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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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Tagespolitik, sein Lieblingsfilm, sogar zum Thema Mode und Theater hatte er sich ein paar geistreiche Bonmots zurechtgelegt, um im entsprechenden Moment Steffs Aufmerksamkeit, vielleicht sogar ihr Herz, gewinnen zu können.
    Ein Dialog über Trecker fahrende Bauern war nicht dabei gewesen.
    »Ups«, sagt Steff auf einmal, »da hätten wir abbiegen müssen.«
    »Was?« Erschrocken bringt Heiner den Wagen mit einer Vollbremsung zum Stehen. »Tut mir leid, das habe ich nicht gesehen.«
    »Heh, alles gut, Herr Deuters.« Steff lacht. »Mein Fehler. Ich habe Ihnen nicht Bescheid gesagt.«
    Heiner wendet den Golf mitten auf der Landstraße. Ein BMW kann gerade so ausweichen, blinkt wütend auf und rauscht dann viel zu schnell weiter. Verlegen blickt Heiner rüber zu Steff, aber die bleibt ganz locker.
    Nach fünf Minuten erreichen sie endlich Büthow, ein kleines verträumtes Dorf mitten im holsteinischen Nirgendwo. Steff bittet Heiner vor einem kleinen Wall aus Findlingen und Rosensträuchern zu halten. Hinter riesigen Rhododendren kann er ein rot verklinkertes Bauernhäuschen erkennen.
    »So, da wären wir«, sagt Heiner und schaltet den Motor aus. Steff, die sich bereits ihren Rucksack geschnappt hat und nur kurz aus dem Auto springen will, sieht ihn überrascht an.
    »Na dann, grüßen Sie Ihren Freund von mir«, sagt er und sieht sie mit einem wissenden Lächeln an. Diesen Satz hat er sich letzte Nacht überlegt.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich zu meinem Freund will?« Steff mustert ihn mit amüsiertem Lächeln.
    Heiner gibt sich verwirrt. »Haben Sie das nicht vorhin gesagt?«
    »Nein, habe ich nicht. Eigentlich haben wir gar nicht über mich geredet.«
    »Ach nein? Dann müssen wir das später unbedingt nachholen.«
    Steff lächelt. »Gerne.«
    »Soll ich Sie nachher abholen?«
    »Vielen Dank. Nicht nötig.«
    Damit springt sie aus dem Golf. Heiner will gerade noch etwas sagen, da beugt sie sich durch das halb offene Fenster. »Ach ja, wenn Sie es wissen wollen: Ich besuche nur eine Freundin. Sie schreibt morgen eine Klausur. Ich helfe ihr beim Lernen.«
    Damit winkt sie ihm noch mal fröhlich zu, läuft den kleinen Weg hinunter und verschwindet hinter dem Rhododendron.
    Heiner sieht ihr mit zufriedenem Lächeln hinterher. Dann schließt er die Augen und atmet tief ein. Noch kann er Steffs Duft in seinem Wagen wahrnehmen. Es riecht nach Frühling, mitten im Oktober.
    Eine halbe Stunde später hat er seinen Wagen am Hotel abgestellt und geht alleine am Strand spazieren. Die Sonne hat sich wieder hinter einer grauen Wolkendecke versteckt, und das Meer spült ihm mit jeder Welle weißen Schaum vor die Füße.
    Lächelnd spürt Heiner, wie der Wind ihm feinen Sand ins Gesicht bläst. In einiger Entfernung sieht er das dicke Pärchen aus dem Wintergarten. Lachend versuchen sie, den heranbrausenden Wellen auszuweichen, platschen mit ihren breiten Füßen aber immer wieder ins Wasser.
    Heiner atmet tief durch. Schon lange hat er sich nicht mehr so lebendig gefühlt wie in diesem Augenblick. Alles leuchtet, alles strahlt. Die Aussicht, dass in den nächsten zwei Wochen alles passieren kann, nimmt ihm fast den Atem.
    Ist er verliebt?
    Heiner schüttelt gedankenverloren den Kopf und lächelt. Natürlich nicht. Er ist ein erwachsener Mann, so schnell verliebt man sich da nicht mehr. Außerdem kennt er Steff ja noch gar nicht. Was weiß er denn schon über sie? Sie arbeitet im Hotel ihrer Mutter und hilft einer Freundin beim Lernen. Eigentlich ist sie noch eine völlig Fremde für ihn.
    Das sagt sein Kopf.
    Sein Herz sagt ihm, dass er eine Seelenverwandte gefunden hat, die sich für ihn und seine Arbeit interessiert.
    Wie clever sie auf seine Frage nach ihrem Freund reagiert hat! Natürlich hat sie sein – geschicktes – Manöver durchschaut, das sollte sie auch. Die Art, wie sie ihn darauf angesehen hat, hat ihm verraten, dass er ihr nicht gleichgültig ist.
    Und sie sagte gerne , als er sie fragte, ob sie sich nicht näher kennenlernen wollen. Sie hätte ja nichts sagen müssen oder später oder nein . Aber sie sagte gerne . Er ist nicht unbedingt ein Frauenheld, aber er glaubt, als Autor schon ein gutes Gespür dafür zu haben, was Frauen denken und fühlen.
    Und wenn das kein Flirt war, was dann?
    Aber soll er sich ausgerechnet hier an der Ostsee, in dieser kleinen Pension, auf einen Flirt einlassen? Er ist hierhergekommen, um endlich in Ruhe an seinem Roman zu arbeiten, um endlich all seine Kraft auf den Franzosen

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