Traeum weiter, Mann
und den Kindern an die Wand genagelt.
Gerald überlegt einen Moment und schreibt dann: I was here! Gerald.
Das genügt, um Deuters schwer zu treffen!
Unglaublich, der ist nicht nur verheiratet, sondern ein Betrüger! Niemand hat etwas davon gemerkt, weder Steff noch Frau Schmidt noch er! Was schon fast für Deuters’ Phantasie und Raffinesse spricht ... Ob seine Frau davon weiß? Oder ist sie seine Komplizin? Worum geht es? Geld? Protzerei?
Für einen Moment keimt in Gerald die Idee auf, zu Sabine zu fahren, die Adresse hat er ja. Aber das wäre wohl eine Umdrehung zuviel.
Als Gerald auf der Rückfahrt das »Schwartauer«-Schild passiert, merkt er, wie satt er ist. Das Steak, das er im »Café del Sol« neben dem Haupteingang gegessen hat, war mehr als ein üppiges Frühstück. Ein paar Kilometer weiter breitet sich neben der Autobahn die Ostsee aus wie ein riesiges, blaues Versprechen. Und darüber schwebt wieder das segnende Licht dieses Tages. Gerald will seine Gefühle nicht mehr hinter falschem Stolz verstecken. Liebe ist nicht an Bedingungen gebunden, das ist ihm mal wieder klar geworden. Er wird Steff lieben, mit vollem Risiko, egal, wie sie ihn oder die Fotos findet.
27
Im Autorenhimmel
»Also noch mal, wo soll er ihr seine Liebe gestehen?«
»Gerade hast du gesagt, dass er dafür zu ängstlich ist.«
Heiner winkt ab. »Auch wenn er es nicht explizit sagt, werden die Leser schon verstehen, was er meint. Das nennt man Subtext.«
Steff nickt nachdenklich.
»Also wo? Im Garten? Am Strand?«
Steff seufzt. »Es wäre einfacher, was dazu zu sagen, wenn ich mehr über deine Geschichte wüsste. Ich weiß eigentlich gar nichts. Okay, er ist ein ›seltsamer Franzose‹. Aber warum ist er seltsam? Und wo genau kommt er her? Aus Paris? Vom Land?«
»Das ist jetzt nicht wichtig.«
»Finde ich aber schon.«
»Steff, bitte konzentrier dich«, sagt Heiner und ärgert sich über die leichte Ungeduld, die sich in seine Stimme geschlichen hat und die sie verschrecken könnte. »Sag mir einfach, wo die beiden sich unterhalten sollen. Der Rest ergibt sich von ganz alleine. Wie eine Blume, die sich aus einer Knospe öffnet.«
Der Satz ist nicht von Heiner. Er hat ihn aus einem dieser Freitagabendfilme, die Sabine immer so gerne schaut. Die Geschichte eines Schriftstellers, der sich in ein Schweizer Bergtal zurückgezogen hat. Eine schlimme Schmonzette, aber dieser Satz hat Heiner gut gefallen.
Tatsächlich legt Steff den Kopf zur Seite und strahlt ihn mit ihren grünen Augen an. »Na schön, ich finde, sie sollten sich in einem Obstgarten treffen. Ich war mal im Alten Land zur Kirschblüte, das war unglaublich schön.«
Steffs verträumter Blick geht in die Vergangenheit. Sie lächelt, und wenn Heiner nicht schon in sie verknallt wäre, wäre es jetzt um ihn geschehen.
»Obstgarten finde ich gut«, sagt er. »Das nehme ich.«
»Wirklich?« Steff kann es nicht glauben. »Du willst das jetzt tatsächlich in deinem Buch schreiben?«
Heiner nickt und versucht, all seinen Charme in sein Lächeln zu legen.
Er ist im Himmel.
Im Autorenhimmel.
Was kann es Besseres geben, als mit einer wunderschönen Frau an einem sonnigen Tag mit Blick auf das Meer zusammenzusitzen und an einer Liebesgeschichte zu arbeiten?
»He, das macht Spaß.« Steff ist die Aufregung, beim kreativen Prozess dabei sein zu dürfen, an ihren roten Wangen deutlich anzusehen. Heiner muss gegen sein Bedürfnis ankämpfen, zärtlich darüber zu streicheln.
Noch nicht. Nicht hier, nicht jetzt.
»Ja, das macht Spaß. Es ist aber auch eine Menge Arbeit.« Heiner blickt auf seinen Laptop, der zwischen ihnen auf dem Tisch im Wintergarten steht, und fährt mit der Hand abwägend über die Tastatur, zieht sie dann aber wieder zögernd zurück.
»Ich muss nachher mal schauen, wie ich das einbaue.«
»Du hast wirklich den spannendsten Beruf der Welt!« Steff sieht ihn bewundernd an. Heiner schüttelt sich unter einem wohligen Schauer, der ihm sanft über den Rücken läuft.
Die kleine Glocke an der Tür klingelt.
Heiner schaut zum Eingang und verzieht das Gesicht. Schöning ist wieder da! Nachdem er ihn am Morgen beim Frühstück nicht mehr gesehen hatte, hoffte er schon, dass der Makler endlich abgereist ist. Unglaublich, dass der Kerl sich nach dem peinlichen Fiasko des letzten Abends noch hier blicken lässt!
Auch Steff sieht ihn jetzt. Sofort verschwindet der verträumte Ausdruck in ihrem Gesicht. Zu Heiners Freude wirft sie Schöning nur einen
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