"Träume aus 1001 Nacht" 6
Ohren nicht.
„Das reicht“, sagte Rashid ruhig.
„Entweder bist du so blind wie Charles, oder es ist dir gleichgültig, Rashid. Lasst ihr euch alle von einem schönen Gesicht blenden? Francesca benutzt euch doch nur. Dich, Charles. Sie lässt sich teure Kleider von dir schenken und genießt hier ihren Urlaub. Was bekommst du als Gegenleistung? Sie lädt dir ihre Cousine auf und lässt dich ihre Kleider zahlen und sie unterhalten. Was kommt als Nächstes? Eine italienische Großmutter, eine alte Tante?“
„Was für Kleider?“ Bridget sank das Herz. „Elizabeth, wovon sprechen Sie?“
„Die Sie am Leib tragen natürlich. Jetzt sagen Sie nicht, Sie wussten nicht, dass Rashid sie bezahlt hat.“
„Francesca hat sie mir geschenkt.“
„Sag es ihr“, forderte Elizabeth Rashid auf. „Sag ihr, wie gerne Francesca dein Geld ausgibt, als sei es ihr eigenes.“
Bridget wandte sich an Rashid. „Rashid, Sie haben doch nicht für diese Kleider bezahlt, oder?“
„Es war nichts, Bridget. Es hat mir Freude gemacht.“
„Ich dachte, Francesca hätte sie mir geschenkt.“ Bridget konnte es nicht fassen. Sie hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass Francesca sie bezahlt hatte. Sie konnte sich doch von Rashid nichts schenken lassen! Damals hatte er sie nicht mal einen Tag gekannt! Und es war keine kleine Geste gewesen. Diese Kleider hatten ein Vermögen gekostet.
„Es ist in Ordnung“, sagte er gepresst.
„Absolut nicht. Ich werde Ihnen das Geld zurückgeben“, widersprach sie bestimmt.
Elizabeth lachte freudlos. „Das ist leicht gesagt. Das ist Haute-Couture-Ware. Die kosten wahrscheinlich mehr, als eine Bibliothekarin in einem ganzen Jahr verdient …“
„Genug. Elizabeth, bitte halte dich da raus. Bridget, ich wünsche nicht, dass Sie mir etwas zurückzahlen. Ist das klar?“
Bridget nickte. Niemals hätte sie solch ein Geschenk von Rashid angenommen, wenn sie geahnt hätte, dass er zahlen würde.
„Ich will immer noch heute Nacht abreisen“, wiederholte Elizabeth steif.
„Um diese Uhrzeit gehen keine Flieger nach England“, erklärte Rashid vernünftig.
„Dann steige ich in einem Hotel am Flughafen ab.“
Bridget sah aus dem Fenster. Einen Moment lang wünschte sie, sie könnte mit Elizabeth zurückfliegen. Wussten noch andere Gäste, dass Rashid die Kleider bezahlt hatte?
An der Villa angelangt, half Rashid Bridget und Elizabeth aus dem Wagen. Elizabeth ging sofort die Treppe hinauf. „Ich packe.“
„Um acht morgen früh steht ein Wagen für dich bereit. Du kannst jetzt nicht fahren“, sagte Rashid.
Elizabeth zögerte einen Moment, dann nickte sie. „Gut. Dann gleich morgen früh.“ Hoch erhobenen Hauptes ging sie zu ihrem Zimmer davon.
Rashid sah Bridget an. „Möchten Sie auch sofort schlafen, oder haben Sie noch einen Moment für mich? Wollen wir noch etwas trinken?“
Bridget schüttelte den Kopf. „Wegen der Kleider …“
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. „Ich möchte nichts mehr von den Kleidern hören. Genießen Sie sie. Sie sehen entzückend darin aus, und Elizabeths Worten zum Trotz waren sie gar nicht so teuer. Kommen Sie. Wir haben den Salon für uns. Meine Großmutter schläft schon, und die anderen kommen sicher erst spät.“
Als sie im Salon saßen, nippte Bridget an der Tasse Tee, die Rashid ihr gereicht hatte. „Was ist wohl zwischen Elizabeth und Charles vorgefallen?“
„Er hat anderen Frauen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich weiß, dass Elizabeth auf einen Heiratsantrag gehofft hat, und den hat er nicht geliefert.“
„Das sieht Ihnen ähnlich. Ein Heiratsantrag wird nicht geliefert. Das hat etwas mit Romantik zu tun und nicht mit Geschäften.“
„Hätte er ihr Rosenblüten zu Füßen werfen und wortgewaltig um ihre Hand anhalten sollen, bevor er seine Freiheit auf ewig verloren hätte?“
Bridget lachte. „Ich kann mir Charles nicht in dieser Rolle vorstellen. Und was die eingebüßte Freiheit angeht – haben Sie sich in Ihrer Ehe eingesperrt gefühlt?“
„Nein, aber schauen Sie sich Mikeil an. Er kann keinen Schritt ohne Yasmin tun.“
„Das ist sehr romantisch. Sie vergöttern einander, und es schert sie keinen Deut, was die anderen denken.“ Versonnen blickte sie in den Garten hinaus. „Eine solche Liebe ersehnte ich mir auch“, sagte sie weich.
„Ersehnten in der Vergangenheit?“, hakte Rashid nach.
Bridget biss sich auf die Lippe. „Ersehne. Ich würde eher ledig bleiben, als ohne Liebe zu heiraten.“ Oder
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