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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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Weise, die dieser Makler nie begreifen wird.
    »Wollen wir los?«, fragt er Steff und streicht dabei zart über ihren Handrücken.
    Steff nickt und steigt in seinen Golf, winkt vorher aber noch einmal Schöning zu.
    »Noch einen schönen Tag«, ruft sie ihm zu.
    Schöning wirkt wie gelähmt, als Heiner mit seinem Wagen dicht an ihm vorbeifährt. Und die Gelegenheit nutzt, ihm auch noch kurz frech zuzuwinken. Vielleicht nicht ganz die feine Art, denkt Heiner kurz. Aber egal, er ist eben auch nur ein Mensch.
    »Was ist los? Warum lächelst du?«, erkundigt sich Steff, als sie das Ortsschild von O. passieren. »Ist dir gerade wieder eine Geschichte eingefallen?«
    Heiner lächelt hintergründig und nickt. »Ja, eine Komödie.«
    »Worum geht es?«
    Er überlegt einen Moment. »Kennst du die Geschichte von dem Hasen und dem Igel?«
    »Die, wo der Igel immer zuerst am Ziel ist?«
    »Genau. So ähnlich wird auch meine Geschichte sein. Nur, dass es um echte Menschen geht.«
    Steff sieht ihn mit strahlenden Augen an. »Kriege ich ein Vorabexemplar?«
    »Ich werde dir das ganze Buch widmen.«
    »Im Ernst?«
    »Na klar, oder vertraust du mir nicht?«
    Steff lächelt nur und schaut dann zufrieden aus dem Fenster.
    Auch Heiner ist zufrieden mit sich. Nach der letzten Nacht hat er das Gefühl, dass seine Rhetorik und sein Charme so geschmeidig laufen wie ein gut geöltes Uhrwerk. Und dabei muss er sich die Sätze nicht mehr lange vorher zurechtlegen. Die Ideen fliegen ihm einfach so zu.
    Die letzte Nacht.
    Er kann immer noch nicht glauben, was da passiert ist. Er fühlt sich, als wenn er durch das Licht gegangen ist und in einer anderen, besseren Welt neugeboren wurde.
    Egal, was ihm in diesem Leben noch passieren wird – die letzte Nacht wird immer einen Ehrenplatz in seinem persönlichen Schatzkästchen haben.
    Zuerst hatte Steff ihn ja schon in Verlegenheit gebracht. Sein Buch sollte er ihr vorlesen! Aber das ging doch nicht! Nicht in diesem Zustand! Heiner erinnert sich noch gut daran, wie ihm auf einmal der Schweiß auf der Stirn stand.
    Dann fiel ihm ein, dass er noch eine Kurzgeschichte in seiner Tasche hatte. Das kranke Herz hieß sie, eine wunderschöne kleine Liebesgeschichte.
    Steff hörte andächtig zu, als er ihr erklärte, warum er ihr auf keinen Fall aus dem seltsamen Franzosen vorlesen konnte. Natürlich verstand sie ihn. Auf keinen Fall wollte sie ihn zu sehr bedrängen.
    Aber als er ihr von dem kranken Herz erzählte, begannen ihre Augen zu funkeln wie leuchtende Sterne.
    Ein bisschen schäbig kam Heiner sich ja vor. Aber egal, es war spät, und Steff sollte ihre Geschichte bekommen.
    Also fing er an zu lesen.
    Heiner ist sehr stolz auf seine angenehm tiefe Stimme, die so gar nicht zu seiner eher schmächtig-schlanken Statur passt. Vielleicht hat er manchmal Probleme mit der Rhetorik. Und es fällt ihm auch nicht leicht, seine Emotionen aus dem Stand in Worte zu fassen. Aber wenn die Worte seinen Mund verlassen, wirken sie trotzdem durchdacht und gebildet.
    Heiner war gerade am Ende der ersten Seite angelangt, als Steff sich auf einmal an ihn kuschelte – bei der dritten Seite legte sie ihren Kopf sogar auf seinen Schoß! Und fragte ihn, ob sie sich nicht endlich duzen wollten. Natürlich wollte er.
    Heiner konnte sich kaum noch auf das Lesen konzentrieren. Steff merkte, dass er zu stottern anfing, und erkundigte sich besorgt, ob es so unbequem für ihn sei.
    Heiner schüttelte heftig den Kopf. Er alleine mit ihr in seinem Zimmer, auf seinem Bett, mit ihrem Kopf auf seinen Schenkeln  – bequemer konnte es gar nicht sein, das war das Paradies.
    Die einzige Schwierigkeit war, in dieser Position zu verbergen, dass er – schon wieder – eine Erektion hatte.
    Für einen Moment hatte er sich gefragt, ob er das überhaupt verbergen musste. Konnte sich Steff nicht eigentlich denken, dass sein Körper in so einer verfänglichen Position eine Reaktion zeigen würde? Oder wollte sie ihn sogar auf diese Weise verführen? War sie vielleicht aus diesem Grund alleine in sein Zimmer gekommen? Heiner überlegte, ob er jetzt die Initiative ergreifen und aufs Ganze gehen sollte.
    Aber dann sah er ihr unschuldiges Gesicht und die Hingabe, mit der sie jedes Wort von ihm wie süßes Parfüm aufsog, und wusste, er würde alles kaputt machen, wenn er sich jetzt nicht zurückhielt.
    Zwischendurch hatte er den Eindruck, dass Steff eingeschlummert war. Aber als er schwieg und das Bündel mit den Seiten schon zur Seite legen

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