Traeum weiter, Mann
meine es ernst.«
»Komm doch einfach rein.«
Er ist selbst erschrocken darüber, dass er das sagt. Es ist gewagt, andererseits merkt sie auch, wie sauer er noch ist. Vielleicht beschleunigt das ja alles ein bisschen.
Steff schaut ihn fragend an.
Okay, seine Einladung ging zu weit, Mist!
»Äh, Steff ...«
Dann zieht sie sich schnell aus.
Damit hat er nun gar nicht mehr gerechnet! Er weiß, dass er nicht darauf eingehen darf. Er muss sich schützen, sonst erlebt er wirklich den härtesten Aufprall in seinem Leben
Dann steht Steff nackt vor ihm.
So sehr er sich nach diesem Moment gesehnt hat, so fremd fühlt sich das an. Das erste Mal zeigt sie ihr breites Becken mit dem sauber ausrasierten blonden Schamhaarstrich, ihren kleinen, vollen Busen, auf dem sich gerade eine Gänsehaut bildet, genauso wie an den Armen und Beinen. Es ist eben immer noch sehr kalt im Raum. Der einzige warme Ort ist der Whirlpool. Sie steigt zu ihm ins Wasser und setzt sich dicht neben ihn. Er fasst sie sofort an, als sie im Wasser ist, nicht zu fest und nicht zu sanft. Und küsst sie, er will sich nicht mehr zurückhalten ...
Steff beruhigt ihn. »Schhht.«
So kann sie ihm nicht kommen, seine Lust besitzt keinen Rückwärtsgang! Ihm wird heiß, viel zu heiß, sein Kreislauf rennt Amok. Er muss raus aus dem Wasser! Das will er aber nicht, weil Steff ihn ebenfalls berührt und das ist das aufregendste Gefühl, seit er auf der Welt ist!
Dann hält er es nicht mehr aus, sonst stirbt er. Er reißt sie mit sich aus dem Wasser in den Stand und schaut sich suchend auf der Baustelle voller Nägel und Glassplitter um. Nirgends ist etwas Weiches, Einladendes zu entdecken. Der nackte Fußboden zu hart, selbst mit dem Schlafsack aus dem Landrover und wenn man die Glassplitter wegräumte: Es gibt im ganzen Haus keinen Ort, an dem es ginge.
Und im Stehen will Steff nicht.
Frustrierend.
Die Musik von Metallica endet plötzlich.
Die Stille wirkt wie die abrupte Landung in einer neuen Zeitzone. Steff und Gerald wird kalt.
»Lass uns in die Pension fahren«, bittet Steff mit heiserer Stimme, während sie sich bibbernd anzieht.
»Da habe ich Hausverbot, schon vergessen?«
»Ich habe mit Mama geredet, sie nimmt das zurück.«
»Welch Gnade.«
Auch Gerald springt in seine Sachen, ohne sich abzutrocknen.
»Sie vergisst manchmal, dass ich erwachsen bin.«
»Ich will nicht.«
»Sie entschuldigt sich ausdrücklich. Bitte, Gerald«, haucht sie.
»Was willst du?«, fragt er.
In diesem Moment ertönt eine raue Männerstimme von der Eingangstür.
»Klopf, klopf!«
Ein hünenhafter Handwerker in beiger Latzhose betritt den Raum, er hat einen Besen in der Hand. Das war knapp, zum Glück sind sie angezogen. Hinter ihm scharen sich drei unrasierte Helfer, ebenfalls in beigen Latzhosen. Alle halten Besen in der Hand und starren abwechselnd auf den Whirlpool, die Champagnerflasche und die nassen Haare der hübschen blonden Frau.
»Firma Behling, wir sollen hier klar Schiff machen.«
»Ihr seid spät dran«, meckert Gerald. In Wirklichkeit ist er natürlich froh, dass die Männer nicht früher gekommen sind und ihn und Steff gestört haben.
»Soll das Parkett ganz abgeschliffen werden?«, erkundigt sich der Hüne.
»Klar.«
Der Hüne geht auf und ab. »Meiner Meinung nach könnte man die Kratzer oberflächlich wegpolieren, und dann kommt da neuer Lack drauf. Spart ihnen die Hälfte an Geld. Müssen Sie aber entscheiden.«
Steff nimmt Geralds Hand. »Ich fahre schon mal vor, ja?«
»Wie bist du hier?«
»Mit dem Škoda von Mama.«
Er gibt ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich beeil mich.«
Sie lächelt und ruft »Tschüss« in die Runde.
Die Handwerker starren ihr versonnen nach. Man kann den Neid deutlich in ihren Gesichtern lesen: Einen freien Nachmittag mitten in der Woche mit einer Frau hatten sie seit Monaten nicht.
23
Sabine ist der Kopfmensch
Es ist doch nicht so ein schöner Tag geworden. Heiner sieht von seinem Platz hinaus zum Strand. Der Wind treibt träge Regenwolken vom Meer hinauf aufs Land. Während in der Küche leise ein Radio spielt, fließen im einsamen Wintergarten lange Schlieren stumm die Fensterscheibe hinunter.
Ein ganz normaler Herbsttag. Ohne seine Strickjacke würde Heiner wohl frieren. Trotzdem fühlt er sich pudelwohl.
Er hat es geschafft, dass er weiter im Möwenwind wohnen darf, bewundert von Steff, wieder geachtet von ihrer Mutter, die ihn vorhin sogar zu einem Cappuccino eingeladen hat, bevor sie für
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