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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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wollte, schlug sie sofort die Augen auf und bat ihn mit leiser Stimme, unbedingt weiterzulesen.
    Heiner wusste, dass Das kranke Herz eine schöne Geschichte war. Aber dass sie Steff so gut gefiel, hätte er nicht gedacht. Irritiert bemerkte er, dass Steff vor lauter Glückseligkeit kleine Tränen über die Wangen liefen.
    Schließlich war die Geschichte zu Ende. Und dieses Mal hörte er nichts mehr von dem blonden Kopf auf seinen Schenkeln. Steff war eingeschlafen.
    Vorsichtig, ganz vorsichtig, um sie nicht zu wecken, drehte er sich auf die Seite und zog seine mittlerweile tauben Beine aufs Bett.
    Steff stöhnte leise. Aber sie wachte nicht auf, sondern kuschelte sich erneut an ihn, ließ sogar zu, dass er ungelenk seinen Arm auf ihre Hüfte legte.
    So nebeneinander verbrachten sie die ganze Nacht. Keine Küsse, kein Sex, aber trotzdem hatte sich Heiner noch nie in seinem Leben einer Frau so nah gefühlt.
    Er ist sicher: Mit Steff an seiner Seite würde seine Kreativität niemals versiegen. Er stellte sich vor, wie es wäre, mit ihr in einem kleinen Haus am Meer zu wohnen. Er würde den ganzen Tag auf der schattigen Veranda arbeiten, während Steff sich um den Garten kümmerte und ihn nach der Arbeit mit einem leckeren Essen überraschte. Am Abend würde sie die Texte lesen, die er am Tag geschrieben hatte – und so begeistert sein, dass sie ihn immer wieder von neuem verführen musste.
    Mit diesen schönen Gedanken war er eingeschlafen.
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, war Steff schon aufgestanden. Er sah sie erst beim Frühstück wieder. Natürlich war die Begrüßung vor den anderen Gästen (und ihrer Mutter!) nicht so liebevoll, wie es ihre gemeinsame Nacht hätte vermuten lassen. Dafür hatte Steff ihm von ihrem Treffen in Büthow erzählt und gefragt, ob er mitkommen wollte. Heiner hatte in ihre grünen Augen geblickt und gesehen, wie eine Strähne ihres blonden Haares sich in einer sanften Brise bewegte – und natürlich ja gesagt.
    Endlich erreichen sie das kleine Dorf, das in der Mittagszeit wie ausgestorben wirkt. Kein Mensch ist zu sehen, ganz alleine fahren sie durch die einsamen Straßen.
    »Bist du nervös?«, erkundigt sich Steff, als sie vor dem kleinen, hinter den Rhododendronbüschen versteckten Haus halten.
    Heiner überlegt kurz und schüttelt den Kopf. Mit Steff an seiner Seite ist er unbesiegbar.
    »Ich habe das Gefühl, dass ich dich ein bisschen überfahren habe«, bekennt Steff verlegen.
    »Ach was, ich komme schon klar«, gibt sich Heiner betont souverän.
    »Wenn es dir zu viel werden sollte, sag Bescheid. Dann können wir sofort zurückfahren.«
    »Mach dir keine Sorgen«, erwidert Heiner und streichelt Steff liebevoll über die Wange. Steff wird rot und dreht den Kopf verlegen zur Seite.
    Ein paar Minuten später sitzt Heiner direkt am Fenster im kleinen, aber sehr aufgeräumten Wohnzimmer von Steffs Freundin Olga. Olga ist größer als er, über einsachtzig, trägt strähnige weizenblonde Haare und ist braungebrannt, sie war wohl kürzlich im Süden. Irritiert starrt Heiner auf ihren dunklen Lippenstift, der ihr wohl etwas Verwegenes geben soll, was aber nicht funktioniert, sie wirkt bieder und langweilig.
    Heiner weiß, er sollte sich gut stellen mit Olga. Wenn er Steff öfter sieht, wird er automatisch auch ihre beste Freundin häufig sehen.
    Die Einrichtung in dem kleinen Haus ist nicht gerade das, was Heiner auf dem Land vermutet hätte, alles stammt von IKEA, die Billy-Regale an der einen Wand, der kleine Schreibtisch und die Klippan -Couch. Das Poster vom Regenwald hat Olga vermutlich aus der Markthalle im schwedischen Möbelhaus mitgenommen. Nur die Marionetten, die am Billy-Regal hängen, drei traurige Clowns, sehen handgefertigt aus, vermutlich hat Olga sie selber gebastelt.
    Heiner schaut zum Regal und begutachtet die Reihe mit den Büchern. Ausschließlich Frauenliteratur: Anne Hertz, Kerstin Gier und Stephenie Meyer.
    Heiner seufzt nachdenklich: Das wird nicht gerade ein Heimspiel für einen männlichen Autor. Aber egal, seine Geschichte ist wirklich gut, auf Das kranke Herz kann er sich verlassen.
    Ihm gegenüber sitzen zwei weitere junge und sehr erwartungsvoll dreinschauende Frauen, die ein bisschen aufgeregt kichern, immerhin hat ihre Freundin Steff einen echten Dichter hierher geschleppt. Beide sind süß und hübsch, aber natürlich ist keine so süß und hübsch wie Steff, die auf der anderen Seite des Zimmers auf einem alten Sessel Platz genommen hat und ihn

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