"Träume aus 1001 Nacht" 6
die seiner Cousine Yasmin. Aber ich denke, Fatima und er waren auf ihre Art glücklich.“
„Yasmin?“
„Die verwöhnte Tochter von Rashids Onkel. Sie schwor, sie würde nur aus Liebe heiraten. Und ihr Vater hat ihr den Willen gelassen.“
Bridget unterdrückte ein Lächeln. Diese Entscheidung hatte Madame Al Besoud offensichtlich empört.
„Und sie ist glücklich“, stellte Bridget fest.
„Man wird richtiggehend neidisch, wenn man sie und ihren Mann sieht. Sie haben nur Augen füreinander.“
„So wünsche ich mir meine Ehe auch“, sagte Bridget und versuchte, dabei nicht an Rashid zu denken. Sie wusste nur zu gut, dass sie nicht in seine Zukunftspläne passte.
Bridget sah in den Garten hinaus. Die englischen Gäste würden in ein paar Tagen abreisen, und sie würde auch nur noch den Empfang abwarten, bis sie heimkehrte. Inzwischen fühlte sie sich den Aufgaben, die in San Francisco auf sie warteten, etwas mehr gewachsen. Dafür war sie Rashid Al Halzid auf ewig dankbar.
Als sie den Kopf wandte, bemerkte sie, dass Madame Al Besoud sie aufmerksam musterte.
„Danke, dass Sie mir vorgelesen und alles erklärt haben. Manche englische Worte haben hier nicht denselben Sinn, in dem ich sie gelernt hatte.“
Bridget hatte die ruhigen Stunden mit Salina genossen, und sie war auch gerne mit Mo zusammen. Beide würde sie vermissen, aber nicht annähernd so, wie sie Rashid vermissen würde.
Wunderbar, dachte sie ironisch, nun wurde der Schmerz um ihren Vater durch den Abschiedsschmerz wegen Rashid ersetzt. Sie hatte das Gefühl, als kenne sie ihn schon ewig.
„Ist die Trauer um Ihren Vater schon erträglicher geworden?“, wollte die alte Dame wissen.
„Ich vermisse ihn sehr. Ohne ihn wird mein Leben in San Francisco sehr einsam werden. Jedes Wochenende war ich mit ihm und Antonio verabredet, und mittwochs aßen wir immer zusammen zu Abend. Solange ich hier bin, kann ich noch gar nicht glauben, dass er jetzt nicht zu Hause ist.“
Bridget wünschte, sie und ihr Bruder stünden einander näher. Aber zwischen ihnen lagen Jahre, und er war so sehr auf seine Geschäfte konzentriert. Nur das Verhältnis zu ihrem Vater hatte sie miteinander verbunden. Und jetzt war er fort. Wie würden sie und Antonio nun miteinander umgehen?
8. KAPITEL
Als Rashid und Mo ins Haus zurückkamen, war es schon fast Abendessenszeit. Der Junge war so begeistert von dem Fohlen gewesen, dass er sich kaum davon trennen konnte.
Auf der Treppe kam ihnen Jack entgegen.
„Wie geht’s dem kleinen Racker?“, fragte er.
„Er ist schon sicherer auf den Beinen. Wird sicher mal eine Schönheit“, sagte Rashid.
„Willst du morgen mit uns kommen?“, fragte er. „Mo hat sicher auch nichts dagegen, wenn du uns begleitest, oder?“ Liebevoll legte er seinem Sohn die Hand auf die Schulter.
Jack lachte auf. „Danke, nein. Ich sehe mir das Fohlen lieber alleine an. Aus Kindern mache ich mir nicht so viel. Wolltest du den Jungen nicht sowieso demnächst ins Internat schicken?“
„Das ist noch nicht entschieden.“ Als er die Worte aussprach, wurde ihm bewusst, dass er seinen Sohn gar nicht fortschicken wollte. Er war viel zu jung. Vielleicht würde er ihn die Schule in Aboul Sari besuchen lassen.
„Ohne ein Kind am Hals hättest du viel mehr Freiheiten“, gab Jack zu bedenken.
Mos Blick schweifte zwischen den beiden Männern hin und her.
„Mo ist mein Sohn. Ich werde mich immer um ihn sorgen.“ Beruhigend strich Rashid dem Kleinen über den Kopf. Irgendwie hatte er eine andere Einstellung zur Elternschaft entwickelt. Das hatte er Bridget Rossi zu verdanken.
„Aber sicher. Wir sehen uns dann im Salon.“ Jack nickte Mo zu und ging.
Nachdenklich brachte Rashid seinen Sohn ins Kinderzimmer. Sollte er tatsächlich eine neuerliche Heirat in Erwägung ziehen? Mo brauchte schließlich eine Mutter. Und die Zwischenzeit wollte er nutzen, um seinen Sohn besser kennenzulernen.
Bridget kehrte nachdenklich in ihr Zimmer zurück. Ihr Besuch neigte sich dem Ende zu. Sie sollte langsam mit den Abreiseplänen beginnen.
Aber vorher kam noch das Poloturnier. Und insgeheim freute sie sich sogar auf den feierlichen Empfang. Schließlich bekam sie wahrscheinlich nie mehr die Gelegenheit, unter den Reichen und Schönen zu weilen.
Wenn sie erst einmal wieder in San Francisco wäre, konnte sie sich noch früh genug der Realität stellen.
Es klopfte. Erfreut sah sie Mo in der Tür stehen. Erst dann bemerkte sie, dass neben ihm Rashid stand. Er
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