Traeum weiter, Mann
Autorenmasche?«
Heiner schweigt finster. Er sieht wieder ungläubig auf das Foto.
Mit einem anzüglichen Lächeln streichelt Schöning mit seinem wulstigen Zeigefinger über das Display.
»Aber egal, Kompliment, du hast einen guten Geschmack. Trotzdem, du solltest dich schämen.«
Heiner scheint nicht zu verstehen. Schöning sieht ihn vorwurfsvoll an.
»Mann, zu Hause wartet eine junge Frau und niedliche Kinder auf dich. Warum musst du dir dann unbedingt auch noch Steff unter den Nagel reißen? Kriegst du den Hals nicht voll? Bist du krank? Sexsüchtig?«
Heiner verdreht die Augen und zeigt auf das Handy. »Warum ...?« Er stockt.
Schöning lacht spöttisch. »Warum ich die Fotos gemacht habe? Was denkst du wohl? Steff wird schön gucken, wenn sie erfährt, dass du verheiratet bist.«
Heiner starrt Schöning böse an. »Ich habe nie das Gegenteil behauptet.«
»O natürlich nicht! Du hast nur den Ehering abgenommen.«
Schöning zeigt auf Heiners rechte Hand. Nur beim sehr genauen Hingucken fällt der kleine, helle Kreis am Ringfinger auf. Ertappt zieht Heiner die Hand schnell unter den Tisch.
»Was willst du von mir?«
»Lass endlich deine schmutzigen Finger von Steff! Hör auf, ihr mit deinem Schriftsteller-Geschwafel den Kopf zu verdrehen.«
»Du hast ja keine Ahnung. Uns verbindet viel mehr als du dir ...«
»Schluss mit dem Gequatsche!«, unterbricht Schöning ihn. »Ich will nichts mehr hören. Es wird Zeit, dass Steff endlich die Wahrheit erfährt!«
» Was soll ich erfahren?«
Schöning dreht sich erschrocken zu Steff um, die auf einmal hinter ihm steht. Heiner ist nicht überrascht. Er hat sie aus der Küche kommen sehen.
»Was soll ich erfahren?«, erkundigt sie sich noch einmal.
Heiner tauscht einen Blick mit Schöning. Der zögert einen Moment – und gibt sich dann einen Ruck. »Wir haben uns gerade gefragt, ob du schon weißt, dass Heiner eine sehr reizende Frau hat.«
Zu Schönings Überraschung bleibt Steff ganz ruhig. »Ja, ich weiß.«
»Wie bitte?« Gerald starrt erst sie und dann Heiner ungläubig an.
Heiner lächelt zufrieden und deutet ein leises Nicken an. Ja, du ordinärer Penner, denkt er, damit hast du wohl nicht gerechnet?
Schöning sieht wieder zu Steff. »Du weißt Bescheid?!«
Steff setzt sich zu ihnen an den Tisch. »Ja, natürlich, er hat es Mama und mir heute Morgen erzählt.«
Sie tauscht einen vertrauten Blick mit Heiner und lächelt.
Heiner möchte sie am liebsten küssen. Perfekter kann das Gespräch mit Schöning gar nicht laufen. Der Makler ist auf einmal ganz bleich geworden. »Deine Mutter weiß es auch schon?« Er kann es nicht fassen.
Heiner bleibt ganz ruhig. »Ich musste das Missverständnis doch auflösen. Sie hat sich Sorgen gemacht, dass ich etwas von Steff will. Sie war schrecklich böse auf mich. Da habe ich ihr von Sabine erzählt, erklärt, dass ich seit sechs Jahren verheiratet bin, dass ich zwei Kinder habe und dass sie sich überhaupt keine Sorgen machen muss.«
Heiner lächelt hintergründig. Er hat nicht den Eindruck, dass Schöning ihm auch nur ein einziges Wort glaubt.
»Und ...« Schöning atmet tief durch. »Und was bedeutet das jetzt für deinen Auszug?«
»Das hat sich erst einmal erledigt«, springt Steff ein. »Ich habe Mama überzeugt, dass Heiner erst weg darf, wenn er sein Buch fertig geschrieben hat.«
»Natürlich nur die erste Fassung.« Heiner lächelt breit.
»Letztlich war Mama auch ganz begeistert. Vor allem, als Heiner versprochen hat, das Möwenwind in seinem Buch positiv zu erwähnen.«
»Aber ... das ist ja wunderbar.« Schöning kann immer noch nicht glauben, was hier passiert. Er lächelt unsicher. Heiner findet, dass er dabei sehr dumm aussieht.
»Das heißt, du ... du musst das Möwenwind nicht verlassen?«
Heiner nickt nur.
»Du fährst nicht weg?«
»Ich fahre nicht weg.«
Mit kaum verborgener Genugtuung sieht Heiner, wie Schöning diese Neuigkeit wie ein Faustschlag trifft.
»Hast du ... habt ihr auch über mich gesprochen?«, fragt er.
Heiner sieht betrübt drein und schüttelt den Kopf. »Ja, aber ich fürchte, da können wir nichts machen«
»Heiner und ich, wir haben wirklich alles probiert, aber Mama ist hart geblieben.« Steff sieht ehrlich betroffen zu Schöning und schlägt verlegen die Augen nieder.
Heiner legt die Hand feierlich auf die breite Schulter des Maklers. »Tut mir leid, alter Freund, für dich bleibt es dabei: Du musst leider deine Sachen packen.«
22
Erdbeeren im
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