herz aufreißen, aber diesmal quoll kein Eiter hervor. Diesmal floss frisches rotes Blut, voller Leben, Sehnsüchte und Liebe heraus. Er nahm zwei Stufen auf einmal und hob das Kind in seine Arme. »Ist schon gut, Kumpel. Ich werde sie gleich holen.«
    Braune Augen starrten in die seinen. »Ich will meine Mommy.«
    »Ich weiß, mein Sohn, ich weiß.«
    Er fühlte Chip unter seinen Händen zittern und wusste, dass er zu weinen angefangen hatte. Um ihn vor den anderen nicht in Verlegenheit zu bringen, trug er ihn ins Gästezimmer. Es gab darin keinen bequemen Sessel, also setzte er sich auf den Bettrand und nahm ihn auf seinen Schoß.
    Der kleine Junge weinte fast nur stille Tränen. Gabe hielt ihn in seinen Armen und streichelte ihm übers Haar. So dringend er auch zu Rachel musste, das hier war noch wichtiger.
    »Meiner Mommy is‘ was Schlimmes passiert, nich‘?«
    »Es war nur ein Missverständnis, ein Riesendurcheinander. Deiner Mom geht‘s gut, aber es kann sein, dass sie sich fürchtet, deshalb muss ich sie schnell holen.«
    »Ich fürchte mich auch.«
    »Ich weiß, mein Sohn, aber ich bring dir deine Mom so schnell wie möglich wieder.«
    »Muss sie sterben?«
    Gabe presste die Lippen auf den Kopf des Kindes. »Nein, sie muss nicht sterben. Es wird ihr bald wieder gutgehen. Sie hat bloß Angst, das ist alles. Und vielleicht ist sie auch wütend. Deine Mom kann ganz schön wütend werden.«
    Chip schmiegte sich enger an ihn, und Gabe streichelte seinen Arm. Es fühlte sich so gut an, dass er am liebsten selbst geheult hätte.
    »Warum is Rosies Dad im Brunnen gehockt?«
    »Er ist... äh... gestolpert.«
    »Gabe?«
    »Ja?«
    Der leise Atem des Kindes klang wie ein Wispern in der nächtlichen Stille des Zimmers. »Ich verzeih dir.«
    Gabe schössen die Tränen in die Augen. Chip hatte ihm seine Vergebung viel zu schnell angeboten. Das Kind sehnte sich so sehr nach Stabilität, dass er alles dafür tun würde, selbst das Unrecht verdrängen, das Gabe ihm angetan hatte.
    »Das musst du nicht. Was ich getan hab, war ganz schön schlimm. Vielleicht solltest du noch mal drüber nachdenken.«
    »Okay.«
    Gabe nahm die Hand des Kindes in die seine und streichelte mit dem Daumen über die kleine Handfläche.
    Der Kopf des Jungen sank schwer an seine Brust. »Ich hab drüber nachgedacht«, flüsterte er. »Und ich verzeih dir.«
    Gabe küsste ihn noch mal auf den Kopf, blinzelte die Tränen zurück und richtete sich gerade weit genug auf, um in Chips schmales kleines Gesicht sehen zu können. »Ich muss jetzt gehen und deine Mom holen. Ich weiß, dass du dich fürchten wirst, bis sie wieder da ist, aber ich hab eine Idee. Warum schleichen wir uns nicht einfach mit ein paar Decken in Rosies Zimmer und machen dort ein Lager für dich auf dem Boden neben ihrem Bettchen. Wie wär das?«
    Chip nickte, dann rutschte er von Gabes Schoss herunter und nahm sein Kissen. »Wie ich ein Baby war, hab ich in Rosies Zimmer geschlafen. Hast du das gewusst?«
    Gabe lächelte ihn an und nahm die Bettdecke. »Was du nicht sagst.«
    »M-hm. Wir müssen ganz leise sein, damit wir sie nich“ aufwecken.«
    »Ganz leise.« Mit der Bettdecke unter einem Arm und Chip an der anderen Hand, ging er auf den Gang hinaus.
    »Gabe?«
    »Ja?«
    Chip blieb stehen und blickte mit großen, ernsten Augen zu ihm auf. »Ich wünschte, Jamie könnte auch in Rosies Zimmer schlafen.«
    »Ich auch, mein Sohn«, flüsterte Gabe. »Ich auch.«
    Gabe hätte ganz Salvation auseinandergenommen, um Rachel aus dem Gefängnis zu bekommen, doch glücklicherweise wachte der Polizeichef gleich auf, als er an dessen Haustür hämmerte, so dass das nicht nötig wurde.
    Es war bereits sieben Uhr morgens, als Gabe schließlich wie ein Raubtier im Vorzimmer des Polizeireviers auf und ab marschierte, die Augen fest auf die

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