"Träume aus 1001 Nacht" 6
hielt sie den Blick auf Rashid gerichtet. Er schoss zwei der fünf Tore, die sein Team verzeichnen konnte, die gegnerische Mannschaft schaffte nur drei insgesamt.
Als das Spiel vorbei war, rief Rashid nach Mo und ritt mit ihm die Ehrenrunde.
Madame Al Besoud lächelte bei dem Anblick.
„Sie haben den beiden eine Erinnerung geschenkt, die ihnen immer im Gedächtnis bleiben wird“, sagte sie leise zu Bridget.
„Ich?“, fragte Bridget erstaunt.
„Bevor Sie kamen, hat Rashid nicht viel Zeit mit Mo verbracht. Ich glaube, das wird sich nun ändern. Mo ist ein besonderes Kind. Ich bin froh, dass Rashid das jetzt bemerkt. Fatima hat das Kind zu sehr für sich behalten, glaube ich. Rashid dachte, Kinderpflege sei Frauen vorbehalten.“
„Und Sie glauben, Männer sollten daran teilhaben?“
„Sie denn nicht?“, gab Madame zurück.
„Doch, aber ich bin Amerikanerin. Bei uns ist es normal, dass Väter an der Erziehung mitwirken. Ich wusste nicht, wie das in Ihrer Kultur gesehen wird.“
„Jede Mutter und jeder Vater wünscht doch das Beste für sein Kind. Sie haben Rashid gezeigt, wie viel Spaß es macht, Zeit mit dem Jungen zu verbringen. Kommen Sie, der Wagen wartet.“
„Was ist mit Mo?“
„Sein Vater kann nach ihm schauen. Sie sind doch nicht sein Kindermädchen.“
9. KAPITEL
Die Mitglieder des gegnerischen Teams waren mit ihren Frauen zum Essen eingeladen. Im Anschluss wurde das Spiel noch einmal erörtert. Jack war bester Laune, und Marie stand ihm darin nicht nach. Charles und Elizabeth dagegen wirkten etwas angespannt.
Bridget genoss den Abend, obwohl sie wenig zu der Unterhaltung beizusteuern hatte. Es war interessant, Rashid inmitten seinesgleichen zu beobachten. Bisher kannte sie ihn nur mit seinen englischen Freunden.
Morgen Abend war der Staatsempfang, und für übermorgen hatte Rashid alle zum Strand eingeladen. Am Mittwoch kommender Woche würden die Gäste abreisen. Bridget plante, mit ihnen zum Flughafen zu fahren. Gleich Montag früh, bevor sie zum Strand gingen, würde sie einen Flug buchen. Hoffentlich war das nicht zu kurzfristig.
Einen Moment fürchtete sie sich wieder vor zu Hause und den Pflichten, die sie dort erwarteten, aber dann entschloss sie sich, Antonio um Hilfe zu bitten. Zuversichtlich atmete sie auf.
Am Sonntagabend war Bridget zur verabredeten Zeit fertig. Sie betrachtete sich in dem mannshohen Wandspiegel. Marie hatte darauf bestanden, ihr das Haar aufzustecken. Ein paar Strähnen umspielten locker ihr Gesicht.
Das cremefarbene Kleid war ein Traum. Die Farbe schmeichelte ihrem Teint, und der Schnitt saß perfekt. Bridget liebte das Gefühl des Stoffs, der sich wie eine zweite Haut um ihren Körper schmiegte.
Sie verließ ihr Zimmer und ging in die Halle hinunter, um Mo gute Nacht zu sagen. Als sie an seine Tür klopfte, öffnete ihr Rashid. Er war in sein formelles Gewand gehüllt und sah atemberaubend gut aus. Bridgets Herz schlug schneller, und dann zog es sich vor Wehmut zusammen. Wenn sie doch nur nicht abreisen müsste …
Rashid starrte Bridget an. Noch nie hatte er eine so schöne Frau gesehen. Das Kleid war wie für sie gemacht. Keine andere Frau könnte es mit so viel Eleganz und Perfektion tragen wie Bridget. Ihr Haar war aufgesteckt, und es reizte ihn, die Nadeln zu entfernen, um die seidigen Strähnen über ihre cremeweißen Schultern fallen zu sehen. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie weich sie sich anfühlten …
„Ich wollte Mo gute Nacht sagen“, sagte sie leise. Ihre Augen wirkten riesengroß, und ihre Wangen waren gerötet.
Jegliches Pflichtgefühl wich aus Rashids Denken. Er wollte den Abend mit ihr allein verbringen. Kein Ton kam über seine Lippen, er konnte nur lächeln.
„Bridget, du siehst wunderschön aus!“, rief Mo und drängte sich an seinem Vater vorbei. „Wie eine Märchenprinzessin.“
Bridget lächelte, und Rashid fühlte einen Anflug von Eifersucht in sich aufsteigen. Er wollte, dass sie ihn auch so liebevoll ansah.
„Da kenne ich mich nicht aus, aber das Kleid ist toll, nicht wahr? Meine Cousine hat es mir gekauft. Ich liebe es.“
Bridget drehte sich einmal um die eigene Achse, um Mo das Kleid vorzuführen. Obwohl es Rashid leidtat, dass ihr Vater gestorben war, verdankte er doch diesem Umstand, dass Bridget nun hier war. Wenn Francesca ihn nicht gebeten hätte, sie zur Beerdigung zu fliegen, hätte er sie nie kennengelernt.
„Wie nett von Francesca. Hat sie Ihnen auch die anderen Sachen geschenkt?“,
Weitere Kostenlose Bücher