"Träume aus 1001 Nacht" 6
bestellen müssen. Das können wir am Spätnachmittag erledigen und dann zu mir fahren. Zwischen Aufgebot und Hochzeit muss mindestens ein Tag liegen, wir könnten also am Mittwoch standesamtlich heiraten. Elise hat alle Termine an diesem Tag streichen können, es wäre also ideal. Eine Umzugsfirma hat sie auch schon ausfindig gemacht, deine Möbel werden am Freitag in meine Wohnung gebracht. Das kann alles mein Butler überwachen, es sei denn, du möchtest das selbst gern tun.“
„Wie bitte?“
„Hast du irgendetwas nicht verstanden?“
Molly stand da und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
„Lass mich rekapitulieren. Du hast den Hochzeitstermin festgelegt, ohne mit mir darüber zu sprechen, und auch meinen Umzugstermin?“
Er nickte. „Du hattest heute Vormittag genug zu tun. Für mich ist es einfach wichtiger, dass du einige Aspekte dieser Verträge ausarbeitest, als dich um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Solche Sachen kann ja schließlich meine Sekretärin erledigen.“
„Gut, wir heiraten also am Mittwoch. Hast du überlegt, ob ich vielleicht Freunde einladen möchte zu diesem Ereignis? Oder dass ich selbst etwas vorhaben könnte?“ Ihre Stimme wurde immer höher.
„Hast du etwas vor?“, fragte er mit ruhiger Stimme.
Sie hob das Kinn. „Um wie viel Uhr ist die Trauung angesetzt? Ich muss in meinem Kalender nachsehen.“
„Sei doch nicht albern, Molly. Ich habe Elise natürlich überprüfen lassen, ob du Zeit hast. Wir waren uns doch einig, dass wir so schnell wie möglich heiraten wollen, oder? Der Mittwoch ist der beste Tag der Woche. Elise konnte den größten Teil der Termine verschieben, außer denen, die natürlich gerade besonders wichtig sind.“
„Darum geht es nicht.“
„Worum dann?“
„Es geht darum, Dinge gemeinsam abzustimmen.“ Molly war noch immer etwas pikiert. „Überhaupt habe ich nichts zum Anziehen.“
Kaliq schaute auf die silberblaue Seidenbluse, die Molly zu einem langen schwarzen Rock trug. „Was du anhast, sieht doch ganz hübsch aus.“
„Kaliq, ich werde doch wohl nicht in Schwarz heiraten!“
„Aha, es gibt also doch so etwas wie Vorschriften, was eine Trauung anbetrifft.“
Sie schaute ihn kritisch an. Wollte er sich lustig machen über sie? Eigentlich müsste er wissen, um was es ging, immerhin war er bereits verheiratet gewesen. Und zwar ebenfalls mit einer Amerikanerin!
„Bei uns trägt man zur Hochzeit nicht Schwarz.“
„Bei mir zu Hause auch nicht.“
Molly zögerte. „Ich weiß so wenig über Manasia. Ist es ein schönes Land? Oder besteht es vor allem aus Wüste?“
Er lachte weich auf. „Es ist traumhaft, Molly. Und natürlich besteht ein großer Teil des Landes aus Wüste. Aber da gibt es auch viele Bodenschätze. Der Palast liegt direkt am Mittelmeer. Überall ist der Geruch von Jasmin, das ist herrlich. Man kann wunderschöne Spaziergänge bei Mondlicht machen. Das Hinterland ist natürlich sehr karg. Aber auch die Wüste hat ihren ganz eigenen Reiz. Wenn es geht, besuche ich die Beduinen. Dann erzählen sie mir Geschichten aus lang vergangenen Tagen.“
Aufgeregt hörte Molly zu, während Kaliq ihr das Leben in Manasia schilderte. Er klang fast wie ein Dichter. Wenn er von seiner Heimat sprach, beschrieb er die Landschaft sehr bildhaft.
Doch schon hatte er wieder das Thema gewechselt. „Wir sollten um vier Uhr von hier aufbrechen. Wirst du mir heute Abend auch etwas von dir erzählen? Wie deine Kindheit war? Du hast noch nie von deiner Familie erzählt.“
„Nun, da gibt es auch nicht viel zu erzählen. Meine Eltern sind schon lange tot. Und außerdem halte ich Privates gern von Geschäftlichem getrennt.“
„Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich weiß fast überhaupt nichts über dich, obwohl wir schon fünf Jahre zusammenarbeiten.“
„Das Gleiche könnte ich von dir sagen, Kaliq. Mein Leben ist im Übrigen auch ziemlich geradlinig verlaufen. Vermutlich viel langweiliger als deines.“
Kaliq betrachtete sie gedankenvoll. Molly kam ihm auf einmal so zerbrechlich vor, ganz anders als die kühle Geschäftsfrau, als die er sie bis jetzt kennengelernt hatte. Auf jeden Fall war sie ganz anders als seine erste Ehefrau, die eine sehr fordernde und ruhelose Person gewesen war. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie sein Geld mit vollen Händen für allerlei Unsinn ausgegeben hatte. Immer hatte sie gerade das haben müssen, was der letzte Schrei war. Sie war wie ein kleines Kind gewesen, das immer alles
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